Susanne Oswald

Optimisten leben besser


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Kellner also der Optimist und der Gast der Pessimist? Nein, natürlich nicht! Das Beispiel zeigt lediglich, dass es stets auf die Perspektive ankommt, der Kellner betrachtet das Glas von einem anderen Standpunkt aus als der Gast.

      Sogar die Wissenschaft ist dieser (Streit-)Frage nachgegangen. Die amerikanische Ärztin Susan Vaughan, mehrfach ausgezeichnete Dozentin für Psychiatrie an der amerikanischen Columbia University, hat in ihrem Buch »Halb leer? Halb voll? Die Wurzeln des Optimismus« anhand von Experimenten und Untersuchungen über hirnphysiologische Prozesse nachgewiesen, dass die Neigung zum Optimismus oder Pessimismus bereits auf frühen Kindheitserfahrungen wie dem Gefühl von Geborgenheit und Frustration basiert.

      Das heißt aber nicht, liebe Leserinnen und Leser, dass bei Ihnen Hopfen und Malz verloren ist, wenn Ihr Weg in Kindertagen nicht nur von Rosen und schönen Erlebnissen gesäumt war. Natürlich können Sie sich zur Optimistin/zum Optimisten wandeln, falls Ihr Leben bislang ständig von negativem Denken überschattet wurde.

      Denn Pessimismus und Optimismus, so die amerikanische Autorin, müssten kein Dauerzustand bleiben, sondern sie seien ein Prozess, in dessen Verlauf sich das Gehirn überlisten lasse. Stimmungen können also quasi von einer Moll- in eine Dur-Tonart umgewandelt werden. Falls Sie bisher oft dazu neigten, traurige Lieder und hauptsächlich die tiefen Töne zu summen, können Sie jetzt endlich damit beginnen, fröhliche Melodien in höheren Stimmlagen zu trällern.Wie das genau im Alltag in den verschiedensten Situationen gelingt, zeigt Ihnen dieses Buch. Und denken Sie immer daran, dass Sie selbst es in der Hand haben, die Dinge zu ändern. Oft reicht es schon, einen Schritt zur Seite zu machen und die Einstellung zu wechseln, damit aus einem Miesepeter ein Hans im Glück wird.

       Was den Optimisten auszeichnet

      Es ist die generell positive Grundeinstellung, die dem Optimisten zu eigen ist. Egal, welche Erfahrungen er in seinem Leben gemacht hat, ob er als Kind verlassen oder umhegt und verhätschelt wurde, ob sein Leben von Enttäuschungen oder Erfolgen geprägt ist, egal wie viele Niederlagen er einstecken musste, er ist dem Heute gegenüber aufgeschlossen und sieht der Zukunft freudig und mutig entgegen.Was auch immer geschieht, der Optimist hat die innere Überzeugung, dass es für etwas gut sein wird.

      Natürlich erkennen wir nicht immer sofort den Sinn, der hinter einer unangenehmen Begebenheit oder einem schlimmen Ereignis steckt. Auch der Optimist weiß nicht in jeder Situation, wo sein Vorteil liegt, wo es ihn hinführen wird. Aber er hat das Vertrauen, dass sich alles zum Guten wendet. Diese Einstellung prägt sein Leben und sorgt für seine lebensbejahende, zuversichtliche Grundstimmung. Selbstverständlich beherrscht er auf der Klaviatur des Lebens auch die tiefen Töne, kennt er sehr wohl die Täler, die manchmal zu durchschreiten sind. Aber er blickt vom Tal aus zum Gipfel hinauf, um diesen dann langsam wieder zu erklimmen.Nicht etwa, dass er dauernd nur in höchsten Sphären schweben möchte, dass er ununterbrochen Engelsmelodien singt, nein, er hebt nicht ab, sondern er bleibt in der Realität. Er kann die Ups und Downs seines Daseins akzeptieren, er weiß, dass auf Regen irgendwann Sonnenschein folgt. Er besitzt die großartige Fähigkeit, Dissonanzen aufzulösen, in wohlklingende Akkorde umzuwandeln und daraus eine wunderschöne Melodie zu zaubern. Das Lebensmotto des Optimisten ist, Krisen als Chancen zu betrachten. So öffnet er glücklichen Wendungen und Wundern die Türen.

       Wie das Denken unsere Gefühle beeinflusst

      »Die Gedanken sind frei«, lautet die Anfangszeile eines bekannten deutschen Volksliedes aus dem 18. Jahrhundert. Vielleicht kennen Sie die Melodie? »Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten, sie fliegen vorbei, wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen. Es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei!« Dieses Zitat ist nicht nur eine simple Feststellung, es wird heute oft verwendet, um auszudrücken, dass wir zwar äußeren Zwängen unterworfen sind, es aber dennoch in der Hand jedes Einzelnen liegt, stets seine geistige Unabhängigkeit zu wahren.

