Anne-Marie Donslund

Das magische Buch 3 - Voodoo


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unangenehm, wenn sie so schlecht von ihnen sprechen. Ich leide immer noch unter unserem Streit und auch, weil wir jetzt schon länger zerstritten sind als je zuvor. Vielleicht vertragen wir uns nie wieder. Vielleicht ist es wirklich aus und vorbei mit dem Dreiergespann.

      Die Tür wird mit einem lauten Knall hinter mir aufgeschlagen. Ich zucke zusammen und lasse die halbe Zimtschnecke vor Schreck auf mein Shirt fallen. Sie hinterlässt einen ollen Fettfleck.

      „Hey!“ Ein großer Typ mit schwarzen Jeans, Stiefeln, schwarzem Kapuzenpulli und schwarzen Haaren starrt mich mit seinen genauso dunklen Augen an. Er hält meinen Blick so lange fest, bis ich weggucke. Anna schaltet sich schlichtend ein:

      „Patrik, dass ist Ce. Sie ist okay.“

      „Ach, du bist Ce? Ich bin Patrik ohne C!“

      Sofia lacht und umfasst seine Beine.

      „Mmm“, sagt er. „Das riecht herrlich!“ Er beugt sich runter zu Sofia und küsst sie auf den Mund. Sie öffnet ihren Mund etwas und küsst ihn mit Zunge zurück. Ich wische Krümel von meiner Hose und rechne seinen Namen nach. Er muss der Elfer sein.

      Patrik lässt sich neben Sofia fallen und bedient sich an den Zimtschnecken.

      „Bist du eingezogen?“ Er sieht mir wieder direkt in die Augen und streckt mir seine Hand entgegen. Wenn ich schon gedacht habe, dass Nicks Augen leuchten, dann leuchten Patriks noch tausendmal mehr. Er sieht irgendwie wild aus. Aber gut wild. Ein bisschen gefährlich, aber auch so, als wäre er unter dem ganzen Schwarz ganz lieb.

      Ich gebe ihm meine Hand und schüttle den Kopf.

      „Ce aus meiner Klasse“, sagt Anna.

      „Ce, ist die Abkürzung von...?“ Patrik hält meine Hand fest und mustert mich kritisch. „Cecilie?“

      Nick sieht genervt auf.

      „Cille!“, sagt Anna schnell und zieht an meinem Arm, damit Patrik mich loslassen muss.

      Würfeln

      Patrik nimmt ein Paar Würfel aus der Tasche und sieht abwechselnd von dem einen zum anderen. Nick sieht plötzlich sehr müde aus. Offensichtlich hat er nicht wirklich Lust auf Patriks Würfelspiel, wenn es das ist, was Patrik beabsichtigt...

      „Na, Cecilie“, sagt er. „Um was spielen wir?“

      „Äh...“, ich sehe hilflos zu Anna.

      „Sie heißt Ce, jetzt kapier es doch!“, sagt sie und sieht Patrik direkt in die Augen. „Und sie muss auch nicht bei deinen blöden Würfeln mitmachen, wenn sie nicht will!“

      Es entsteht eine unangenehme Pause und ich weiß nicht recht, was ich sagen oder machen soll.

      „Es ist völlig unschuldig.“ Plötzlich klingt Patriks Stimme mild und gut. „Nur so zum Spaß.“ Er lächelt mich sogar an.

      „Okay, gut, dann spiele ich um meinen Kochtag“, sagt Anna und zieht die Aufmerksamkeit zu sich. „Wenn ich die höchste Zahl würfele, muss ich diese Woche Dienstag nicht kochen, wenn ich verliere, mache ich auch Donnerstag Essen.“ Sie rückt sich auf der Matratze zurecht und sieht zu ihrer Schwester. Sofia setzt sich ebenfalls zurecht und nun sitzen sie direkt voreinander, so als wollen sie Armdrücken machen oder so.

      „Wenn ich gewinne, machst du Dienstag Spinatlasagne und am Donnerstag etwas mit Tofu.“

      „Whaaat?“, lacht Anna. „Ich mache einfach etwas aus dem, was da ist. Sonst musst du alles besorgen, ich gehe sicher nicht einfach für alle einkaufen.“

      „Deal! Ich gehe einkaufen, aber dann kochst du auch Freitag!?“

      Anna lacht noch lauter. „Du bist ja verrückt! Dreimal in einer Woche! Und wenn ich gewinne, würde ich nur einmal ums Kochen herum kommen. Niemals!“

      Jetzt mischt auch Nick sich ein. „Freitag wäre ja eigentlich mein Kochtag, wenn du den machst, mache ich deinen nächsten Dienstag, also falls du gewinnst.“

      „So aber nicht Nick“, quietscht Sofia. „Ich habe nur gesagt, dass Anna auch Freitag kochen soll, damit wir um deine nicht vorhandenen Kochkünste drumherumkommen.“

      Alle lachen, ich auch. Es ist ein unterhaltsames Spielchen, selbst wenn ich den roten Faden lange verloren habe. Ich konnte nicht so genau folgen, wer wann Essen macht.

