und ihm ward seltsam bang,
Als schaute Gott ihn selber an;
Da hat er nichts dem Kind getan.
Er zeigte in den Wald hinein:
„Dort drinnen gibts ein Häuschen klein,
Aus feinstem Zucker aufgebaut,
Gehört dem, der hinein sich traut!“
So läßt er sie und jagt geschwind
Ein Reh, und tötet’s statt dem Kind;
Bringt heim das Herzchen warm und rot
Und spricht: „Schneewittchen ist nun tot“.
– Schneewittchen sah nach langem Geh’n
Ein kleines Häuschen vor sich steh’n;
Nicht größer war’s, ich tu’s euch kund,
Als wär’s für einen großen Hund.
Und innen erst, wie war’s da nett!
Schneewittchen suchte gleich ein Bett.
Da standen sieben Stück herum,
Doch mußt’ sie liegen schief und krumm.
Sie waren ja so furchtbar klein;
Doch trotzdem schlief das Kind gleich ein.
Die Herr’n des Hauses kamen bald,
Klein, wie hier alles, an Gestalt.
Sie staunten an, das große Kind,
Befreundeten sich dann geschwind
Und ließen es gar nicht mehr fort;
So blieb es freudig an dem Ort.
Jedoch die böse Stiefmama
Erfuhr von diesem Spiegel da,
Die ganze Sache und ging hin
Als Krämerin, mit bösem Sinn.
Schnürriemen zeigte sie der Maid,
Und rechnet auf die Eitelkeit.
Schneewittchen ließ auch schnüren sich,
Mußt’ es bereuen fürchterlich!
Es schnürte ihren kleinen Leib,
So eng und fest, das böse Weib,
Daß aller Atem ihr blieb aus,
Und tot lag sie im kleinen Haus.
Doch als die Königin kam heim,
Da sprach der Spiegel wieder: „Nein,
Schneewittchen ist die Schönste hier!“ Da ging sie nocheinmal zu ihr.
Mit einem Apfel, weiß und rot,
Der mußte bringen sichern Tod. Voll Gift war nur der rote Teil, Der weiße war gesund und heil.
So bot sie ihn Schneewittchen dar;
Doch vorsichtig jetzt diese war:
„Nein, gute Frau, ich kaufe nicht!“
Da lacht ihr diese ins Gesicht.
„Geh’ Närrchen, schau, ich schenk ihn dir, Eß selbst die weiße Hälfte hier, Die schöne rote da ist dein!“ Da biß Schneewittchen fest hinein.
Und fiel zu Boden steif und stumm.
„Ha Mädchen, wie bist du doch dumm,
Hättest du mir nur nicht getraut!“
Lachte die Königin boshaft laut.
Zu Haus, das Spieglein an der Wand,
Sprach gleich: „Die Schönste hier im Land
Bist du, Frau Königin, allein!“
Sie nickte: „So muß’s immer sein!“
Die Zwerge fanden bleich und fahl
Schneewittchen nun zum zweiten Mal;
Doch diesmal war kein Riemen fest,
Und es blieb tot die Allerbest’. –
Doch sah das Kind nicht aus wie tot,
Schön lag es da: schwarz, weiß und rot!
Da machten sich die Zwerge auf
Und trugen es den Berg hinauf,
In einem Sarg aus hellem Glas
Und hielten so, mit Fuchs und Haas,
Die Totenwacht, Jahr aus und ein,
Beim lieben Pflegeschwesterlein. –
Einst kam ein junger Prinz vorbei
Mit seiner ganzen Jägerei.
Der schaute in den Sarg hinein,
„Was ist mit diesem Mägdlein fein?“
Frug sehr erstaunt die Zwerge er,
Und die erzählten ihm die Mähr.
Er stand erschüttert da und still:
„Auf Erden ich nun nichts mehr will
Als dieses liebe Kind anschau’n!
O, wollt ihr mir’s doch anvertrau’n,
Ich gäb euch gern ein ganzes Reich;
Denn nichts kommt seiner Schönheit gleich“.
So flehte er die Hüter an,
Bis sie den Willen ihm getan,
Und zog mit Dank und froher Hast
Den Berg hinab, mit seiner Last.
Ein Träger stieß mit seinem Bein
Beim Geh’n an einen großen Stein,
Da fuhr der Apfel aus dem Mund,
Und Schneewittchen ward ganz gesund.
Nun denkt euch einmal diese Freud’,
Vergessen war gleich alles Leid;
Der Prinz rief ganz begeistert aus:
„Ich führ Dich heut noch in mein Haus!
Du wirst mein liebes Weibchen sein,
Und alles was du wünscht, sei dein“.
Sie zogen heim mit froher Lust
Und dankten Gott aus voller Brust.
Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich
(Brüder Grimm)
In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön, aber die jüngste war so schön, daß die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, sich verwunderte so oft sie ihr ins Gesicht schien. Nahe bei dem Schlosse des Königs lag ein großer dunkler Wald, und in dem Walde unter einer alten Linde