Joe Barry

Privatdetektiv Joe Barry - In die Enge getrieben


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Klatsehspalten Ihres Blattes. Als Kriminalreporter kennt Sie kein Aas.

      Sofort nach dem Bekanntwerden des Mordes im Police Center haben sich ungefähr drei Dutzend Kriminalreporter dorthin auf den Weg gemacht. Keinem von ihnen ist es gelungen, beispielsweise den vollständigen Text des Drohbriefes zu veröffentlichen. Sie aber haben das getan.“

      „Tja, die lieben Kollegen“, sagte Bennet bekümmert, „sie bewegen sich zu sehr auf ausgetretenen Pfaden. Den Text des Drohbriefes habe ich beispielsweise von Hendersons Frau, die ich gerade erreichte, als sie New York verlassen wollte.“

      „Das ist eine Lüge, Bennet. Henderson ist seit fünfzehn Jahren geschieden; seine Frau lebt seitdem auf Hawaii.“

      „Geschieden?“ Bennet schien ehrlich bekümmert. „Dann war es wohl gar nicht die Frau, sondern die Freundin. Ja, so wird es gewesen sein. Bevor Henderson zur Polizei ging, zeigte er den Brief seiner Freundin. Als diese von seinem Tod hörte, verließ sie auf dem schnellsten Weg New York, aber nicht schnell genug, daß ich sie nicht vorher noch erwischt hätte.“

      „Und den Namen wissen Sie natürlich nicht?“

      „Nur den Vornamen, Captain. Mary hieß sie. Und die Haarfarbe war blond. Ihre Körpermaße sind mir leider nicht bekannt.“

      Rowland wechselte die Taktik.

      „Jetzt passen Sie auf, junger Mann. Ein Reporter in New York, der mit der Polizei nicht einigermaßen gut steht, kann eine Menge Ärger erleben. Ich bin mir völlig klar darüber, daß Sie sich die Einzelheiten für Ihren Artikel aus der Unterwelt geholt haben. Wenn Sie jetzt nicht auspacken, wird Ihnen keine Polizeidienststelle jemals einen Tip geben, wenn Sie es nötig haben. Also?“

      „No, Captain, nichts zu machen!“

      „Dieser Fall ist vielleicht schon in einer Woche ausgestanden, aber Sie werden noch viele Jahre Reporter sein“, köderte Rowland weiter.

      „No“, blieb Bennet stur. „Ich muß auch an meine Gesundheit denken. Bin ich deutlich genug geworden?“

      Der Captain mußte einsehen, daß sein Angriff auf allen Fronten gescheitert war. Er konnte natürlich versuchen, Bennet zu einer Aussage zu zwingen, aber das würde nur die gesamte Presse in Aufruhr bringen.

      Wütend verließ Captain Rowland das Verlagsgebäude. Seine Mission war gescheitert.

      3. Kapitel

      Immer noch wartete Jo Walker. Er war den Gangstern in die Falle gelaufen weil er nicht damit gerechnet hatte, daß sie zu zweit gekommen waren.

      Die Schritte auf dem Dach entfernten sich. Jo hörte das Klappen einer Dachluke. Dann näherten sich wiederum Schritte.

      Jo konnte auf der Feuerleiter nach oben klettern, dann gab er eine Zielscheibe ab die selbst der schlechteste Schütze nicht verfehlen konnte.

      Mehr Aussicht auf Erfolg hatte er, wenn er nach unten kletterte und versuchte, durch eines der Fenster ins Innere des Gebäudes zu gelangen.

      Plötzlich kamen die Schritte näher. Ein Mann beugte sich über den Dachrand und starrte Jo an.

      „He“, rief er, „ist das ’ne neue Sportart, was Sie da treiben?“

      Es war der Hausmeister. Vermutlich war er wegen des Lifts nach oben gekommen und hatte den zweiten Gangster verscheucht.

      Jo atmete auf.

      „Warum nicht?“ fragte er zurück. „Bin vom Zirkus und muß in Form bleiben.“

      „Kommen Sie ’rauf“ sagte der Hausmeister und schwang drohend einen großen Schraubenschlüssel.

      „Typen wie Sie sind mir immer verdächtig.“

      „Kann ich Ihnen nachfühlen.“ Jo folgte der Aufforderung. „Was haben Sie mit mir vor, Meister?“

      „Ab zur Polizei!“ Der Mann hielt sich in sicherer Entfernung vom Dachrand. Walker wies sich aus.

