Renate Kosuch

Introvision


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im Jahr 2013 an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der TH Köln zurück. Zudem hat sie innere Konflikte im Berufsalltag analysiert und dabei auf der Grundlage der Methode des Nachträglichen Lauten Denkens die Methode des konfliktfokussierten Interviews zur Erfassung subjektiver Imperative entwickelt, in einer empirischen Untersuchung von Konflikten von Männern und Frauen im Bereich der Naturwissenschaften angewandt und die Ergebnisse empirisch ausgewertet1. Sie setzt Introvision ein bei der Gestaltung von Veränderungsprozessen in Organisationen2, im Kontext der Vermeidung von freiheitsentziehenden Maßnahmen in der häuslichen Pflege und zur Erleichterung des Erlernens von Beratungsmethoden3.

      Prof. Dr. MHEd. Telse Iwers lehrt Pädagogische Psychologie an der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg. Seit 25 Jahren befasst sie sich mit der Auflösung innerer Konflikte in Beratungs- und Supervisionsprozessen sowie im Kontext von Interkulturalität und pädagogischer Professionalität. Ihr Verdienst ist es u. a., 2001 den Begriff Introvision dafür erfunden zu haben.

      Alle Autorinnen verfügen über umfangreiche Erfahrungen sowohl in der Forschung und Entwicklung als auch in der praktischen Vermittlung der Introvision.

      Zur 2. Auflage

      Die hier vorgelegte zweite, überarbeitete Auflage dieses Praxisbuchs spiegelt die kontinuierliche Weiterentwicklung der Introvision in Theorie, Forschung und Praxis wider. Die Theorie der mentalen Introferenz wurde seit 2015 von der Erstautorin, Angelika C. Wagner4, zu einer Grundlagentheorie der Entstehung von Gelassenheit weiterentwickelt; in diesem Zusammenhang wurde Kapitel 2 von ihr weitgehend neu geschrieben.

      Weiterführende Forschungsergebnisse (so z. B. das Gelassenheitsbarometer von Prof. Dr. Renate Kosuch im Anhang dieses Buchs) sowie neue Impulse für die Praxis und die gelingende Anwendung von Introvision kommen aus der laufenden Forschung, aus der Praxis, von Teilnehmenden und Veranstalterinnen der Weiterbildungskurse ebenso wie aus hochschulbegleiteten Transferprojekten.

      Prof. Dr. Angelika C. Wagner hat neben der Weiterentwicklung der Theorie der mentalen Introferenz zu einer allgemeinen Theorie der Gelassenheit seit März 2014 ein Promotionsvorhaben initiiert und betreut, das von Kamala Klebanova durchgeführt wird. Es handelt sich um ein Interventionsforschungsprojekt zur Wirksamkeit der Introvision bei der Verringerung von Prüfungsangst und zur Verbesserung der Gedächtnisleistung bei Oberstufenschülerinnen und -schülern, in enger Kooperation mit dem Sonderforschungsbereich »Plastizität des Gehirns«5 an der Universität Lübeck. Darüber hinaus hat sie die Entwicklung weiterer, derzeit laufender empirischer drittmittelgeförderter Untersuchungen (u. a. Introvision bei Migräne sowie Introvision im betrieblichen Gesundheitsmanagement) konzeptionell begleitet. Parallel dazu treibt sie die Entwicklung der Praxis der Introvision weiter voran: durch die Entwicklung neuer KAW-Übungen, durch Vorträge und Workshops zur Einführung in die Introvision für unterschiedliche Zielgruppen, sowie durch Aufbaumodule zur Weiterbildung von in Hamburg ausgebildeten Introvisionsberaterinnen und -beratern.

      Prof. Dr. Renate Kosuch hat seit 2015 an der Förderung von Gelassenheit als einen bedeutsamen Aspekt in der rechtlichen Betreuung – insbesondere im Prozess der Unterstützung von Menschen mit behinderungs- oder krankheitsbedingten Einschränkungen in ihrer Entscheidungsfähigkeit gearbeitet6 und damit ihren Themenschwerpunkt der Bedeutung von Gelassenheit in sozialen Interaktionen weiter ausgebaut. Im Rahmen der Gelassenheitsförderung für pflegende Angehörige von an Alzheimer erkrankten Menschen hat sie7das hier vorgelegte Gelassenheitsbarometer8 zur Selbstreflexion in vielfältigen Kontexten entwickelt (

Anhang). Neuere Veröffentlichungen dazu finden sich im Literaturverzeichnis.