      Eben diese Freiheit im Denken macht sich der Optimist zunutze, um in jeder Lebenssituation sein Gefühlsleben positiv zu beeinflussen. Tatsächlich ist es doch so, dass etwas dann Wirklichkeit wird, wenn wir es uns lange genug einreden. Für den Pessimisten stellt dies eine Falle dar, er stolpert über seine negativen Gedanken, die ihn seiner Lebensfreude berauben. Der Optimist hingegen vermag sich die Kraft seiner Gedanken zunutze zu machen und seine positiven Vorurteile zu pflegen. Er beherrscht die Kunst, die Kontrolle über seine inneren Gefühlsmonster zu erlangen und dadurch eine freudvolle Lebenseinstellung zu gewinnen.

       Körper und Geist – eine Einheit

      Aber nicht nur unser Denken, sondern auch unser Körper beeinflusst unsere Stimmung enorm.Haben Sie einmal schlechte Laune, dann lächeln Sie doch einfach! Probieren Sie es aus, Sie werden sehen, es funktioniert.Warum ist das so? Die Aktivierung der Lachmuskeln gibt dem Gehirn die Information »Ich habe gute Laune«. Das Gehirn gibt diese Information an das Unterbewusstsein weiter, und schon fühlen wir uns besser. Der Gute-Laune-Effekt verstärkt sich noch, wenn Sie Ihre Augen mitlächeln lassen.

       Ein kleiner Versuch

      Stecken Sie sich während der PC- oder Schreibtischarbeit einmal einen Stift in den Mund. Halten Sie den Stift mit den Lippen fest, so beeinflussen Sie Ihre Laune negativ.Wenn Sie auf diese Weise, mit dem Stift zwischen den Lippen, Briefe lesen, E-Mails abrufen und Sachverhalte beurteilen, werden diese von Ihnen – ob Sie es wollen oder nicht – eher negativ beurteilt.

      Halten Sie den Stift jedoch mit Ihren Zähnen fest, werden die Lachmuskeln aktiviert, und Ihre Laune hebt sich zusehends. Sachverhalte, die Sie mit dieser Grundstimmung betrachten, erhalten nun ein eher positives Urteil.

      Hierzu hat der Sozialpsychologe Fritz Strack, seit 1995 Inhaber eines Lehrstuhls an der Universität Würzburg und seit 2005 Präsident der »European Association of Experimental Social Psychology (EAESP)« vor ein paar Jahren Versuche durchgeführt. Dabei wurden den Probanden Stifte in den Mund gegeben und Cartoons vorgelegt. Wie witzig die Cartoons empfunden wurden, stand in engem Zusammenhang mit der Position der Stifte zwischen den Lippen oder den Zähnen.

       Mimik lässt Gefühle entstehen

      Auch dieses Beispiel zeigt, wie stark der Körper unsere Stimmung beeinflussen kann: Runzeln Sie einmal die Stirn, während Ihnen jemand einen Witz erzählt. Sie werden das Gesagte nicht so amüsant finden wie sonst, wenn Sie lachen und die Stirn nicht in Falten legen. Bei depressiven Menschen sind die Stirnmuskeln sogar immerfort angespannt, und wenn sich ihr Stimmungstief wieder bessert, wird auch ihr Gesicht oberhalb der Augen wieder glatter. Den Grund dafür erklärt Dr. Andreas Hennenlotter, Neuropsychologe am Münchner Klinikum Rechts der Isar: »Es gibt im Gehirn zwei starke Verbindungen zwischen Bereichen, die Empfindungen aus der Gesichtsmuskulatur abbilden und Bereichen, die für Gefühle zuständig sind.« Daher also kann eine gefühlte Mimik eine entsprechende Emotion entstehen lassen.

      Auf dieser Tatsache basiert wohl auch die Fähigkeit des Menschen, sich in die Gefühlswelt einer anderen Person hineinzuversetzen, beispielsweise wenn man zusieht, wie sie lacht. »Man bekommt sozusagen ein Gespür dafür, wie sich der Gesichtsausdruck anfühlen würde«, so der Wissenschaftler. Allein wenn Sie sich mit fröhlichen Menschen umgeben, hebt das Ihre Laune, falls Sie einmal nicht »gut drauf« sind. Wahrscheinlich haben Sie das selbst schon des Öfteren erlebt.

      Bilder für das Unterbewusstsein

      Solange wir leben, ist unser Unterbewusstsein aktiv, immer und jederzeit, egal ob tagsüber oder nachts. Sie können mit Ihrem Unterbewusstsein in Kontakt treten, ihm Botschaften eingeben oder Informationen abholen. Haben Sie es schon einmal versucht? Es gibt ein paar einfache Hilfestellungen dafür:

      Am leichtesten können Sie den Kontakt in der Entspannung herstellen. Hier helfen leise Musik, eine angenehme Atmosphäre und Ruhe. Nehmen Sie sich ganz bewusst eine Auszeit. In solchen Entspannungsphasen schöpfen Sie Kraft und tanken neue Energie.

      Wichtig