sang, weil er eben singen mußte, wenn eine Lust ihm blühte, wenn ihn ein Leid bedrückte. Klar, wunderbar unbefangen, frei von Sehnsucht und den Augenblick genießend, muß man ihn als eines der bedeutendsten Vorbilder des Horaz, der nicht nur seine Metra, sondern auch viele seiner Gedanken adoptirte, betrachten. Seine im Text erwähnte Beziehung zu Sappho wird durch einzelne seiner Fragmente verbürgt. Dieselben finden sich in A. Matthiae Alcaei reliquiae. L. 1827. Dazu Welcker, Kleine Schriften I. S. 126–147 und Bergk, Lyr. gr. ed. I. p. 569–598. Hartung, Die griechischen Lyriker. Griechisch mit metrischer Uebersetzung. V. p. 18. Seine Porträtstatue ist bei Monte Calvo gefunden worden. Dieselbe entspricht ganz der oben gegebenen Charakteristik des Mannes. Wahrscheinlich soll auch eine treffliche Statue in der Villa Borghese zu Rom unsern Dichter darstellen. Braun glaubt, man habe in ihr einen Pindar zu erkennen. - »» Fußnote 139 - »» Fußnote 428 - »» Fußnote 457
23 [»» Fußnote 457 - »» Fußnote 656] (Anm. 16) Die berühmte Dichterin Sappho lebte nach Athenäus zur Zeit des lydischen Königs Alyattes, also zwischen 620–563 v. Chr., nach der Chronik des Eusebius ol. 44, d. i. um 600 v. Chr. Außerdem wird sie als Zeitgenossin des Pittakus, Alcaeus und der Rhodopis genannt, was mit den obigen Angaben übereinstimmt. Wir werden kaum fehl gehen, wenn wir sie um 620 zu Mytilene auf Lesbos geboren werden lassen. Ihr Vater hieß Skamandronymus oder Skamon. Hiefür sprechen, außer Herodot, Aelian und andern alten Schriftstellern, Welcker, Bernhardy, Richter und Andere. Ihre Mutter und Tochter trugen den Namen Kleïs. Außer dem von uns erwähnten Charaxus hatte sie einen zweiten Bruder Larichus, der, nach Athenäus, im Prytaneum zu Mytilene ein hohes Ehrenamt bekleidete. Hieraus, sowie aus der Vertreibung der Sappho und des Charaxus zur Zeit des Pittakus erhellt, daß sie aus einer sehr vornehmen Familie stammte. Dieselbe muß auch wohlhabend gewesen sein, sonst hätte Charaxus, wie Herodot erzählt, Rhodopis nicht kaufen können. Suidas nennt den Gatten der Dichterin, Cerkolas, ausdrücklich einen sehr reichen Mann. Unter ihren Anbetern darf ihr berühmter Zeitgenosse Alcaeus nicht übergangen werden, während ihre bekannte unglückliche Liebe zu dem jungen Phaon von Bernhardy mit Recht eine Fabel genannt wird. Ebenso unwahr ist es, daß Anakreon, der erst mehrere Jahrzehnte später blühte, an Sappho gewisse erotische Verse, welche einer anderen Lesbierin gelten, gewidmet habe. Auch ihre unreine Leidenschaft für schöne Jungfrauen und ihr Sprung vom leukadischen Felsen gehören in das Reich der Fabel. Siehe Welcker, F. W. Richter, Bernhardy und Koechly. Von dem Aeußeren der Dichterin wissen wir nur wenig. Plato, Plutarch u. A. nennen sie »die schöne Sappho«. Alcaeus preist ihr schwarzes Haar und ihr liebreizendes Lächeln. Welcker zählt sie zu den im Alterthum gefeierten Schönheiten. Sie ist auf den Münzen ihrer Heimath, in Gemälden und Bildsäulen sehr häufig, aber wie es scheint, sehr verschieden abgebildet worden. Eines dieser Bilder beschreibt Democharis folgendermaßen:
»So zu gestalten, o Maler, die mythilenische Muse
Gab Dir einst die Natur selber, die Bildnerin ein.
Lieblicher Glanz entströmet den Augen zur deutlichen Kunde,
Wie ihr schaffender Geist quoll von lebendiger Kraft.
Aber das Fleisch in natürlichem Wuchs, nicht schwellend in Unmaß,
Deutet die Einfachheit ihres Gemüthes uns an.
Und das Gemisch von frohem zugleich und sinnigem Antlitz
Sagt, daß Cypris in ihr sich mit der Muse vermischt.«
Tausende von Liedern sind ihr gewidmet worden; wir aber wollen an dieser Stelle nur folgende Epigramme des Pinytus und Antipater von Sidon aus der Griechischen Blumenlese (F. Jakobs) erwähnen.
