erst bei einer solchen Analyse klar.
Wörterbücher jeder Art werden heute bevorzugt über das Internet genutzt. Sofern man sich nicht nur auf LEO stützt, ist das inzwischen allgemein akzeptiert – es gibt eine große Menge im Internet frei zugänglicher klassischer Wörterbücher. Denn Wörterbücher sind wichtig, und zwar jede Art von Wörterbuch (auch in gedruckter Form), darunter Bildwörterbücher (einsprachig und mehrsprachig), Fachwörterbücher und Glossare. Oft merkt man erst beim Übersetzen, dass viele Unterhaltungsfilme einen hohen FachwortanteilFachwortanteil haben. Terminologiedatenbanken sind für geübte Übersetzer, die im Team an einer audiovisuellen Übersetzung arbeiten, eine echte Hilfe, besonders bei Dokumentarfilmen. Dazu kommen Lexika.
1.3.2 Barrierefreiheit
Im Prinzip kann man bei jeder Übersetzung davon sprechen, dass sie Barrieren beseitigt. In der Praxis wird der Begriff jedoch nur dort eingesetzt, wo Menschen mit Behinderungen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erleichtert oder ermöglicht wird.
Der Bereich Barrierefreiheit ist der Bereich, in dem gerade im deutschsprachigen Raum in den letzten Jahren eine große Zahl an Forschungsarbeiten erschienen ist. Es wurden neue Standards gesetzt und neue Technologien entwickelt wie GretaGreta. Dieser Trend entspricht der allgemeinen Entwicklung in unserer Gesellschaft. Niederflurbusse, Rollstuhlrampen, Museumsführungen für Blinde, verbesserter Hörgeräte-Empfang z. B. in Kirchen und das Recht auf eine Verdolmetschung in GebärdenspracheGebärdensprache gehören zum Alltag. Deutschland hatte da durchaus Nachholbedarf. In Großbritannien war es schon in den 1990ern üblich, dass Theaterstücke einmal pro Saison mit GebärdensprachdolmetscherGebärdensprachdolmetscher und einmal mit AudiodeskriptionAudiodeskription (in speziell ausgerüsteten Sitzreihen) aufgeführt wurden.
1.3.3 Forschung
Nicht jeder Übersetzungs- oder Kommunikationswissenschaftler ist an einer praktischen Tätigkeit in der audiovisuellen Übersetzung interessiert; auch Forschungsfragen sind wichtig für die Wahrnehmung des Faches und geben der Praxis neue Impulse. Durch die oben geschilderten technischen Veränderungen ist in den letzten zwanzig Jahren eine deutliche Zunahme an Forschungsarbeiten und eine Diversifizierung der Forschungsfragen zu diesem Thema zu beobachten. Einzelanalysen werden in größere Zusammenhänge gestellt – nicht zuletzt, weil es inzwischen eine große Menge an Einzelanalysen gibt, auf die man zurückgreifen kann. Formate und Verfahren, soziologische Aspekte und Technik, zu allem gibt es eine Fülle an wissenschaftlicher Literatur.FriendsWitzWortspielThe Big Bang Theory1 Bei allen AV-Übersetzungsverfahren gibt es Richtlinien, die in den letzten Jahren zunehmend hinterfragt und empirisch überprüft wurden. Beispiele dazu finden sich in den Kapiteln zu den einzelnen Verfahren. Im deutschsprachigen Raum konzentriert sich die aktuelle Forschung klar auf den Bereich BarrierefreiheitBarrierefreiheit, wo auch ausführliche empirische Untersuchungen durchgeführt wurden und werden. Wie groß die Zunahme an AV-Themen in der Forschung ist, sieht man, wenn man das Inhaltsverzeichnis einer Zeitschrift wie JOSTRANS Jahr für Jahr durchschaut: Von den gelegentlichen AV-Artikeln in den frühen 2000ern gibt es eine Entwicklung hin zur AV-Übersetzung als dominantem Forschungsthema, wobei hier sehr viele Vertreter der AV-Übersetzungsforschung im Board sind.
