Гарриет Бичер-Стоу

Die schönsten Kinderbücher (Illustriert)


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leckeren Mahle sucht.

      Er kam auf seinem Gange durch viele krumme und enge Gassen nach Bethnal Green. Hier bog er plötzlich links ab und tauchte dann in ein Labyrinth von schmutzigen Straßen unter, die es in diesem bevölkerten Stadtteil zu Dutzenden gibt.

      Der Jude war augenscheinlich mit der Gegend gut vertraut, denn ohne irgendwelches Zögern eilte er durch mehrere Straßen, bis er eine Gasse erreichte, an deren äußerstem Ende nur eine Laterne brannte. Er klopfte an die Tür eines Hauses und stieg die Treppe hinauf, nachdem man ihm gegen Bekanntgabe des Losungswortes geöffnet hatte.

      Als er die Klinke einer Tür berührte, hörte man das Knurren eines Hundes, und eine rauhe Mannesstimme fragte, wer da sei.

      "Nur ich, Bill; nur ich, Freundchen", sagte der Jude und guckte herein.

      "So bring deinen schuftigen Leichnam 'rein", erwiderte Sikes. – "Kusch, dummes Vieh! Kennst du denn den Teufel nicht, auch wenn er vermummt ist."

      Der Hund hatte sich augenscheinlich durch Fagins Regenmantel täuschen lassen, denn sobald der Jude ihn abwarf, zog sich das Tier wieder in seine Ecke zurück und wedelte mit dem Schwanze.

      "Nun?" fragte Sikes.

      "Tja, mein Lieber! – Ach Nancy."

      Der Jude war etwas verlegen, da er nicht wissen konnte, wie er von dem Mädchen empfangen werden würde. Doch Nancy tat ganz harmlos; sie winkte Fagin zu sich an den Kamin heran und meinte: es wäre eine kalte Nacht und sie wolle das Mißverständnis vergessen.

      "Ja, es ist wirklich kalt", entgegnete der Jude. .Es geht einem durch und durch."

      "Gib ihm was zu trinken, Nancy. Donnerwetter, spute dich! Es wird einem ja ganz übel, wenn man das dürre Gerippe so klappern sieht, als sei es eben erst dem Grabe entstiegen."

      Nancy holte eiligst eine Flasche und Sikes füllte ein Glas mit Brandy, das er dem Juden hinhielt.

      Der Jude berührte es mit den Lippen und sagte dann:

      "Danke, Bill, nicht mehr, habe genug."

      "Du hast wohl Angst, wir wollen dir was", fragte Sikes, den Juden mit einem Blick durchbohrend. Er ergriff mit einem heiseren Grunzen das Glas und goß den Rest seines Inhalts in den Kamin. Dann füllte er es aufs neue und trank es aus.

      Fagin sah sich im Zimmer um, nicht aus Neugierde, denn er war schon öfters dagewesen, sondern aus Argwohn, wie es ihm zur zweiten Natur geworden war. Es war ein ärmlich möbliertes Gemach, und man sah darin nichts Verdächtiges als ein paar schwere Knüttel in einer Ecke und einen 'Totschläger' auf dem Kaminsims.

      "Weshalb bist du gekommen", fragte jetzt Sikes den Juden.

      "Wegen der Villa in Chertsey", erwiderte dieser leise.

      "Nun und – Was weiter?"

      "Ach, lhr wißt schon, was ich meine, Bill. Nicht wahr, Nancy, er weiß es recht gut?"

      "Nein, er weiß es nicht", sagte Sikes höhnisch, "oder will es nicht wissen, was auf dasselbe rauskommt. Schleime dich nur ruhig aus und nenne die Dinge beim rechten Namen. Tue doch nicht so, als ob du nicht das Ding ausbaldowert hast!"

      "Pst, Bill", machte Fagin, der sich umsonst bemüht hatte, Sikes Unwillen zu beschwichtigen. "Man wird uns hören, Freundchen, man wird uns hören!"

      "Meinetwegen", erwiderte Sikes, "mir ist's gleich." Er dämpfte aber doch unwillkürlich seine Stimme.

      "Nun, es war von mir aus doch nur Vorsicht", sagte der Jude schmeichelnd, "weiter nichts als Vorsicht. Also was die Villa in Chertsey anbelangt – wann soll es sein, Bill, sprich? – Großartiges Silbergeschirr!" fügte er händereibend hinzu und seine Augen funkelten beutegierig.

      "Gar nicht", erwiderte Sikes kalt.

      "Was, gar nicht?" wiederholte der Jude in grenzenlosem Erstaunen.

      "Gar nicht, wenigstens geht's nicht so, wie wir dachten."

