los.
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»Als unberührte Zone hält das Green Valley mehrere wichtige Rekorde. Es ist die kleinste der Zonen und umfasst zu einem Großteil das, was einst Pembrokeshire und seine Küstenlinie war. Es wurde im kleinsten Land der Welt eingerichtet. Es hat die wenigsten Verhaftungen und Anklagen wegen illegalen Eindringens pro Jahr. Die anfänglichen Unruhen und Zwangsumsiedlungen von dreitausend Menschen waren traumatisch, die Protestgruppen blieben etwa ein Jahrzehnt lang aktiv und ein sehr kleiner Teil von ihnen unternahm eine Reihe von Terrorangriffen gegen Sicherheitspersonal und die Regierung, die das ganze Konzept unterstützte. Doch die Menschen von Wales sind überaus belastbar und weiterhin stolz auf ihre führende Rolle im Internationalen Abkommen zu den unberührten Zonen.«
Auszug aus Unser grünes Gras, Welsh Government Press
Jenn rannte.
Darum waren sie hier und sie war gut darin. Sie war wahrscheinlich die beste Dauerläuferin unter ihnen. Sie war bereits fünfzehn Bergmarathons gelaufen, dabei war sie erst Mitte zwanzig. Zwei davon hatte sie in ihrer Altersgruppe gewonnen, doch als sich die Gelegenheit ergeben hatte, ins Profilager zu wechseln, hatte sie es abgelehnt. Ihr Vater fühlte sich teilweise dafür verantwortlich, doch sie wurde immer wütend, wenn er es erwähnte. Sie war durchaus in der Lage, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, und hatte von klein auf ein Leben voller Unabhängigkeit und Abenteuer geführt, ein Lebensstil, den ihre Eltern ihr auferlegt hatten. Doch Jenn hatte sie dafür nie verurteilt.
Nachdem ihre Mutter auf Nimmerwiedersehen gegangen war, hatten ihr Vater und sie ihr ungewöhnliches Leben voller Reisen und Erforschungen fortgesetzt und sich immer nur kurz in ihrer Mietwohnung in Edinburgh aufgehalten. Ein anderes Leben konnte sie sich nicht vorstellen.
Jenn übernahm nur selten die Führung, wenn sie liefen, weil sie ein zu hohes Tempo vorgeben würde und einige der anderen am Ende von Tag eins bereits völlig erschöpft sein würden. Selina lief voran, dann die anderen, während Lucy und Gee das Schlusslicht bildeten. Jenn folgte dicht hinter Aaron, manchmal so dicht, dass sie sein schweres Atmen hören konnte. Gelegentlich überholte sie ihn zum Spaß, sprang um ihn herum, hüpfte von einem Felsen auf einen umgestürzten Baum, um vor ihm zu landen, und nahm kichernd seinen Platz ein.
Lucy war versiert darin, die beste Route zu finden, um eine Landschaft zu durchqueren. Sie hatten nur einen Kompass dabei – ein weiterer Aspekt, um diese Expedition so reduziert wie möglich zu halten – und sie trug ihn an ihrem rechten Handgelenk, auch wenn sie nur selten darauf sah. Sie liebte ihre technischen Spielereien, rühmte sich als Teil des Teams jedoch, auch ohne überleben zu können. Orientieren konnte sie sich mithilfe ihrer Armbanduhr und der Position der Sonne, dem Polarstern in einer wolkenlosen Nacht oder dem Moos, das an Bäumen wuchs. Während Selina die Landschaften, durch die sie kamen, eher wissenschaftlich betrachtete, war Lucy auf unschuldige Weise beeindruckt und verbrachte jeden Abend im Lager eine Stunde damit, Notizen zu schreiben. Es wurde nur selten angesprochen, aber allen war klar, dass sie an einem Buch über ihre Abenteuer als Team schrieb.
Selina führte sie den ersten bewaldeten Hang entlang, anstatt direkt hinaufzusteigen. Es war eine längere Route, die aber energiesparender war. In den Bäumen um sie herum hielt das Schweigen an und auch wenn Jenn sich im Rausch des Laufens zu verlieren versuchte, kribbelte die Überzeugung, dass sie beobachtet wurden, in ihrem Nacken. Sie zweifelte dieses Gefühl nicht an. Im Laufe der Zeit hatte sie gelernt, dem zu vertrauen, was Comicfan Gee als seinen Spinnensinn bezeichnete. Einmal hatte ein solches diffuses Gefühl Jenn das Leben gerettet, als ein Schneefeld, das Aaron und sie in den Anden überqueren wollten, von einer Lawine weggerissen worden war. »Ich wollte hier einfach eine Weile warten«, hatte sie später gesagt, als das Dröhnen und Krachen der Lawine durch die Berge hallte.
