(E) mit den administrativen Informationen und dem gegenseitigen Kennenlernen der Gruppenmitglieder. Im 4. Kapitel steht das Modul »Emotionen« (M1) mit den Gefühlsbegriffen, dem Erkennen und Ausdrücken von Emotionen sowie dem Reagieren auf Gefühle im Vordergrund. Das Modul »Small Talk« (M2) mit dem wechselseitigen, sozialen Plaudern und dem Telefongespräch wird im 5. Kapitel dargestellt. Im 6. Kapitel folgt das Modul »Nonverbale Kommunikation« (M3) mit Übungen zum Ersteindruck und höflichen Verhalten, zur kommunikativen Mimik und Gestik, zu Körperhaltung und Stimme. Für jede Einheit werden Informations-, Protokoll- und Arbeitsblätter sowie Übungen und Spiele beschrieben. Das notwendige Material wird in einer Übersicht im Anhang (
Die Ergebnisse der Evaluation des KOMPASS-Gruppentrainings werden im 7. Kapitel dargestellt und diskutiert. Den Schluss bilden das Literaturverzeichnis sowie der Anhang mit einer Übersicht über alle elektronisch verfügbaren Trainingsmaterialien. Die neue Auflage umfasst zusätzliches Material: Es kamen drei neue Arbeitsblätter, zehn neue Materialien und 22 neue Tondateien hinzu. Zudem wurden 42 neue Übungen entwickelt, sodass sich das Übungsmaterial um einen Drittel vergrößert hat. Manche Übungen wurden überarbeitet und präzisiert und einige wenige, für die zum Beispiel Computerprogramme nicht mehr zur Verfügung stehen, gestrichen. Zudem wurde das Konzept im 2. Kapitel noch weiter präzisiert. Das 7. Kapitel zur Evaluation ist komplett neu. Es umfasst die abschließende Evaluation, die auszugsweise und mit Anpassungen aus Jenny, Goetschel, Schneebeli, Köpfli & Walitza (2019) übernommen worden ist.
Wir danken lic. phil. Martina Isenschmid, die ihre Masterarbeit zu KOMPASS geschrieben hat, M.Sc. Peter Rötlisberger und M.Sc. Camille Schär, unsere ehemaligen wissenschaftlichen Hilfsassistenten, M.Sc. Sandra Schneebeli, die früher einmal als Teilnehmerin KOMPASS besucht hat, M.Sc. Susanne Köpfli, die ihre Masterarbeit zur KOMPASS-Evaluation geschrieben hat, sowie M.Sc. Maya Schneebeli und für die Dateneingabe. Die umfassende abschließende statistische Auswertung erfolgte durch den großen Einsatz von M.Sc. Maya Schneebeli, teilweise im Rahmen ihrer Arbeit an der Forschungsabteilung der KJPP. Herzlichen Dank auch an Dr. sc. nat. Matthias Staib für die große Unterstützung in statistischen Fragen. Dr. med. Ronnie Gundelfinger, der leitende Arzt der Fachstelle Autismus der KJPP, hat die Entwicklung und Evaluation von KOMPASS immer unterstützt.
Besonders dankbar sind wir den Jugendlichen mit einer Autismus-Spektrum-Störung, von denen wir viel lernen durften und die unsere Sicht auf die Welt und die sozialen Mechanismen des Zusammenlebens erweitert haben. Ihnen und ihren Familien gilt unser Respekt dafür, wie sie den komplexen sozialen Alltag bewältigen.
Zürich, im Herbst 2011
Ergänzungen im Herbst 2020
Bettina Jenny,
Philippe Goetschel,
Maya Schneebeli
Martina Rossinelli-Isenschmid und
Hans-Christoph Steinhausen
1 Der Theorieteil des Manuals stellt einen Teil der Dissertation der Erstautorin dar.
2 Zur besseren Lesbarkeit wird im Manual die grammatisch männliche Form in herkömmlicher Weise auch als geschlechtsneutrale Kollektivform verwendet. Aufgrund der ungleichen Geschlechterverteilung bei Autismus-Spektrum-Störungen bilden männliche Jugendliche ohnehin die größere Klientengruppe.
