die den Krieg überlebten sahen
still den Wohlstand entstehen.
Autos, Medien, Elektrogeräte
die Wirtschaft blühte auf.
Der Lohn der Arbeit war
klein und Angespartes
reichte nicht weit.
Folglich blieben
die Schränke leer
man improvisierte
heiter weiter und ließ
sich von nichts beirren.
Eine Tafel Schokolade
beispielsweise ergab
für jeden in der Familie
ein aufgeteiltes Etwas, das
fein im Mund zerschmolz.
Glücklich sahen wir uns an.
Heute in der Gegenwart
genießt die Annemarie
ihr Schriftsteller sein.
Sie textet mit Mut.
„Das Leben selbst
schreibt ein Buch“
gemütlich daheim in
ihrer Schreibkanzlei.
Heimatstadt Mayen
Wertschätzung möchte
gezielt komplimentieren:
Die Heimatstadt Mayen
darf jubilieren, schwärmen
von der Burg am Markt,
von den Toren der Stadt
und den engen Gassen
entlang dem Nette-Bach.
Ebenso bewundernswert
ist der jährliche Lukasmarkt,
die Burgfestspiele sowie
der Adventmarkt, wenn der
Lichterglanz in der Stadt
Festtagsstimmung macht.
Pathetisch man verspricht:
Ich vergesse Mayen nicht.
In dieser meiner Heimatstadt,
in der ich aufgewachsen bin,
stand die Wiege des Werdens
und die Prägung des SEINS.
Annemarie
Tagebuch
Von den drei Schwestern war Annemarie die Jüngste der fröhlich gelaunten Rasselbande. Die Eltern liebten sie sehr und bemerkten früh, dass Annemarie viel schwächer war als die beiden anderen Mädchen im Umgang mit den Anforderungen des alltäglichen Lebens. Deshalb bat die Mutter die zwei um Rücksicht und Verständnis für das kränkliche Verhalten von Annemarie.
Genau dieses vermochten die Schwestern nicht hören und bauten eine unsichtbare graue Mauer um Annemarie, die unendlich traurig wurde und kaum noch lachen konnte. Sie fühlte sich allein. Warum spielten die Schwestern plötzlich nicht mehr mit ihr? Wieso tuschelten sie unentwegt hinter ihrem Rücken? Dieses Verschmähen schmerzte so arg wie ein aufgelegter Stein auf ein krankes Herz und zartes Gemüt.
Wie gern wäre sie mit ihnen gelaufen und auf kleine Bäume geklettert. Annemarie weinte bitterlich und redete mit den Eltern darüber.
Kurze Zeit später, nach dem Besuch beim Kinderarzt, bei dem ein Herzklappenfehler entdeckt worden war, kam für Annemarie die Erlösung. Sie erlebte die Veränderung ihrer Schwestern, die nie mehr die Schwächen als Ausreden oder Tüttel-Verhalten bewerteten. Deren Einsicht schenkte Annemarie Liebe und Licht. Sie lachte wie vorher, bastelte mit Frohsinn und Spaß kunterbunte Dekorationen für ihr Kinderzimmer. Trotz der guten Laune fühlte sich Annemarie mehr und mehr kräftemäßig wie schachmatt.
Sie ließ es niemanden merken, liebte die Sonne, die Wärme, das Licht. Still bewegt bewunderte sie die Ausdauer und Stärke der Schwestern.
Annemarie schrieb vieles in ihr Tagebuch, um das sie heute alle beneiden. So oft drückt sie es beherzt an ihre Brust, denn schwarz auf weiß stehen die Gedanken aus der Kindheit auf Papier.
Kaufhaus
Noch heute erzählt Annemarie aus ihrem bescheidenen Leben. Sie war acht Jahre nach dem Krieg geboren und sicherlich kein verwöhntes Kind in jener von Armut geprägten Zeit.
