Leila Robinson

Jung! Schön! Devot! Erotischer SM-Roman


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total vergessen, mich zu melden, viel los in der Schule, und ich nehme mal stark an, dass Sina dir erzählt hat, was sie mir am Wochenende um die Ohren gehauen hat? Und damit meine ich nicht die Squashbälle, auch wenn sie da tatsächlich gewonnen hat.«

      Sie hörte, wie Kim anfing zu lachen. »Klar hat sie mir das erzählt, und wenn es dich beruhigt, sie war total froh und erleichtert, dass du es so locker aufgenommen hast!«

      »Was hätte ich denn auch sagen sollen? Ich meine, hat sie erwartet, dass ich ihr die Freundschaft kündige? Ich bin lediglich etwas durch den Wind, hab gerade das Gefühl, dass jeder zweite in irgendeiner Form etwas mit SM zu tun hat. Du, Tom, jetzt Sina …«

      Draußen hatte es schon wieder begonnen, in Strömen zu regnen. Luna hatte sich ans Fenster gesetzt und das Telefon zwischen Schulter und Kopf geklemmt, um sich ein Kissen im Rücken zurechtzuschieben.

      »Bleib locker, Luna. Zum einen ist das gar nicht so, zum anderen ist es auch nichts, was irgendwie wichtig wäre. Zumindest hat es doch in einer Freundschaft keinerlei Gewicht. Abgesehen davon wärst du überrascht, wie viele Menschen darauf stehen – es sind mehr, als man denkt. Und dann bleibt da immer noch die Frage, wie man BDSM definiert. Da hat auch jeder seine eigene Ansicht, wie bei so vielem.«

      »Ja, ich weiß, du hast ja recht. War nur trotzdem erst mal irgendwie ein Schreck – hab an alles gedacht, nur nicht daran. Es passt einfach nicht zu ihr oder sagen wir, ich wäre nie darauf gekommen. Aber wenn es so ist, muss es ja irgendwie zu ihr passen.«

      Sie hörte, wie Kim nebenbei herumkramte.

      »Weißt du, ich wusste ja, dass Sina mit dir darüber reden will, und hab ihr vorgeschlagen, dass du einfach mal auf eine der Partys mitkommst, nur um zu sehen, dass das alles ganz normale Leute sind. Die Partys sind total entspannt. Das wollte sie aber erst mal nicht. Du musst dich auch jetzt nicht entscheiden, behalte es einfach mal im Hinterkopf. Was viel wichtiger ist: Wann sehen wir uns mal wieder? Also ich hab diese und nächste Woche noch Urlaub, mir ist es also egal, wann.«

      Luna überlegte kurz. »Also nachmittags wird das bei mir in den nächsten Tagen nix. Wir könnten am Mittwoch essen gehen oder du kommst auf ein Glas Wein vorbei? Am Donnerstag muss ich erst um neun los.«

      »Gut, dann bin ich am Mittwoch um sieben bei dir, auf ein Glas Wein. Ich bringe noch was zum Knabbern mit.«

      »Alles klar, dann bis Mittwoch, schönen Abend noch und grüß Tom.«

      Nachdem sie das Telefon weggelegt hatte, schaute Luna noch eine Weile hinaus – sie liebte es, in den Regen zu schauen und die Gedanken treiben zu lassen.

      Ehe sie sich versah, war es Mittwoch. Luna hatte den Kamin angemacht, denn nach dem Regen am Montag hatte es noch mal einen regelrechten Temperatursturz gegeben. Sie hatte gerade zwei Gläser hingestellt, als es an der Tür klingelte.

      »Hi, schön dass du da bist.« Luna nahm Kim in den Arm.

      Kim zog Schuhe und Jacke aus und folgte Luna ins Wohnzimmer. »Ich liebe deinen Kamin, ich hätte auch so gern einen, aber Tom ist der Meinung, dass die Arbeit dann an ihm hängen bleibt. Na, ich bekomme ihn schon noch soweit.« Sie grinste.

      Luna holte aus der Küche eine Schale für die Chips, die Kim mitgebracht hatte, und brachte den Wein mit. Sie machten es sich auf dem Sofa gemütlich. Etwas verträumt schaute Luna in ihr Glas, die rote Flüssigkeit reflektierte das Feuer.

      »Erde an Luna!« Kim wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum.

      »Keine Angst, ich hab nicht vergessen, dass du vor mir sitzt.« Luna grinste. »Man kann einfach wunderbar vor sich hinträumen. Vielleicht ist das für Tom ein Argument – dann redest du weniger.«

      Kim schnappte sich ein Sofakissen und Luna konnte gerade noch ihr Glas abstellen, bevor sie das Kissen traf. Kim grinste. »Sag das noch mal!«

      »Nein, danke, kein Bedarf, bis eben war es gemütlich«, stellte Luna mit gespielter Entrüstung fest.

      Sie nahmen die Gläser wieder in die Hand. »Auf einen schönen Abend«, prostete Luna Kim zu. Sie stießen an, tranken einen Schluck und Luna nahm sich eine Handvoll Chips.

