Maria Publig
Waldviertelblut
Kriminalroman
Zum Buch
Tödlicher Stoff Walli Winzer kann es kaum fassen! Das Herz der modebewussten Wiener PR-Agentin schlägt höher, als sie einen neuen lukrativen Auftrag übernimmt: Walli wird die neue Wohntextil-Kollektion einer türkischen Stardesignerin vorstellen. Sie ist begeistert! Bald allerdings nicht mehr, so wie einige verstörte Waldviertler. Denn während der Präsentation rollt plötzlich ein Toter aus dem kostbaren Teppich und landet direkt vor ihren Füßen. Oh Schreck, sie kennt ihn! Für diesen Sonderfall ist jedoch die Wiener Polizei zuständig. Der Täter scheint schnell gefunden, doch Walli Winzer und Dorfpolizist Sepp Grubinger zweifeln. Nicht zuletzt wegen der auffälligen Charmeoffensive des attraktiven Textilwerkdirektors. Als auch noch ein alter Bekannter der beiden in die Sache verwickelt wird, steht ihr Entschluss fest – es wird parallel ermittelt.
Maria Publig wurde in Wien geboren und verbrachte mit ihrer Familie viele Sommer im südlichen Waldviertel. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Journalistin für Tages- und Wochenzeitungen. Später wechselte sie als Moderatorin und als Redakteurin in den ORF. Bevor sie sich dem Krimischreiben zuwandte, schrieb sie Kultursachbücher, die international ausgezeichnet wurden. Wovon sie überzeugt ist: Für gute Gedanken und Kreativität muss man sich Zeit nehmen. Die gönnt sie sich zwischendurch – ziemlich oft im Waldviertel.
Impressum
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sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
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Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Sven Lang
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © fotofrank / stock.adobe.com
ISBN 978-3-8392-6810-0
Zitat
Gib das, was dir wichtig ist, nicht auf,
nur weil es nicht einfach ist.
Albert Einstein
1. Kapitel
»Das darf doch nicht wahr sein!«
Eine Frau mittleren Alters mit gepflegtem Äußeren ließ sich abrupt auf den Fahrersitz ihres geräumigen Autos fallen. Dabei hielt sie ihr linkes Bein weit von sich gestreckt, was für einen belustigenden Anblick sorgte.
»Was gibt’s da zu glotzen!«, schrie sie einer kleinen Gruppe von Teenies und einem älteren Paar unter einem Regenschirm entgegen. Sie hatten das Schritttempo verlangsamt, um dem unorthodoxen Treiben genauer zusehen zu können.
»Dieser verdammte Regen!«, fluchte Walli Winzer vor sich hin. »Da ziehe ich einmal flache Schuhe an und prompt lande ich in dieser Pfütze. Alles ist nass!«
Sie streifte den Schuh ab und leerte dessen Inhalt mit ausgestreckter Hand zurück in die vom Regenwasser aufgestaute Straßenkante.
Walli Winzer war in Eile, da sich ihre Fahrt aus dem Waldviertel über die Schnellstraße nach Wien durch den plötzlichen Regenguss verzögert hatte. Glücklicherweise fand sie sofort einen Parkplatz direkt vor dem Stadtbüro ihres neuen Klienten. Das war keineswegs selbstverständlich. Alles war in Wien dicht verbaut. Die Innenstadt der Autoflut überhaupt nicht mehr gewachsen. Weshalb man sie seit Kurzem auch sperrte. Doch Ausnahmen gab’s immer. Auch aktuell für Walli. Jetzt war aber keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Hauptsache, ein Parkplatz war da!
Walli Winzer holte schnell ein Papiertaschentuch aus ihrer neuen Mandarina-Duck-Umhängetasche und versuchte, das nasse Lederfutter ihres Halbschuhs, so gut es ging, zu trocknen. Ärgerlicherweise hatte sie sich heute Morgen für eine sandfarbige Valentino-Hose entschieden, zu der sie hellbraune, flache Lederpumps gewählt hatte. Da trug sie einmal nicht ihre geliebten High Heels, die sie sonst anhatte, und dann passierte gleich so etwas. Und das nur, weil sie ihrem Kunden entgegenkommen wollte.
Entgegenkommen. Dass sie nicht lachte!
Herbestellt hatte er sie. Regelrecht verfolgt hatte sie sich von seinen fast täglichen Anrufen gefühlt. Bis sie endlich zugesagt hatte. Und jetzt war sie da. In der Wiener Innenstadt. In der Singerstraße. Parkte vor einem alten, früheren Stadtpalais, in dem sich das Büro der Firma Bachwirken befand.
Walli Winzer hatte eigentlich vorgehabt, den Besuch bei dessen Geschäftsführer, Manfred Tuchner, erst mit anderen Wien-Terminen zu kombinieren, um die eineinhalbstündige Anreise aus Großlichten im Waldviertel effizienter zu gestalten. Aber dann war er eben so hartnäckig gewesen, dass sie in Absprache mit ihrer PR-Agentur beschloss, diesen Sondertermin einzulegen. Walli war neugierig auf das PR-Projekt, das Tuchner ihr am Telefon vage angedeutet hatte.
Doch shit! Das auch noch. Sie blickte genervt hoch.
Nein, heute war nicht ihr Tag.
Es reichte nicht, dass Walli Winzer mit ihrem triefenden, dunkelbraunen Halbschuh vor dem Lift stand und bereits merkte, dass sich ihre Zehen deutlich kühler anfühlten als jene im trockenen Nachbarschuh. Beide Exemplare sahen aus, als wäre sie morgens blind an ihren Schuhschrank gegangen und hätte wahllos nach einem linken und einem rechten Schuh gegriffen. Der eine beige und der andere dunkelbraun.
Nein! Jetzt funktionierte auch noch der Lift nicht. Walli stand vor dem Hinweisschild: Wegen Wartungsarbeiten ist der Lift derzeit außer Betrieb. Das Büro befand sich im ersten Stock, was für sie unter normalen Umständen keine Überforderung dargestellt hätte. Aber Walli Winzer wusste, dass sie jetzt de facto zwei Stockwerke vor sich hatte. Und die zogen sich durch jeweils drei gesondert gezogene Treppengänge, wie dies im 19. Jahrhundert üblich war. Das Mezzanin war nämlich eine Wiener Besonderheit. Die einstigen Erbauer erhielten durch diese Baudeklarierung ein Stockwerk an Höhe steuerfrei dazu.
Walli keuchte. Immerhin musste sie nicht in die dritte Etage. Dennoch wusste sie: Es war bloß ein schwacher Trost, den sie sich selbst für alles Bisherige spendete.
Manfred Tuchner war nicht besonders groß. Von der Statur her Walli Winzer ähnlich. Seinetwegen hatte sie sich extra für diese unsäglichen Pumps entschieden, deren linker Schuh inzwischen richtiggehend an ihrer Fußsohle klebte. Sie wollte Tuchner nicht überragen. Walli wusste aus einer gemeinsamen früheren Beziehung, dass ihn das verunsichern könnte. Auf Augenhöhe würde er mit Sicherheit zugänglicher bleiben. Weicher. Kooperationsbereiter.
Einst hatte ihre PR-Chefin und Mentorin,