Vor allem haben sich die Forschungsarbeiten in den übersetzungswissenschaftlichen Raum hinein bewegt, während frühere Arbeiten vorzugsweise in den Kommunikations- und Medienwissenschaften entstanden. Es finden in kurzen Abständen Fachkongresse ausschließlich zur audiovisuellen Übersetzung statt, so dass sich Gelegenheiten zum wissenschaftlichen Austausch bieten. Besonders bekannt sind die alle zwei Jahre an wechselnden Orten stattfindende „Media for All“, die seit 2005 sehr erfolgreich läuft und den besten Überblick über die aktuelle Forschung zu sämtlichen Verfahren der AV-Übersetzung bietet. Sie hat sich zu einer der größten Tagungen überhaupt im übersetzungswissenschaftlichen Bereich entwickelt. Um es anschaulich zu beschreiben: Bei den ersten beiden Kongressen dieser Serie konnten noch alle Teilnehmer abends gemeinsam essen gehen. Inzwischen geht die Teilnehmerzahl in die Hunderte. Stärker praxisorientiert ist die „Languages and the Media“, die ebenfalls alle zwei Jahre stattfindet (in den geraden Jahren); Tagungsort ist Berlin. Dort werden durchaus auch wissenschaftliche Ergebnisse präsentiert, der Fokus liegt aber auf aktueller Software und Veränderungen auf dem Markt. Dafür kann man hier besser Kontakte zur Praxis knüpfen. Auf beiden Tagungen werden Filme und das Internet ebenso behandelt wie Games. In den letzten Jahren entstanden auch Forschungsgruppen auf europäischer Ebene. Dazu kommt, dass zunehmend auch auf nicht speziell orientierten sprach- oder medienwissenschaftlichen Tagungen Beiträge zur audiovisuellen Übersetzung geboten werden. Schließlich gibt es seit 2010 die „Fun for All“, eine spezialisierte Tagung für die Game-Lokalisierung.
Im Zeitschriftenbereich ist das 2018 gegründete Journal of Audiovisual Translation ausschließlich auf diese Übersetzungsformen spezialisiert; allerdings sind noch nicht viele Ausgaben erschienen. Sonst ist besonders die oben erwähnte JOSTRANS empfehlenswert; dort wird eine Vielzahl von Fachartikeln zur audiovisuellen Übersetzung publiziert (www.jostrans.org). Auch die Zeitschrift Meta (www.erudit.org/en/journals/meta/) bietet hin und wieder Sondernummern zur audiovisuellen Übersetzung, ebenso inTRAlinea (Uni Bologna, https://intralinea.org). Ältere Ausgaben von Meta sind auch im Internet frei zugänglich. Trans-kom bietet trotz einer stärkeren Orientierung an fachsprachlicher Übersetzung immer wieder Untersuchungen zu AV-Themen oder Themen aus dem Bereich Barrierefreiheit (www.trans-kom.eu). Dazu kommen die New Voices in Translation Studies (www.iatis.org/index.php/new-voices-in-translation-studies) aus Finnland, die Revista Tradumàtica aus Barcelona (https://revistes.uab.cat/tradumatica/index) und TranscUlturAl – A Journal of Translation and Cultural Studies von der Universität Alberta in Kanada (https://journals.library.ualberta.ca/tc/index.php/TC/issue/view/1941).
Diese Zeitschriften haben alle Peer-Review-Systeme, sind aber im Internet leicht zu finden und erheben keine Zugangskosten (meist auch keine Autorenkosten). Das heißt nicht, dass Print-Zeitschriften wie Target, eine der hervorragendsten Zeitschriften zur Translatologie und eine der ersten, in denen Artikel zur AV-Übersetzung publiziert wurden, keine wichtigen Quellen wären. Zu den Online-Zeitschriften mit kostenpflichtigem Zugriff, die viele Beiträge zur AV-Übersetzung bieten, gehören The Translator (www.tandfonline.com/toc/rtrn20/24/4?nav=tocList), Perspectives: Studies in Translation Theory and Practice (www.tandfonline.com/toc/rmps20/current) und Across Languages and Cultures – A Multidisciplinary Journal for Translation and Interpreting Studies (https://akademiai.com/loi/084). Hier ist man auf einen Zugang über die Hochschule angewiesen; die Abstracts kann man jedoch meist kostenlos ansehen. Es bleibt natürlich immer die Möglichkeit, den jeweiligen Autor um Hilfe zu bitten.
Bei Verlagen wie Benjamins und Frank&Timme erscheinen zudem regelmäßig wissenschaftliche Untersuchungen wie auch didaktisch orientierte Werke zur AV-Übersetzung.
Forschungsliteratur, die sich auf einzelne Verfahren bezieht, wird in den entsprechenden Kapiteln angeführt. Überblickswerke sind selten. Das bisher umfassendste Werk zum Thema AV-Übersetzung, das sowohl die Praxis wie auch die unterschiedlichsten Forschungsansätze beleuchtet, ist Pérez González 2014. Das von Díaz Cintas 2008 herausgegebene The Didactics of Audiovisual Translation ist auch heute noch eine ausgezeichnete Einführung in die unterschiedlichen Verfahren. Gambier gehört zu den Pionieren auf dem Gebiet der AV-Übersetzungsforschung und gibt in seinen diversen Arbeiten einen Überblick über verschiedene Verfahren. Einen sehr ausführlichen