      »Na, komm, rück schon raus, was willst du wissen?« Kim schaute Luna nun direkt an. »Du schleichst wie eine Katze um den heißen Brei, frag einfach, ich beiße nicht.«

      Luna spürte sofort, wie sie rot anlief. Sie mochte es nicht, ertappt zu werden, und Kim hatte voll ins Schwarze getroffen. Den ganzen Tag schon hatte Luna sich den Kopf zermartert, ob und wenn ja, was sie Kim fragen wollte. Eigentlich war es eine gute Gelegenheit, Sina etwas besser zu verstehen.

      »Ich weiß eigentlich überhaupt nicht, was ich fragen soll. Es schwirrt mir viel durch den Kopf, aber ich weiß nicht, wie ich es formulieren soll. Im Internet bekommt man zwar Infos, aber das sind ja mehr Fakten … Wie Sina und Marc sich kennengelernt haben und wie sie darauf gekommen ist, es auszuprobieren, hat sie mir selbst erzählt.« Sie holte tief Luft, als sie an das Gespräch oder eher gesagt Sinas Geschichte dachte. »Aber zugegeben, es hat mich auch irgendwie fasziniert, das kann ich nicht abstreiten. Ich glaube, sonst würde es mich ja auch nicht so beschäftigen.«

      Kim nickte zustimmend. »Mir ging es am Anfang nicht anders, ich war einfach von mir selbst überrascht und auch erschrocken, was für Fantasien ich habe. Aber mit Tom hat dann alles gepasst.« Sie schaute Luna direkt an. »Hast du dir Gedanken darüber gemacht, ob du uns mal begleiten willst?«

      Luna hatte sich tatsächlich Gedanken gemacht und war jedes Mal zu demselben Schluss gekommen, nämlich zu gar keinem. Sie wusste nicht, ob sie das wollte. »Ich glaube, das muss ich aus dem Bauch heraus entscheiden. Ihr könnt euch ja melden, wenn ihr mal wieder loswollt, und dann schauen wir mal, okay?«

      »Klar, kein Thema, und es muss ja auch nicht gleich die nächste Party sein, ganz wie du Bock hast.«

      Luna quittierte dies nur mit einem Nicken. »Wie läuft es eigentlich mit deiner Arbeit?«

      Kim begann zu strahlen. »Super, es gefällt mir total gut, hab mich mittlerweile eingelebt, alle Kollegen und Abläufe kennengelernt. Es macht echt Spaß!« Sie hatte vor drei Monaten den Job gewechselt, von einem kleinen Betrieb in ein großes Labor an der Uni. Sie war BTA – Biologisch-technische Assistentin – und hatte lange auf so einen Job lange gewartet. Jetzt hatte es endlich geklappt. Sie hatte sogar direkt einen unbefristeten Vertrag bekommen und das Anfangsgehalt war höher als ihr letztes. Erfolg auf ganzer Linie sozusagen.

      »Das freut mich für dich.« Luna stand auf und legte Holz nach, da das Feuer bereits weit heruntergebrannt war. Sie kam zurück zum Sofa und setzte sich wieder. »Eine Frage habe ich tatsächlich.« Kim horchte auf und schaute sie erwartungsvoll an. »Hast du bei alldem denn keine Angst? Ich meine nicht nur um dich, sondern allgemein.«

      Kim lächelte. »Nein, warum sollte ich Angst vor meinem Partner haben? Angst hat man nur, wenn man befürchtet, dass einem etwas angetan wird, was man nicht möchte, oder vor Dingen, die man nicht mag. Aber alles, was Tom tut, und auch, was Marc mit Sina tut, geschieht ja mit unserem Einverständnis. Trotz allem bespricht man, in welchem Rahmen man sich bewegt, was man auf keinen Fall will. Das gilt für beide Seiten. Hält sich einer nicht daran, stimmt etwas ganz gewaltig nicht. Das ist dann nämlich der Unterschied zwischen SM und Körperverletzung. Kannst du mir folgen?«

      In Lunas Kopf ratterte es, sie versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, wenn sie sich von jemandem bewusst Schaden oder eher gesagt Schmerzen zufügen lassen würde, und ging in Gedanken ihren Traum durch, den sie nach dem ersten Gespräch mit Sina gehabt hatte. Zumindest in ihrem Traum hatte sie tatsächlich keine Angst gehabt. Sie nickte nur stumm, damit Kim wusste, dass sie ihr zugehört hatte.

      »Es gibt viele Gefühle, an die ich dabei denke – Aufregung, Nervosität, Unsicherheit, Nervenkitzel, Erregung, Vertrauen, Schutz, Schmerz und so viel mehr, aber Angst gehört nicht dazu«, fuhr Kim fort.

      Luna schaute auf. »Ich schätze, das wird mir ein Rätsel bleiben, aber ich bin einfach froh, dass es euch ja offensichtlich damit gut geht. Und so, wie du erzählst, klingst du sehr überzeugt.« Nun lächelte sie tatsächlich,