»Sappho’s Asch’ und Gebein und den Namen nur decket die Erde,
Aber ihr weiser Gesang freut der Unsterblichkeit sich.«
»Sappho ward ich genannt; ich besiegte die Lieder der Frauen
Weithin, so wie Homer männliche Lieder besiegt.«
Die Schreibart »Sappho« ist aeolisch. ΣΑΦΟ findet sich nur, wie auch Welcker glaubt, als Schreibfehler, auf einer Vase zu Wien. Die Fragmente ihrer Gedichte bei Bergk, Lyr. Gr. ed. II. Ein ganz vortrefflicher Vortrag über Sappho findet sich bei Koechly, Akademische Vorträge und Reden, S. 153 fgd. Solon äußerte den im Text angedeuteten Wunsch seinem Neffen gegenüber. Stobaeus Serm. XXIX. 28. Der Erwähnung werth an dieser Stelle ist das zu Melos gefundene Relief, welches Sappho darstellt, nach deren Laute Alcaeus greift. Konservirt im British-Museum. Zur Erklärung dieses Monuments hat Overbeek, Geschichte der Plastik I. S. 148 folgende von Aristoteles bewahrte Anekdote herangezogen: »Alkaeos liebte seine schöne und geniale Landsmännin, und soll sie einmal mit den zärtlich verschämten Worten: ›Du dunkellockige, keusche, süßlächelnde Sappho, ich möchte Dir gern etwas sagen, doch hält mich Scheu zurück‹, angeredet haben. Darauf antwortete die Dichterin spröde und etwas schnippisch: ›Wenn Dich eine schöne und edle Sehnsucht triebe, und nicht die Zunge etwas Böses sagen wollte, dann würde Dich nicht Scham das Auge niederschlagen heißen, sondern Du würdest heraussagen, was gerecht ist.‹«
Aus technischen Gründen sind die Fußnoten 24 und 25 entfallen. - D.eBook-Hg.
26 (Anm. 17) Wir haben für diesen König seinen bekannteren biblischen Namen Hophra gewählt. Den Griechen hieß er Uaphris und Apries. Seine hieroglyphischen Namensschilder (s. Lepsius, Königsbuch T. 48) Uah-ph-ra-het, woher die Umschreibung Uaphris und Hophra (Uah-ph-ra). Er regierte von 588–569. Diese Zahlen sind gesichert, erstens durch die hier schon vorhandenen Gleichzeitigkeiten, zweitens aber besonders durch die von Mariette gefundenen Apisgräber, deren Inschriften über die Regierungsjahre namentlich der Könige der 26. Dynastie, der auch Hophra angehörte, die schönsten Aufschlüsse geben. Er wurde von Amasis, der nach Athenäus sein Freund war, bei einem Aufstande, dessen die Propheten des alten Bundes erwähnen, Jerem. 44, 30. 46, 24–26, und den Herodot näher beschreibt, gestürzt. Herod. II. 169. Für diesen Theil der ägyptischen Geschichte treten jetzt die assyrischen Denkmäler mit ihren immer sicherer zu entziffernden Keilschriften mächtig fördernd ein.
27 (Anm. 18) Amasis von 570–526 v. Chr., von dem im Texte vielfach die Rede sein wird, hieß nach seinen Hieroglyphenschildern, Lepsius Königsbuch Taf. 48. 8, Aahmes (junger Mond). Sein gewöhnlicher Beiname war Se-Net, »Sohn der Neith«. Namen oder Bilder desselben finden sich auf Steinen der Festung Kairo, einem Relief zu Florenz, einer Statue im Vatikan, auf Sarkophagen zu Stockholm und London, einer Statue in der Villa Albani, einem Tempelchen von Rosengranit zu Leyden. Ein schöner Porträtkopf von Grauwacke in unserem Besitze stellt wohl denselben König dar.
28 (Anm. 19) Die alten Aegypter sind in ihrem Verhältniß zu den Fremden mit den heutigen Japanesen vergleichbar. Alle Nichtägypter waren ihnen verhaßt, aber sie mußten doch gezwungener Weise von jeher Ausländern den Zugang über ihre Grenzen gewähren, ja sie konnten nicht verhindern, daß namentlich die Phönizier, in deren Hand der ägyptische Import- und Exporthandel sich befand, ähnlich wie die Portugiesen und Spanier in Japan (16. Jahrh.) einen großen Einfluß auf alle Kreise des Lebens, ja selbst auf das religiöse Bewußtsein des Volkes gewannen. Und wie in Japan auf die Iberier die Holländer folgten, so in Aegypten auf die Phönizier die Griechen, welche nach der persischen Invasion und den Zügen Alexanders das Nilthal beherrschten.
29 (Anm. 20) Wir wissen zwar, daß die ägyptische Priesterweisheit in hohem Ansehen bei den Griechen stand; viele Stellen in den Klassikern zeigen aber, daß die älteren Griechen und Römer, die nur die bizarren äußeren