1 Theoretische Einführung
1.1 Klassifikation und Diagnostik der Autismus-Spektrum-Störungen
Einleitend wird der Frühkindliche Autismus vorgestellt, da sich die anderen autistischen Störungen wie das Asperger-Syndrom und der Atypische Autismus von dieser Form des Autismus ableiten lassen (Poustka et al. 2008).
Die Forschung zum Asperger-Syndrom blickt auf einen recht kurzen Zeitraum zurück (Baron-Cohen und Klin 2006). Erst 1992, respektive 1994, wurde das Asperger-Syndrom mit seinen diagnostischen Kriterien in die Internationale Klassifikation der WHO (ICD-10) beziehungsweise in das diagnostische und statistische Manual (DSM-IV) der American Psychiatric Association (1994) aufgenommen (Remschmidt und Kamp-Becker 2006). In beiden Klassifikationssystemen werden die autistischen Störungen den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen zugeordnet. Bei den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen handelt es sich um Störungen, die drei Kriterien erfüllen: sie unterliegen wahrscheinlich biologischen Ursachen, sind schon von Geburt an vorhanden oder treten in den ersten Lebensjahren auf und persistieren. Das heißt, die Entwicklung ist nicht nur verzögert, sondern deviant (Poustka et al. 2008).
1.1.1 Frühkindlicher Autismus (gem. ICD-10 F84.0)
Die am besten bekannte autistische Störung ist der Frühkindliche Autismus, die auch klassischer Autismus oder nach Leo Kanner, dem Autor der Erstbeschreibung von 1943, Kanner-Syndrom genannt wird. Die Diagnose Frühkindlicher Autismus (F84.0) beinhaltet nach den Forschungskriterien der ICD-10 (WHO 1992; Remschmidt et al. 2006) Verhaltensauffälligkeiten in drei Bereichen.
»A. Vor dem dritten Lebensjahr manifestiert sich eine auffällige und beeinträchtigte Entwicklung in mindestens einem der folgenden Bereiche:
1. rezeptive oder expressive Sprache, wie sie in der sozialen Kommunikation verwandt wird;
2. Entwicklung selektiver sozialer Zuwendung oder reziproker sozialer Interaktion;
3. funktionales oder symbolisches Spielen.
B. Insgesamt müssen mindestens sechs Symptome von 1., 2. und 3. vorliegen, davon mindestens zwei von 1. und mindestens je eins von 2. und 3.:
1. Qualitative Beeinträchtigung der gegenseitigen sozialen Interaktion in mindestens drei der folgenden Bereiche:
a. Unfähigkeit, Blickkontakt, Mimik, Körperhaltung und Gestik zur Regulation sozialer Interaktionen zu verwenden;
b. Unfähigkeit, Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzunehmen, mit gemeinsamen Interessen, Aktivitäten und Gefühlen (in einer für das geistige Alter angemessenen Art und Weise, trotz hinreichender Möglichkeiten);
c. Mangel an sozio-emotionaler Gegenseitigkeit, die sich in einer Beeinträchtigung oder devianten Reaktion auf die Emotionen anderer äußert; oder Mangel an Verhaltensmodulation entsprechend dem sozialen Kontext; oder nur labile Integration sozialen, emotionalen und kommunikativen Verhaltens;
d. Mangel, spontan Freude, Interessen oder Tätigkeiten mit anderen zu teilen (z. B. Mangel, anderen Menschen Dinge, die für die Betroffenen von Bedeutung sind, zu zeigen, zu bringen oder zu erklären).
2. Qualitative Auffälligkeiten der Kommunikation in mindestens einem der folgenden Bereiche:
a. Verspätung oder vollständige Störung der Entwicklung der gesprochenen Sprache, die nicht begleitet ist durch einen Kompensationsversuch durch Gestik oder Mimik als Alternative zur Kommunikation (vorausgehend oft fehlendes kommunikatives Geplapper);
b. relative Unfähigkeit, einen sprachlichen Kontakt zu beginnen oder aufrechtzuerhalten (auf dem jeweiligen Sprachniveau), bei dem es einen gegenseitigen Kommunikationsaustausch mit anderen Personen gibt;
c. stereotype und repetitive Verwendung der Sprache oder idiosynkratischer Gebrauch von Wörtern oder Phrasen;
d. Mangel an verschiedenen spontanen Als-ob-Spielen