Das kleine Etwas an Aufmerksamkeiten teilte sie selbstverständlich mit ihren älteren Schwestern, die ihrerseits auch sie bedachten, wenn es kleine Geschenke zu verteilen gab. Nie verblieb vom Wenigen viel, nur Husten und Schnupfen verteilten sich reichlich.
Einmal, so erinnerte sich Annemarie, fuhr die Familie in die nahegelegene Stadt Koblenz, um Wintersachen einzukaufen.
Gutgelaunt malte sie sich in Gedanken hübsche rote Schuhe, einen königsblauen Anorak, sowie ein buntes Nachthemdchen und Unterwäsche aus.
Heute durfte sie alles bestaunen und glückliche Stunden erleben. Annemarie jubelte in ihrem Herzen.
Die Fahrt verlief mit wenigen Gesprächen. Auch die Schwestern schienen halbwegs versunken zu sein in ihren Wünschen und Träumen, vorbei an den Habseligkeiten jener bescheidenen Zeit.
Leider passierte eine kleine Misere im großen Kaufhaus dieser Stadt. Die Familie schaute sich um in dem riesigen Sortiment der Angebote, die so erstaunlich preiswert angepriesen lockten, dass alle stehen blieben, nur Annemarie nicht.
Sie ging weiter und schaute unentwegt nach dem königsblauen Anorak aus ihren Gedanken, flanierte fröhlich umher, bewegte sich zwei Rolltreppen hoch und vergaß für viele Minuten ihre Familie.
Plötzlich blieb sie stehen. Oh je, bis zur Möbelabteilung war sie vorgedrungen. Annemarie verspürte Angst, drehte sich um und lief zurück, schaute nach rechts und links. Eine große Not überkam ihr banges Herz. Wo befanden sich die Eltern und Schwestern? Gezielt ging sie auf eine Kassiererin zu und erzählte ihr das Missgeschick.
Die Dame lächelte freundlich, nahm ein Mikrofon zur Hand und sprach: „Hier an der Kasse sieben wartet das Mädchen Annemarie auf ihre Familie! Ich wiederhole: Hier an der Kasse sieben wartet das Mädchen Annemarie auf ihre Familie!“
Wie unbeschreiblich glücklich fühlte sich Annemarie in den Armen der Mutter und niemand äußerte Kritik. Die Erfahrung des Selbstständig-Werdens war Lehre genug für Annemarie und bedurfte keiner schadenfrohen Bemerkung.
Noch an diesem Nachmittag kaufte sie mit Unterstützung der Schwestern den heißersehnten königsblauen Anorak, der diese Geschichte unvergessen machte und dankbar im Herzen bewahrte.
Schalom und Annemarie
Eine wahre Geschichte
Annemarie wohnte mit ihren Eltern und zwei Schwestern in Mayen in der Vulkaneifel. Zu ihren Hobbys zählten Schwimmen, Rodeln, kreatives Basteln und draußen spielen, am liebsten mit ihrem Cousin Schalom, der nur zwei Wochen älter war als sie. Annemarie lebte fröhlich und unbeschwert. Sie hatte mittelblondes gelocktes Haar und blaue Augen. Ihr zartes Wesen zeigte oft eine gesundheitliche Schwäche, die trotz mancher Einschränkung ihre gute Laune jedoch nicht vertreiben konnte. Aufmerksam nahm sie viele Herausforderungen an, vermochte mit Engelsgeduld und Fingerfertigkeit effektvoll zu dekorieren, vor allem zu den Kalenderfesten des Jahres. Schalom lebte still und zurückhaltend. Er hatte blonde Haare und zeigte sich stets nachdenklich und hilfsbereit, war weniger kreativ, dafür galt sein Interesse den Modeleisenbahnen, Gleisen, Schranken und motorbetriebenen Zubehörteilen. Annemarie sah in ihm ihren allerbesten Freund und Vertrauten.
Weil die Mütter Schwestern waren, sahen sich die Kinder fast täglich. Sie besuchten den gleichen Kindergarten