Georg Ebers

Gesammelte Werke: Historische Romane, Märchen, Abenteuerromane & Autobiografie


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sang, weil er eben singen mußte, wenn eine Lust ihm blühte, wenn ihn ein Leid bedrückte. Klar, wunderbar unbefangen, frei von Sehnsucht und den Augenblick genießend, muß man ihn als eines der bedeutendsten Vorbilder des Horaz, der nicht nur seine Metra, sondern auch viele seiner Gedanken adoptirte, betrachten. Seine im Text erwähnte Beziehung zu Sappho wird durch einzelne seiner Fragmente verbürgt. Dieselben finden sich in A. Matthiae Alcaei reliquiae. L. 1827. Dazu Welcker, Kleine Schriften I. S. 126–147 und Bergk, Lyr. gr. ed. I. p. 569–598. Hartung, Die griechischen Lyriker. Griechisch mit metrischer Uebersetzung. V. p. 18. Seine Porträtstatue ist bei Monte Calvo gefunden worden. Dieselbe entspricht ganz der oben gegebenen Charakteristik des Mannes. Wahrscheinlich soll auch eine treffliche Statue in der Villa Borghese zu Rom unsern Dichter darstellen. Braun glaubt, man habe in ihr einen Pindar zu erkennen. - »» Fußnote 139 - »» Fußnote 428 - »» Fußnote 457

      »So zu gestalten, o Maler, die mythilenische Muse

      Gab Dir einst die Natur selber, die Bildnerin ein.

      Lieblicher Glanz entströmet den Augen zur deutlichen Kunde,

      Wie ihr schaffender Geist quoll von lebendiger Kraft.

      Aber das Fleisch in natürlichem Wuchs, nicht schwellend in Unmaß,

      Deutet die Einfachheit ihres Gemüthes uns an.

      Und das Gemisch von frohem zugleich und sinnigem Antlitz

      Sagt, daß Cypris in ihr sich mit der Muse vermischt.«

      Tausende von Liedern sind ihr gewidmet worden; wir aber wollen an dieser Stelle nur folgende Epigramme des Pinytus und Antipater von Sidon aus der Griechischen Blumenlese (F. Jakobs) erwähnen.

      »Sappho’s Asch’ und Gebein und den Namen nur decket die Erde,

      Aber ihr weiser Gesang freut der Unsterblichkeit sich.«

      »Sappho ward ich genannt; ich besiegte die Lieder der Frauen

      Weithin, so wie Homer männliche Lieder besiegt.«

      Die Schreibart »Sappho« ist aeolisch. ΣΑΦΟ findet sich nur, wie auch Welcker glaubt, als Schreibfehler, auf einer Vase zu Wien. Die Fragmente ihrer Gedichte bei Bergk, Lyr. Gr. ed. II. Ein ganz vortrefflicher Vortrag über Sappho findet sich bei Koechly, Akademische Vorträge und Reden, S. 153 fgd. Solon äußerte den im Text angedeuteten Wunsch seinem Neffen gegenüber. Stobaeus Serm. XXIX. 28. Der Erwähnung werth an dieser Stelle ist das zu Melos gefundene Relief, welches Sappho darstellt, nach deren Laute Alcaeus greift. Konservirt im British-Museum. Zur Erklärung dieses Monuments hat Overbeek, Geschichte der Plastik I. S. 148 folgende von Aristoteles bewahrte Anekdote herangezogen: »Alkaeos liebte seine schöne und geniale Landsmännin, und soll sie einmal mit den zärtlich verschämten Worten: ›Du dunkellockige, keusche, süßlächelnde Sappho, ich möchte Dir gern etwas sagen, doch hält mich Scheu zurück‹, angeredet haben. Darauf antwortete die Dichterin spröde und etwas schnippisch: ›Wenn Dich eine schöne und edle Sehnsucht triebe, und nicht die Zunge etwas Böses sagen wollte, dann würde Dich nicht Scham das Auge niederschlagen heißen, sondern Du würdest heraussagen, was gerecht ist.‹«

      Aus technischen Gründen sind die Fußnoten 24 und 25 entfallen. - D.eBook-Hg.