die irgendwann jeder stellt, zu beantworten. Ja, unsere Namen beginnen alle mit einem O, ein O wie ein Kreis, weil ein Kreis Unendlichkeit bedeutet und das O perfekt zum M passt«, sagt meine Oma. »Unsere Initialen O und M gleich OM, auch als bedeutendes Mantra bekannt.«
»Danke, Kleines, besser hätte ich das Geheimnis der Os nicht zusammenfassen können«, sagte Ottilie und nahm ihre Enkelin liebevoll in den Arm. »Da das nun geklärt ist, gehen wir doch zum gemütlichen Teil des Abends über.«
»Falls das heißt, wir können essen, bin ich dabei.« Ophelia hob ihren Teller an, stellte ihn aber sofort mit einem verschmitzten Lächeln wieder ab, schließlich wusste sie, was sich gehörte, dass zuerst die Teller der Gäste gefüllt wurden.
Nach einer Weile vergaßen alle, warum sie an diesem Abend eigentlich zusammengekommen waren. Ottilie erzählte ihnen die Geschichte ihrer Geburt, die sich ein paar Wochen zu früh ankündigte. Ihre Eltern unternahmen gerade einen Sonntagsspaziergang auf dem Ottilienberg bei Heilbronn, als bei Ottilies Mutter die Wehen einsetzten und Ottilie auf dem Berg zur Welt kam.
»Der Ottilienberg ist ein mystischer Ort, der schon in der Jungsteinzeit besiedelt wurde. Es gab dort auch einmal eine Kapelle, die der heiligen Ottilie geweiht war, und genau an dieser Stelle kam ich zwar zur früh, aber gesund zur Welt. Dass meine Eltern mich Ottilie tauften, war wohl unumgänglich«, fügte sie nachdenklich hinzu.
»Wie hieß Ihre Mutter?«, wollte Sophia wissen.
»Sie hieß Niamh, das mit den Os war meine Idee.«
»Niamh ist ein irischer Name«, stellte Danny fest.
»Unsere Vorfahren mütterlicherseits waren Iren.«
»Das erklärt einiges, nicht wahr?«, raunte Olivia Danny zu. Sie verteilte die Teller mit dem Heidelbeerkuchen, den es zum Dessert gab, und hatte sich leicht über ihn gebeugt, um den Teller für ihn auf den Tisch zu stellen.
»Ja, allerdings, das tut es«, antwortete er und wandte sich ihr mit einem Lächeln zu.
Wow, da geht doch was, dachte Ophelia, und als sie ihre Großmutter ansah, wusste sie, dass auch sie es bemerkte. – Was ist das?, dachte sie, als sie auf die schöne alte Eiche schaute, die auf der Straße hinter ihrem Garten stand und deren Äste über die halbhohe Mauer hinwegragten.
Für einen kurzen Moment glaubte sie, einen Mann im Kapuzenshirt zu sehen, der hinter dem Baumstamm verschwand. Unsinn, ich sehe schon Gespenster, dachte sie, als ein Rabe plötzlich aus dem Baum herausschoss und davonflog. Vermutlich hatte das Tier nur ein paar Zweige bewegt und ihre Fantasie hatte daraus eine menschliche Gestalt geformt.
»Du wirst sie niemals bekommen«, murmelte der Mann in dem Kapuzenshirt und der dunklen Sonnenbrille, der auf der Straße, die hinter dem Garten der Mais vorbeiführte, durch einen Baum geschützt das Haus beobachtete. Er hatte das Fernglas, das er an einem Lederband befestigt um seinen Hals trug, genau auf Danny und Olivia gerichtet.
Auf der Terrasse der Mais ahnten sie nicht, dass sie in diesem Moment beobachtet wurden und dass ihre Fröhlichkeit und ihr liebevoller Umgang miteinander die Wut des fremden Mannes noch weiter anstachelte.
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