      Prof. Dr. Telse A. Iwers hat seit 2015 neben verschiedenen Vortragstätigkeiten Forschungsprojekte zur Untersuchung des Zusammenhanges von Introvision und antinomischen Spannungen ebenso wie des Zusammenhanges zwischen Introvision und Achtsamkeit durchgeführt und begleitet. Zu dem zweiten Themengebiet hat sie eine Ringvorlesung organisiert und arbeitet aktuell an der Weiterentwicklung von Achtsamkeitsförderung durch Introvision im Rahmen pädagogischer Professionalisierung. Ebenso bietet sie in interkulturellen Lehrprojekten gemeinsam mit der University of Education Winneba (Ghana) introvisionsbasierte Trainingseinheiten zur Dekonstruktion und Rekonstruktion subjektiver Theorien von Zugehörigkeit und Nichtzugehörigkeit und zum Umgang mit Ungewissheit an. Als Sprecherin der Kommission Pädagogik und Humanistische Psychologie der DGFE hat sie eine Tagung zum Thema ›Vielfalt thematisieren‹ organisiert, auf der u. a. Fragen der Auflösung innerer Konflikte mit Situationen von Ungewissheit und Fremdheit diskutiert wurden.

      Anlässlich des Jubiläums zu 40 Jahren Forschung und Praxis der Introvision fand im September 2017 eine zweitägige Tagung an der Universität Hamburg statt. Deutlich wurde dabei auch wie gesellschaftlich bedeutsam die Förderung von Gelassenheit heute ist9.

      Danksagung

      Wir bedanken uns bei den folgenden Personen und Institutionen, die für die Entstehung dieses Buches (1. und 2. Auflage) wichtig waren: Malin Hildebrandt für die gemeinsam mit A. C. Wagner entwickelten Abbildungen, Alina Laskowski für die Unterstützung bei der Erstellung des Manuskriptes, der ersten Auflage, all den Personen, die uns erlaubt haben, aus ihren Erfahrungsberichten zu zitieren sowie dem Kohlhammer Verlag für die sehr gute, intensive Unterstützung und Betreuung, insbesondere Ruprecht Poensgen (1. und 2. Aufl.), Joachim Walter, Celestina Filbrandt, Carina Eckert (1. Aufl.) und Annika Grupp (2. Aufl.). Dank gilt auch der TH Köln für die Gewährung eines Forschungssemesters (Renate Kosuch). Darüber hinaus danken wir unseren Familien, Freundinnen und Freunden für ihre Geduld, Gesprächsbereitschaft und Rückenstärkung, den Mitgliedern der Forschungsgruppe Introvision sowie des Vereins für Introvision und – last but not least – den vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer Seminare und Workshops, deren Nachfragen und Erfahrungen uns herausgefordert haben, die Vermittlung der Introvision zugleich differenziert, zugänglicher und alltagstauglich zu machen.

      Lesehinweise

      Dieses Buch ist als Einführungskurs aufgebaut. Es ist zugleich ein wissenschaftliches Fachbuch, in dem Leserinnen und Leser auch auf theoretischer Basis in die wissenschaftlichen Zusammenhänge der Introvision eingeführt werden. Damit das Buch sich möglichst flüssig liest, haben wir uns dafür entschieden, Literatur- und sonstige weiterführende wissenschaftliche Hinweise als »Anmerkungen« am Ende des Buches aufzuführen. In einer Reihe von Fällen werden Berichte von Introvisionsanwenderinnen und -anwendern wiedergegeben. Zur Wahrung der Anonymität erfolgt der Quellennachweis hier über eine Nummer am Ende des Zitats. Nähere Hinweise hierzu finden sich am Ende des Literaturverzeichnisses. Wir empfehlen, das Buch chronologisch zu lesen, denn die Kapitel bauen aufeinander auf. Sie sind Bestandteil eines umfangreichen Kurses in Gelassenheit – egal ob theoretische Hintergrundinformation oder praktische Übung im Vordergrund stehen. Alles zusammen bildet die Grundlage der Selbstanwendung und Beratung.

      Ziel der Introvision ist es, Problemen gelassen ins Auge zu schauen – und so wieder gelassen zu werden in Situationen, in denen einem das schwerfällt. In diesem Buch geht es also in erster Linie um innere Probleme, um diejenigen Konflikte, Ängste, Ärger, Blockaden, die es uns schwer machen, im Alltag gelassen zu bleiben. Bei der Introvision geht es darum, diese inneren Konflikte nicht nur abzumildern, sondern von der Wurzel her aufzulösen. In diesem Buch wird erklärt, wie das geht: was Gelassenheit bedeutet (

Kap. 1), wieso es sinnvoll ist, Problemen »gelassen ins Auge zu schauen« (
Kap. 2), wie sich das praktisch üben lässt (
Kap. 3), wie sich das »Auge