Ludger Tebartz van Elst

Jenseits der Freiheit


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      Der Autor

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      Dr. Ludger Tebartz van Elst ist Arzt, Neurowissenschaftler und Professor für Psychiatrie and Psychotherapie an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau.

      Er studierte Philosophie und Medizin an den Universitäten Freiburg im Breisgau, Manchester (UK), New York University (NY – USA) und Zürich (Schweiz).

      Er ist Stellvertretender Ärztlicher Direktor an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg, Leiter der Sektion für Experimentelle Neuropsychiatrie, Leiter des Forschungsverbunds Freiburg Brain Imaging Center der Universitätsklinik Freiburg und Vorsitzender des Referats Neuropsychiatrie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (DGPPN).

      Seine speziellen klinischen Interessen- und Forschungsschwerpunkte beinhalten die Neurobiologie und Psychotherapie der Entwicklungsstörungen (Autismus, ADHS und Tic-Störungen) sowie der organischen und schizophreniformen psychotischen Störungen. Methodisch fokussiert er sich dabei auf die verschiedenen Methoden der bildgebenden Hirnforschung, der Neuroimmunologie sowie der visuellen Psychophysik und Elektrophysiologie.

      Darüber hinaus setzt er sich seit Jahrzehnten intensiv mit Themen der theoretischen Medizin und Philosophie auseinander und geht dabei Fragen der Psychobiologie von Wahrnehmen, Fühlen, Denken, Verhalten, Freiheit und Motivation nach.

Ludger Tebartz van Elst

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      1. Auflage 2021

      Alle Rechte vorbehalten

      © W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

      Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

      Print:

      ISBN 978-3-17-034665-9

      E-Book-Formate:

      pdf: ISBN 978-3-17-034666-6

      epub: ISBN 978-3-17-034667-3

      mobi: ISBN 978-3-17-034668-0

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      Franz von Stuck (1863–1928), Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies, Paris, Musée d’Orsay (Copyright © bpk/RMN – Grand Palais/Patrice Schmidt)

      »… Dann gebot Gott, der HERR, dem Menschen: Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn am Tag, da du davon isst, wirst du sterben.«

      Genesis 2,16–17

      Die Vertreibung aus dem Paradies ist mehr als eine fromme Legende. Sie symbolisiert den Moment in der Evolution der Menschheit und der Biografie eines jeden Menschen, in dem die psychobiologische Entwicklung zu Bewusstsein, Erkenntnis und Selbstbewusstsein führt. Die Frucht des Baums der Erkenntnis weitet den kognitiven Raum. Freiheit entsteht. Der Mensch erkennt den eigenen Tod, verlässt zwangsläufig das Paradies der kindlichen Unmündigkeit und Unbekümmertheit. Das ist die Geburtsstunde des transzendenten Triebs. Für ein freies, erkennendes, transzendentes Subjekt ist der Weg zurück versperrt.

      Für Aufklärung, Vernunft und Toleranz

      »Der verdrängte Trieb gibt es nie auf, nach seiner vollen Befriedigung zu streben, die in der Wiederholung eines primären Befriedigungserlebnisses bestünde; alle Ersatz-, Reaktionsbildungen und Sublimierungen sind ungenügend, um seine anhaltende Spannung aufzuheben, und aus der Differenz zwischen der gefundenen und der geforderten Befriedigungslust ergibt sich das treibende Moment, welches bei keiner der hergestellten Situationen zu verharren gestattet, sondern nach des Dichters Worten ›ungebändigt immer vorwärts dringt‹ (Mephisto im Faust, I, Studierzimmer).«

      Sigmund Freud, Jenseits des Lustprinzips (1920, S. 51)

      Vorwort

      Die Psychiatrie ist eine Wissenschaft an der Grenze. Wie keine andere Disziplin bewegt sie sich an der Grenze zwischen Natur- und Geisteswissenschaft, zwischen strenger empirischer Forschung und populärwissenschaftlicher Deutung, zwischen den kausalen Gesetzmäßigkeiten der Biologie und der zielgerichteten Verursachung von Verhalten, die Kennzeichen des Lebens ist.

      Gegenstand der psychiatrischen Medizin sind die komplexesten biologischen Phänomene, die es gibt: die Wahrnehmung, die Emotionen, das Denken, Wollen und Streben und schließlich das Verhalten von Menschen. Als klinische Wissenschaft hat die Psychiatrie das Privileg, auf ganz intime Art und Weise am Denken, Wollen, Leiden und Glück der behandelten Menschen teilhaben zu dürfen. Gleichzeitig müssen dieselben Phänomene aus der objektiven Außenperspektive der vergleichenden Verhaltensforschung (Ethologie) betrachtet, analysiert und bewertet werden.

      Mit unseren Patientinnen und Patienten fragen wir uns immer wieder gemeinsam: Warum denken, fühlen, wollen und handeln Menschen so, wie sie es de facto tun? Muss das eigene Erleben und Streben vor allem als Ausdruck neurophysiologischer und biochemischer Prozesse begriffen werden? Ist es angemessen, das eigene Wollen und Verhalten überhaupt als frei zu begreifen? Oder ist unser Leben vollständig determiniert durch physikalisch-biochemische Prozesse, deren Komplexität wir kaum fassen können?