      "Dann habt Ihr die Sache nicht richtig angefaßt", meinte Fagin ärgerlich. "Mir könnt Ihr doch nichts erzählen!"

      "Ich werde es dir schon erzählen", entgegnete Sikes höhnisch. "Also, Toby Crackit hat seit 'vierzehn Tagen alle möglichen Versuche gemacht, einen von der Dienerschaft zu gewinnen."

      "Ihr wollt also sagen", unterbrach ihn der Jude, "daß keiner der beiden Bedienten überredet werden konnte?"

      "Gerade das wollte ich sagen", antwortete Sikes. "Sie sind schon zwanzig Jahre im Hause der alten Frau und würden's nicht tun, selbst wenn wir ihnen fünfhundert Pfund bieten würden!"

      "Und das weibliche Personal?" fragte Fagin.

      "Auch nicht dran zu denken."

      "Nicht mal durch den schneidigen Toby Crackit? Wie doch die Weiber nun einmal sind!"

      "Auch vergeblich, trotzdem er sich einen Backenbart angeklebt und eine schöne gelbe Weste getragen hatte."

      "Er hätte es mit einem Schnurrbart und Soldatenhosen versuchen sollen", meinte der Jude nach kurzem Besinnen.

      "Das hat er auch getan, hatte aber ebensowenig Zweck."

      Fagin machte ein langes Gesicht dazu und versank in tiefes Nachdenken. Dann meinte er seufzend, wenn Crackits Berichte stimmen, müßte man den Plan wohl aufgeben. "Es ist furchtbar traurig, so viel zu verlieren, wenn, man sein Herz daran gehängt hat."

      "Ja", sagte Sikes, "es ist ein mächtiges Pech."

      Es folgte nun ein langes Schweigen. Der Jude versank in tiefe Gedanken, wobei sein Gesicht den Ausdruck wahrhaft teuflischer Spitzbüberei annahm. Sikes warf ihm von Zeit zu Zeit verstohlene Blicke zu, während Nancy sich mäuschenstill verhielt und so tat, als hätte sie vom ganzen Gespräch nichts gehört.

      "Fagin", sagte Sikes, plötzlich die Stille unterbrechend, "ist es fünfzig Scheine extra wert, wenn man's durch Einbruch schafft?"

      "Ja!" sagte der Jude, aufschnellend.

      "Gilt's?" fragte Sikes.

      "Ja, abgemacht", antwortete Fagin, die Hand des andern drückend. Er strahlte im Gesicht und seine Augen glänzten.

      "Dann", erwiderte Sikes und schob die Hand des Juden verächtlich beiseite, "dann kann es sofort losgehen. Toby und ich sind gestern nacht über die Gartenmauer geklettert und haben die Türen und Fensterläden untersucht. Die Villa ist zwar in der Nacht gut verrammelt, aber es gibt eine Stelle, wo man bequem einbrechen kann."

      "Wo ist denn die Stelle?" fragte Fagin lebhaft.

      "Also, man geht über den Rasenplatz", flüsterte Sikes, "und –"

      "Ja, und –" unterbrach ihn Fagin mit aufgerissenen Augen, dabei beugte er sich gespannt vor.

      "Dann –", rief Sikes schnell abbrechend, als ihm das Mädchen, fast ohne den Kopf zu bewegen, einen warnenden Blick zuwarf. "übrigens geht dich die Stelle gar nichts an, ohne mich kannst du es doch nicht machen. Wenn man mit dir zu tun hat, muß man verdammt vorsichtig sein."

      "Wie Ihr denkt, mein Lieber. Braucht Ihr keine Hilfe, schafft Ihr beide es allein?"

      "Wir brauchen nur noch ein Brecheisen und 'nen Jungen. Das erstere haben wir, den Buben mußt du uns besorgen!"

      "Einen Jungen?" rief der Jude. "Ach, dann geht's durchg ein Fenster, nicht wahr?"

      "Kann dir gleich sein", erwiderte Sikes. "Der Junge darf aber nicht zu groß sein." Nachdenklich fuhr er fort: "Wenn ich nur den Buben des Schornsteinfegers Ned kriegen könnte, der hätte ihn mir billig ausgeliehen. Aber da haben sie den Vater eingespunnt, und mit einemmal kommt solch ein Verein für verlassene Kinder und nimmt den Bengel aus einem Geschäft, wo er Geld verdienen konnte. Man lehrt ihn schreiben und lesen, damit er Handwerker werden kann. Aber so ist 's", fuhr Herr Sikes fort, der über diese Ungerechtigkeit immer mehr in Wut geriet "so ist's, und wenn diese Vereine Geld genug hätten – was aber Gott sei Dank nicht der Fall ist – so würden für unsern Beruf in einigen Jahren kaum ein halbes .Dutzend Jungen