Sie würde es niemals Vorahnung nennen. Jenn war überzeugte Rationalistin und sie wusste, dass sich der sogenannte sechste Sinn oft aus einer Fülle von Mikrodaten zusammensetzte. Möglicherweise hatte sie auf diesem Schneefeld in den Bergen unbewusst das weit entfernte Knacken von Eisplatten gehört, die Vibration der Risse gespürt oder die plötzliche Panik oder Abwesenheit von Tieren wahrgenommen, die besser an das Leben in den Anden angepasst waren. Ihr Unterbewusstsein hatte ihr eine Botschaft geschickt und der wahre sechste Sinn bestand darin, in der Lage zu sein, darauf zu hören.
Sie sah sich im Laufen um, lauschte auf die Stille und suchte nach Bewegungen. Sie begann zu fürchten, dass es hier Überwachungstechnik gab – in den Bäumen versteckte Kameras, durch unsichtbare Drähte oder Fallen ausgelöste Alarme, Bewegungsdetektoren, die Signale über den Fluss zurück in eine der Sicherheitsstationen der Zeds schickten.
»Da ist nichts«, sagte Aaron, der ihre Sorge spürte.
»Es ist einfach so seltsam«, erwiderte sie.
»Das stimmt.« Er lief neben ihr und als Selina sie in Richtung einer Kammlinie ein paar Hundert Meter über ihnen führte, verfielen sie alle in Gehgeschwindigkeit. »Meine Eier kribbeln.«
»Das kommt von zu viel Sportsalbe«, sagte Gee von vorn.
»Oder zu wenig von etwas anderem«, ergänzte Cove. »Du kümmerst dich doch um deinen Mann, Jenn?«
»Leute«, mahnte ihr Vater. »Ihr redet hier von meiner Tochter.«
»Ihr zwei seid verwandt?«, sagte Gee in gespielter Überraschung. »Aber sie ist so talentiert, attraktiv, intelligent, fit, charismatisch …«
»Ich schmeiß dich gleich vom Berg«, drohte ihr Vater.
»Kreativ. Energiegeladen.«
»Ich warne dich.«
»Dafür musst du mich erst mal fangen, Glatzkopf!« Gee flitzte an ihrem Vater vorbei, schnipste ihm dabei mit seiner guten Hand an den Hinterkopf, duckte sich, um einem Schlag auszuweichen und schoss an Selina vorbei den Hang hinauf.
Sie gingen schweigend weiter, doch nachdem die Stille einmal unterbrochen worden war, wirkte sie jetzt noch bedrückender.
»Ich war noch nie an einem solchen Ort«, sagte Jenn. »Dad? Sonst jemand?«
»Das ist nur, weil wir uns so darauf konzentrieren«, erklärte Lucy. »Oder, Selina?«
»Könnte sein«, antwortete Selina. »In der Zona Smerti war es auch so.«
»Ja, aber das hier fühlt sich anders an«, beharrte Jenn.
»Wie anders?«, fragte ihr Vater. Jenn konnte sehen, dass er ihrer Meinung war, und wenn sie unter sich gewesen wären, hätte er freier darüber gesprochen. Doch in der Gruppe wollte er die positive Stimmung nicht untergraben.
»Die Zona Smerti fühlte sich wie etwas an, das die Menschheit vergessen wollte«, versuchte Jenn, es zu erklären. »Und so sollte es auch sein, denn dafür wurden die Zonen ja eingerichtet. Es zeigt, dass sie funktionieren.«
»Es ist erstaunlich, dass die meisten von ihnen funktionieren«, bemerkte Cove. »Wenn man bedenkt, wie Menschen sind.«
»Klar«, sagte ihr Vater. Dann sah er wieder zu Jenn. »Aber?«
»Aber Eden kommt mir wie ein Ort vor, der niemals Menschen gekannt hat.«
Niemand antwortete darauf und ein paar Minuten später erreichten sie einen niedrigen Hügelgipfel, der nicht nur eine gute Sicht in die Richtung bot, aus der sie gekommen waren, sondern auch ein Panorama auf das, was vor ihnen lag. Sie bewegten sich über den Hügel, ohne anzuhalten, um nicht doch noch von jemandem an der Grenze, die nur ein paar Kilometer entfernt lag, entdeckt zu werden. Sie pausierten unter einem Felsvorsprung, standen schweigend nebeneinander und betrachteten Eden.
»Erinnert mich ein bisschen an die Rockies«, sagte Aaron.
»Ja«, erwiderte sie zurückhaltend. Es war eine Weile her, dass sie darüber gesprochen hatten.
»Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Nach Eden natürlich. Um diese Langstreckenschule aufzubauen. Und unsere Füße wieder in Ordnung zu bringen.«
Jenn