Paul Rießler

Diverse apokryphe Schriften, Band 3


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      Lernst du die Jägerei,

      dann hast du keinen Lebensüberdruß.

      Denn, lernst du sie,

      dann klagest du um etwas, was du nicht verloren,

      und findest auch nichts Schönes,

      dieweil das Ganze häßlich ist.

      43

      Den König ehren seine Fürsten;

      doch ihre Götter achten nicht die Priester.

      Gib keinem Priester einen Trunk,

      wenn er nicht seine Götter achtet!

      Und lädst du einen schlechten Priester in dein Haus,

      dann spendet er beim Eintritt dir den Segen;

      murrt aber, wenn er fortgeht.

      Und bietest du ihm Speise an,

      dann führt er seine eine Hand zum Munde,

      und mit der andern nimmt und steckt er das in seinen Sack,

      was er den Kindern bringen will.

      44

      Tritt ein im Frieden,

      wenn deine Kleider schön

      und vollgespickt dein Beutel ist!

      45

      Die Speise ziert Geselligkeit.

      Der Reichtum bringt viel Freunde.

      Wankt aber eines Mannes Fuß,

      alsdann verlieren sich alle seine Freunde.

      46

      Geschenke zieren Reden.

      47

      Speis nicht an jedem Tag mit einem Mann,

      der reicher ist als du!

      Denn widersprichst du ihm,

      der täglich dich auf seine Kosten hat bewirtet

      und widerspricht er dir,

      dann mußt du das, was du in dreißig Tagen hast erspart,

      für diesen aufwenden

      und dieses richtet dich zugrund.

      48

      Das Weissagen ergötzt der Toren Sinn;

      die Zauberei verblüfft einfältige Gemüter.

      49

      Wer Halt auf seinem Wege macht,

      der ist ein träger Mensch.

      50

      Das Diebsgelüste bringt ein schweres Kreuz.

      51

      Des Elends Stunde lehrt dich Stehlen und Betrügen.

      52

      Versag dem Knaben Mitleid!

      Die Zucht entfernt vom Tode weit;

      die Kunst befreit von Elend.

      Das göttliche Gesetz ist Gegenstand des Lesens.

      53

      Verhaßt ist die Geschwätzigkeit

      und grundlos Lachen über Fehler.

      54

      Veracht zu jeder Zeit die Schmeichelei!

      Verschmäh und hasse einen Schwätzer,

      der stets dazwischen spricht

      und lange schwätzt!

      Und sind zehntausend Feinde um dich her,

      so schaden sie dir nicht so viel als seine Zunge.

      Tagtäglich kämpft er mit dem Tod;

      sein Antlitz blickt nicht hell der Worte wegen,

      mit denen er gescholten wird.

      55

      Nichts Schöneres gibt’s als Stillschweigen.

      Es ist die Schweigsamkeit zu allen Zeiten schön.

      Und schweigt ein Tor,

      dann hält man ihn sogar für einen Weisen.

      56

      Verliere nie den Mut!

      Verzweifle nicht im Krieg!

      Wer in dem Kriege nicht verzweifelt

      und sich dem Tode darbietet,

      gewinnt sofort sein Leben, Ruhm dazu

      und wird gefeiert.

      Wer vor Gerichte kühne Worte macht,

      gewinnt den Sieg.

      57

      Ein unbehelligter Reichtum ist eine Macht;

      doch weiß nicht jedermann, ihn zu benützen.

      Wer einen großen Bauch sich anschafft, stirbt

      und wer nicht an das Ende denkt, verkommt.

      Doch wenn du deinen Bauch nur mäßig füllst

      und wenn du an das Ende denkst,

      dann geht’s dir gut.

      58

      Ein Urteil ist ein gutes Ding.

      Doch hüte dich, dein Urteil über einen Toren abzugeben!

      Denn hilfst du einem dummen Mann bei seinem Rechtsstreit,

      dann schilt er über dich und sagt zu vielen:

      „Er hat mich ja verurteilt.“

      59

      Speis nicht mit einem Schurken!

      Denn er verschlingt, was dir gehört,

      und weil er schlecht ist,

      so redet er nur Schlimmes und Verdrießliches von dir.

      60

      Schenk nicht Gehör den Worten eines Weibes, das viel schwatzt!

      Und glaub ihr nicht,

      wenn sie bei dir sich über ihren Mann beklagt!

      Denn der tut ihr nichts Übles an,

      wohl aber sie, die täglich ihn mit ihrer bösen Zunge angreift.

      61

      Streit nicht mit dem, der dir an Kräften überlegen,

      auch wenn er dich selbst drängt, mit ihm zu ringen,

      indem du bei dir denkst: „Vielleicht werf ich ihn nieder!“

      Sonst wirft er dich zu Boden

      und du mußt vor den vielen Zuschauern dich schämen.

      62

      Steh fest bei dem hin,

      der mit dir streitet!

      Laß ihm’s nicht durchgehen,

      beschimpft er deinen Vater!

      63

      Richt nicht zu Haus auf deine Magd die Augen!

      Hab keine Freude an der Lust und am Zusammensein!

      Vergiß nicht deine Ehre!

      Läßt du zu Haus die Augen schweifen,

      dann duldest du viel Pein.

      Doch bist du ehrbar,

      so