Fensterladen eine so schauerliche Wirkung, dass es der ganzen Nachbarschaft vor dem Hause graute und sie es geradezu für den Versammlungsort von Kobolden erklärte. Ich entsinne mich des alten Gebäudes sehr wohl; denn ich erinnere mich, wie oft ich, als müßiger, unbändiger Junge, mich mit einigen meiner gottlosen Spielgefährten, des Nachmittags an Festtagen, wenn wir auf einen Freibeuterzug in die Obstgärten ausgingen, bei demselben umhergetrieben habe. Nahe bei dem Hause stand ein Baum, der die allerschönsten, anlockenden Früchte trug; aber es war behexter Boden; denn man erzählte sich so viele furchtbare Geschichten von dem Orte, dass wir es gar nicht wagten, uns ihm zu nähern. Zuweilen wagten wir uns in einen Haufen hinein und näherten uns dem Hesperiden-Baume, wobei wir immer ein Auge auf das alte Gebäude richteten und scheue Blicke auf seine zertrümmerten Fenster warfen: in dem Augenblicke aber, wo wir uns unserer Beute bemächtigen wollten, konnte ein Ausruf von einem aus der Schaar, oder ein zufälliges Geräusch, uns alle in den tödlichsten Schrecken versetzen, und wir jagten über Hals und Kopf davon, und standen erst auf der Landstraße still. Da wurden dann gewiss eine Menge schrecklicher Geschichten von sonderbaren Tönen und Seufzern, oder von irgendeinem scheußlichen Gesicht, das sich plötzlich an einem der Fenster sehen gelassen, erzählt. Nach und nach wagten wir uns gar nicht mehr in die einsame Gegend, sondern blieben in der Entfernung stehen und warfen Steine nach dem Gebäude, und es lag etwas schreckhaft Angenehmes in dem Tone, wie sie auf dem Dache hin klapperten, oder zuweilen einige Bruchstücke Glas aus den Fenstern schlugen, dass sie klingend herabfielen.
Der Ursprung dieses Hauses verlor sich in die Dunkelheit, welche die frühere Zeit der Provinz bedeckt, als sie unter der Herrschaft Ihrer Hochmögenden, der Generalstaaten, stand. Einige behaupteten, es sei ein Landhaus des Wilhelm Kieft, gewöhnlich der Mürrische genannt, eines der holländischen Statthalter von Neu-Amsterdam gewesen; andere sagten, es sei von einem Seeoffizier erbaut worden, der unter van Tromp gedient und, da man ihn zurückgesetzt, aus Verdruss den Dienst aufgegeben habe, ein Philosoph geworden sei, und seinen ganzen Reichtum hierhergebracht habe, um nach seiner Laune leben zu können, und die Welt zu verachten. Die Veranlassung zu dem gänzlichen Verfalle des Hauses war ebenfalls ein Gegenstand des Streites; einige behaupten, ein Prozess darüber schwebe vor Gericht, und es habe bereits mehr Prozesskosten verursacht, als es wert sei; die am allgemeinsten angenommene und folglich wahrscheinlichste Ursache war aber die, dass es darin umgehe, und dass Niemand ruhig darin leben könne. In der Tat konnten auch nur wenig Zweifel darüber obwalten, dass dies der Fall sei: es wurden so manche Geschichten erzählt, welche dies bestätigten, – es war keine alte Frau in der Gegend, welche nicht wenigstens ein Dutzend der Art liefern konnte. Ein alter grauköpfiger Kerl von Neger, der dicht dabei wohnte, hatte einen ganzen Sack voll davon zu erzählen, von denen manche ihm selbst begegnet waren. Ich erinnere mich noch sehr wohl, wie ich manches Mal mit meinen Schulkameraden mich bei ihm aufgehalten, und mir einige derselben habe erzählen lassen. Der alte Mensch wohnte in einer Hütte, mitten auf einem kleinen, mit Kartoffeln und Mais bestellten Fleck Landes, den sein Herr, bei seiner Freilassung, ihm geschenkt hatte. Er kam wohl zu uns heraus, mit seiner Hacke in der Hand, und erzählte uns, während wir, wie eine Reihe Schwalben, in dem milden Zwielicht eines Sommerabends auf den Zaunpfählen saßen, so grausende Geschichten, die er mit einem so furchtbaren Rollen seiner weißen Augen begleitete, dass wir uns, wenn wir nachher im Dunkel nach Hause zurückkehrten, beinahe vor unsern eigenen Fußtritten fürchteten.
Armer alter Pompejus! manche Jahre sind verflossen, seitdem er gestorben ist, und den Geistern Gesellschaft leistet, von denen er so gern erzählte. Er ward in einer Ecke seines eigenen kleinen Kartoffelfeldes begraben: der Pflug ging bald über sein Grab, machte es dem übrigen Felde gleich, und Niemand dachte mehr an den grauköpfigen Neger. Durch einen eigenen Zufall ging ich einmal mehrere Jahre nachher, als ich schon zu einem jungen Mann herangewachsen war, in der Gegend spazieren, und fand einen Haufen Leute mit einander über einen Schädel schwatzen, der soeben durch eine Pflugschaar zum Vorschein gekommen war. Natürlich hatten sich Alle dahin entschieden, dass er das Gebein Jemandes sei, der ermordet worden, wobei zugleich einige Erzählungen vom Spuk-Haus auf das Tapet gebracht wurden. Ich erriet sogleich, dass es der Schädel des armen Pompejus sei, schwieg aber, denn ich hüte mich viel zu sehr, die Genüsse anderer Leute zu stören, als dass ich je eine Geschichte von einem Geiste oder einem Morde verderben sollte. Ich trug jedoch Sorge, die Gebeine meines alten Freundes an einem Orte begraben zu lassen, wo sie nicht so leicht wieder beunruhigt werden konnten. Wie ich auf dem Rasen saß und dem Begräbnis zusah, geriet ich in eine kurze Unterhaltung mit einem alten Herr aus der Nachbarschaft, Johann Josse Vandermoer genannt, einem freundlichen, geschwätzigen Manne, dessen ganzes Leben nur mit dem Hören und Wiedererzählen der Neuigkeiten in der Provinz hinging. Er erinnerte sich des alten Pompejus und seiner Geschichten vom Spuk-Hause noch sehr wohl; aber er versicherte mich, dass er eine wisse, die viel abenteuerlicher sei, als alle, die Pompejus je erzählt habe; und als ich große Neugierde bezeigte, sie zu hören, setzte er sich auf den Rasen neben mir nieder, und erzählte folgende Geschichte. Ich habe mich bemüht, sie, so viel als möglich, mit seinen eigenen Worten wiederzugeben; allein es ist jetzt viele Jahre her, und ich bin alt geworden, und mein Gedächtnis ist nicht das beste. Ich kann deswegen für die Sprache nicht einstehen; aber was Tatsachen betrifft, darin bin ich sehr genau.
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