      „So einer sind Sie“, staunte der Hausmeister. „Was in aller Welt treiben Sie denn auf unserer Feuerleiter?“

      „War hinter zwei Gangstern her. Einer ist entkommen aber der zweite, der mich beschoß müßte Ihnen eigentlich begegnet sein.“

      „No ist er nicht. Ich entdeckte, daß eine Dachluke offenstand. Da kletterte ich nach oben und sah mich um.“

      „Und Sie konnten natürlich nichts Verdächtiges sehen.“

      „Erraten. Das heißt, ich sah den Hut hier liegen. Mir kam der Gedanke, es könnte sich um einen Selbstmörder handeln. Deshalb sah ich nach. Ich konnte nicht wissen, daß Sie auf der Feuerleiter herumturnen. “

      Sie stiegen wieder nach unten. Die Fahrstuhltür war immer noch offen.

      „Möchte wissen wo der Fahrstuhlführer steckt“, wunderte sich der Hausmeister.

      „Ich kann’s mir denken“, meinte Jo und entfernte das Stück Holz, das unter der Fußleiste der Lifttür klemmte. „Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, dann suchen Sie, bis Sie ihn finden.“

      „Was soll das heißen?“

      Der Lift raste nach unten.

      „Das soll heißen, daß der Mann vermutlich bewußtlos in irgendeinem Winkel des Hauses liegt. Er wird Ihnen dankbar sein, wenn Sie ihn schnell finden. Und noch etwas. Wenn Sie ihn gefunden haben, rufen Sie im Police Center an, lassen sich mit Captain Rowland verbinden und erzählen Sie ihm dann alles.“

      „Aber . . .“

      „Kein ,Aber‘ — an die Arbeit! Zeit ist Geld.“

      Jo nickte dem Alten freundlich zu und verschwand im Erdgeschoß in einer Telefonzelle.

      Eine Viertelstunde später trafen einige Beamte aus Rowlands Abteilung in dem Gebäude des Transportunternehmers ein. Jo brachte sie zu Forside, instruierte sie kurz und machte sich dann auf den Weg. Er war neugierig, wie weit Tom inzwischen gekommen war.

      „Hast du sonst noch etwas herausbekommen?“

      „Natürlich. Die beiden Drohbriefe wurden auf holzfreies Papier geschrieben das über alle Woolworth-Läden ausgeliefert wird. Verkaufte Stückzahl: höchstens einige Milliarden. Die Schrift stammt von einer Underwood-Schreibmaschine älteren Kalibers, die auch nicht gerade selten ist. Fingerabdrücke fanden sich keine. Der erste Brief wurde in Queens aufgegeben, der zweite am Port Authority Bus Terminal.“

      „Der dritte auch“ sagte Jo und legte den Brief, den Forside erhalten hatte, auf den Tisch. „Damit können wir nichts anfangen.“

      „Immerhin füllen die Untersuchungsergebnisse den Aktenordner“, meinte Tom. „Und jetzt? Ich habe mir heute früh den Burschen vorgeknöpft, der den Artikel im ,Guardian‘ geschrieben hat. Ohne Ergebnis.“

      „Mit anderen Worten, alter Junge du bist mit deinem Latein am Ende.“

      „Noch nicht ganz. Ich habe einen Mann auf den Reporter angesetzt, der ihn diskret beschattet. Könnte ja sein, daß wir auf diese Weise weiterkommen. Twinnings und Forside behalten natürlich Polizeischutz. Twinnings will übrigens bald nach Europa fliegen um dort seinen Steckschuß im Arm auszueheilen. Dann bleibt uns nur noch Forside. Auf ihn konzentriert sich jetzt alles.“

      „Der Erpresser hat bisher keinen Cent kassiert, aber dafür einen Mord auf sich geladen“ sagte Jo nachdenklich.

      „Und deshalb wird er alles daran setzen, Forside auszunehmen wie eine Weihnachtsgans. Und jetzt zu dir altes Schießeisen. Was hast du inzwischen herausgebracht?“

      „Zunächst einmal bin ich mir über die Gewohnheiten des Erpressers klargeworden. Er stellt die Falle, bevor er seinen Brief abschickt. Wenn das Opfer dann nicht zahlt, schlägt er zu bevor die Polizei eingreifen kann. Bei Henderson und Twinnings haben wir es gesehen. Der Trick mit der Polizeiuniform ist zwar nicht mehr neu, aber er hat gewirkt.“

      „Und