Vera Seda

Verlangen wider Willen | Erotische Geschichten


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      »Der Hausherr selbst nimmt sich der Dame an«, bestätigte der Butler. »Möchten Sie, dass ich Ihnen noch Tee bringe?«

      »Äh … ich weiß nicht … Ja … Nein … nein. Ich brauche nichts. Vielen Dank«, Claire schloss die Tür und kehrte ins Bett zurück.

      Tatsächlich verstummte das Geschrei. Aber Claire war nun aufgewühlt. Sie fand in dieser Nacht kaum Schlaf und als sie am nächsten Tag ihre Programmpunkte mit den Schülerinnen abarbeitete, musste sie sich anstrengen, um ihre unbeschwerte Art aufrecht zu erhalten.

      Während die Schülerinnen den Unterricht in der Schule besuchten, bereitete Claire sich auf das Nachmittagsprogramm vor. Dabei waren die Ausführungen ihres Gastgebers sehr hilfreich. Tatsächlich waren die Wege, die er ihr geraten hatte, kürzer – und das Museum, zu dessen Besuch er sie ermuntert hatte, höchst interessant für die Mädchen.

      Zufrieden und gesättigt an der Freude ihrer Mädchen kehrte sie in ihr Quartier zurück. In ihrem Zimmer fand sie auf dem Bett eine handgeschriebene Einladung zum Abendessen. Die Handschrift war schwungvoll. Der Hausherr schrieb mit Füllfeder. Das hatte Stil. Claire lächelte, zog sich rasch um und folgte der Einladung in den Speisesalon, um mit dem Hausherrn zu Abend zu essen.

      »Hatten Sie einen angenehmen Tag?«, der Hausherr lächelte ihr freundlich zu, als er sie begrüßte und ihr fiel ein, dass sie noch gar nicht wusste, wie er hieß, da ja die Tinte auf dem Adresszettel unleserlich gewesen war. Claire nahm sich vor, ihn danach zu fragen.

      »Danke, es war ein ausgesprochen schöner Tag mit den Mädchen. Das Museum für ›Alte Musik‹ ist tatsächlich einen Besuch wert gewesen. Ich bedanke mich für den guten Tipp«, ging sie auf seine Frage ein.

      Er ließ das Essen servieren, und Claire genoss die Suppe aus Gemüse.

      »Köstlich, nicht wahr?«, er schien genau zu fühlen, was in ihr vorging.

      Ach ja, sie wollte ihn doch nach seinen Namen fragen …

      »Wie haben Sie letzte Nacht geschlafen?«, erkundigte sich der Hausherr und breitete seine Stoffserviette aus, um ebenfalls seine Suppe zu essen.

      Claire hielt in der Bewegung inne.

      »Es … ich habe Schreie gehört«, sagte sie.

      »Davon gehe ich aus«, sagte der Hausherr.

      »Erst dachte ich …«, Claire unterbrach sich und legte den Löffel neben die Suppentasse und ihre Hände auf die Serviette auf ihrem Schoß.

      »Es hat Sie doch hoffentlich nicht gestört?«, fragte der Hausherr.

      »Nein … also … ich … doch … ich meine – ich hoffe, es ist niemand gestürzt«, antwortete Claire.

      »Ach wissen Sie, wenn man das Ganze mit einem Sturz vergleicht, dann kann man sagen, dass die Dame, die bei der Ausübung ihrer Pflicht etwas lauter geworden ist, direkt in meine Arme abgestürzt ist. Ich habe sie sozusagen aufgefangen«, erklärte er und sah ihr in die Augen.

      »Ausübung ihrer Pflicht?«, fragte Claire irritiert.

      »Es ist die Pflicht dieser Frau, Schmerzen zu ertragen«, sagte der Hausherr und aß seine Suppe weiter.

      »Aber … wenn jemand Schmerzen hat … also, zum Beispiel durch Krankheit oder Verletzungen«, begann Claire verunsichert, »… dann kann ihr doch geholfen werden, indem sie schmerzstillende Medikamente erhält. Es gibt schmerzlindernde Anwendungen …«

      »Oh, die Dame hat schmerzlindernde Anwendungen erhalten, glauben Sie mir«, bestätigte er.

      »Ich hoffe … die Dame leidet nicht mehr ernstlich …«, Claire überlegte, welche Krankheit dermaßen schmerzhaft sein konnte.

      »Sie wird mit der Situation vertrauter werden und lernen, damit umzugehen«, sagte der Hausherr. Er hatte seine Suppe gegessen und legte den Löffel neben der Suppenschale ab.

      Claire starrte ihn an.

      »Schmeckt die Suppe nicht?«, wollte er wissen.