      Es fällt mir auf, dass es schon lange her ist, dass wir alle vier zu Hause etwas zusammen gespielt haben. Es gab Zeiten, da haben wir das häufig gemacht. Am Ende war Mama immer eingeschnappt und Papa hat sie weiter geärgert, bis er sie dann irgendwann zu sich gezogen und ihr einen Kuss aufgedrückt hat.

      „Also gut, so machen wir’s, hört zu“, verkündet Anna. „Sofia und ich spielen gegeneinander. Wenn ich gewinne, übernimmt sie meinen Kochtag am Dienstag, aber ich bestimme, was es gibt, und sie kauft auch ein. Wenn ich verliere, koche ich an drei Tagen, aber Sofia kauft ein und Nick macht an zwei Tagen den Abwasch.“

      „Deal!“, sagt Sofia, streckt sofort die Hand nach Patrik aus, um die Würfel zu kriegen und wirft sie noch bevor Nick Zeit zu protestieren hat.

      „YES!“, ruft sie. Sie hat eine Vier und eine Fünf geworfen. „Neun!“

      „Haahaa, das schlägst du niemals, du kleine Kochfee. Dann gibt es dreimal Annaessen, yummi!“, sagt Patrik und reibt sich die Hände. Mich überkommt plötzlich ein eigenartig trauriges Gefühl. Irgendwie wirken sie mehr wie eine richtige Familie als wir und das, obwohl es gar keine ist. Nur Anna und Sofia... Aber bei ihnen gibt es Absprachen und Kochtage und solche Sachen. Bei uns kocht nur Mama und das eigentlich immer. Die einzige Ausnahme ist, wenn sie sich mit den anderen Frauen beim „Ladies Circle“ trifft, dann macht Papa Essen, aber nicht besonders gut, eher langweilig. Auf jeden Fall ist es nie etwas mit Tofu, was auch immer das eigentlich ist.

      Anna greift sich die Würfel und wirft sie über den Tisch. Sie hören gar nicht mehr auf, sich um ihre eigene Achse zu drehen. Der erste Würfel, der fällt, ist ein Fünfer, und dann fällt der Sechser.

      „Yeehaa“, brüllt Anna, springt auf und vollführt einen Siegestanz.

      „Oh, Mann“, stöhnt Sofia, während Nick sich vor Freude in die Hände klatscht. So kam er wenigstens um den Abwasch herum.

      „Verflucht noch mal! Aber was soll’s, jetzt bist zu dran“, sagt Patrik und reicht mir die Würfel. Ich nehme sie an.

      „Okay, bist du dir sicher, dass du das willst?“, fragt mich Anna und sieht ganz geheimnisvoll aus.

      „Vielleicht“, sage ich und spüre sofort ein flaues Gefühl im Bauch, fast wie Schmetterlinge. Also irgendwie auch ein gutes Gefühl. Nur glaube ich, ich bin auch rot geworden. Ich hoffe, die anderen sehen es nicht.

      „Wenn du verlierst, musst du...“ Anna hat den Kopf leicht zur Seite gekippt und sieht mich nachdenklich an. Ich mag ihre Augen, jetzt sehen sie viel nahbarer aus.

      „... eine Woche lang mit meiner Jacke zur Schule gehen“, sagt sie und zieht ihre schwarze Lederjacke mit den Sicherheitsnadeln, Nieten und den eigenartigen aufgemalten Symbolen hervor. Sie wirft sie rüber zu mir und mein Herz pocht noch schneller.

      Die Jacke riecht irgendwie intensiv. Sowohl nach Anna als auch nach Rauch und etwas feucht nach Gartenhaus. Anna schaut die ganze Zeit zu mir.

      „Probier’ sie mal an“, fordert sie mich schließlich auf.

      Ich ziehe die Jacke über, bleibe dabei aber sitzen.

      „Jetzt steh doch mal auf, damit wir dich richtig sehen“, stößt mich Sofia an.

      Ich stehe auf und drehe mich einmal um mich selbst. Es gibt keinen Spiegel, also kann ich mich selbst nicht ansehen.

      „Sie steht dir gut“, sagt Nick und lässt seine Augen lachen. Jetzt schlägt mein Herz so laut, dass ich wirklich Angst habe, die anderen könnten es hören.

      „Okay“,