      »Doch, doch«, antwortete sie. »Aber ich kann gar nicht so viel essen. Die Suppe ist köstlich.«

      Er lächelte ihr zu, während der Butler das Geschirr abservierte und den nächsten Gang auftrug.

      »Erzählen Sie von sich. Wie ist es Ihnen am ersten Tag in unserer Stadt ergangen? Sie haben doch nicht nur das Museum besucht, oder?«, forderte er Claire auf.

      »Oh … die Schülerinnen haben sehr freundliche Gastfamilien. Der Vormittag verging rasch mit dem Unterricht. Die Schule ist von mir sehr gezielt ausgesucht worden. Ich gestehe, dass ich sehr froh darüber bin, mich da genau informiert zu haben. Meine Befürchtung, es könnte noch eine böse Überraschung das Lehrinstitut betreffend geben, hat sich nicht bewahrheitet. Auch die Kontaktpersonen arbeiten sehr gewissenhaft. Am Vormittag haben die Schülerinnen zusammen mit Lehrkräften aus der Schule das Naturhistorische Museum angesehen. Das war natürlich sehr eindrucksvoll. Abgesehen von der Flora, die dort ausgestellt ist, haben sie auch die Etage mit der Fauna besucht«, berichtete Claire. »Ich habe von diesem Programmpunkt gewusst und war auch dort. Es ist gut zu sehen, wie interessiert die Mädchen sind.« Sie lächelte, und es schien, als sähe sie im Gedanken noch einmal ihre Schülerinnen durch das Museum gehen.

      Interessiert beobachtete der Hausherr sie.

      Sie hob den Blick zu ihm, als sie merkte, dass er sie ansah. »Am Nachmittag haben wir das Stadtzentrum besichtigt und sind abschließend in das Museum für ›Alte Musik‹ gegangen. Aber davon wissen Sie ja bereits.«

      »Ah, das Naturhistorische Museum. Ja, das ist wirklich eine gute Wahl, die die Schule da getroffen hat. Und die prähistorische Abteilung? Haben Sie diese auch angesehen?«, fragte er.

      »Ja«, bestätigte sie. »Sie können sich denken, wie faszinierend das für die Schülerinnen gewesen ist.« Claire kam in Schwung, erzählte einige Anekdoten und beschrieb einzelne Schülerinnen, ohne dabei deren Namen zu nennen.

      Er lächelte. »Sie mögen die Mädchen?«, fragte er erstaunt.

      Claires Augen leuchteten, als sie nickte und eine weitere Geschichte erzählte, in der sie beschrieb, dass sie mit ihren Mädchen zur Musik von Straßenmusikanten getanzt hatte, weil es sich die Schülerinnen gewünscht hatten.

      Er lachte mit ihr und sah ihr lange in die Augen, nachdem sie ihre Erzählung beendet hatte. Claire vermochte es nicht, den Blick abzuwenden. Ihr wurde heiß, und sie fühlte, dass sie errötete. Gott, gab es etwas Erotischeres als den Blick aus diesen Augen? Sie schluckte nervös.

      »Haben Sie selbst Kinder?«, fragte er plötzlich.

      Claire schluckte noch einmal, aber sie schaffte es nicht, zu antworten. Ihr Puls schlug plötzlich viel zu schnell, und ihre Atemzüge folgten rasch aufeinander. Es war doch nur eine ganz einfache Frage, aber sie löste ein unbekanntes Sehnen in ihr aus. Ein Ziehen in ihrem Unterbauch – etwas Unbekanntes, das mit einem Mal übermächtig groß war.

      »Haben Sie?«, er lächelte, aber sein Blick hing an ihr.

      »Das … ist nicht erforderlich, um meinen Beruf auszuüben«, brachte sie endlich atemlos hervor.

      Er nickte. »Das dachte ich mir«, sagte er.

      »Und Sie? Haben Sie Kinder?«, fragte Claire nach, um von sich abzulenken.

      Er überging ihre Frage und ließ den nächsten Gang des Essens servieren.

      Claire schaffte es schließlich, sich den Speisen vor ihr zuzuwenden. Was aß sie da eigentlich? Ah ja, Gemüse und Putenstreifen auf Salat. Ihre Hand zitterte, als sie die Gabel an den Mund führte.

      »Sie sollten sich morgen unbedingt den Dom ansehen«, schlug der Hausherr vor, als hätte er diese erotische Stimmung gar nicht bemerkt. Irgendwie hatte der Vorschlag wie ein Befehl geklungen.

      »Ja«, stimmte sie zu. »Der steht sowieso auf unserem Programm.«

      Zum Nachtisch