ich, dass er vorschlagen will, sich zu verabreden. Ich versuche Zeit zu gewinnen, aber als er sein Gewicht von einem Bein auf das andere verlagert, wird mir klar, dass ich eine Antwort liefern muss. Ich habe nichts großartig vor, aber auch keine Lust darauf, ihn außerhalb des Arbeitsplatzes zu treffen. Hin und wieder schneller Sex ist schön und gut, finde ich, aber mehr soll es nicht sein. Deshalb lüge ich ihm ins Gesicht.
„Ich fahre nach Barcelona“, sage ich.
Das Leuchten in seinen Augen verschwindet und das Lächeln verblasst ein wenig. Ich denke daran, wie alles begann. Damals hatten mich allein schon sein Blick und die Vorfreude feucht werden lassen. So ist es nicht mehr. Ich denke an die Lüge über Barcelona und merke, wie sie mir zu gefallen beginnt. Ich war noch nie in dieser Stadt, aber vielleicht würde es Spaß machen zu verreisen. Ich beschließe, nach Flügen zu schauen, wenn ich nach Hause komme. Ich blinzele und bemerke, dass er immer noch da ist und mich betrachtet.
„Ist eine coole Stadt“, sagt er.
Ich nicke und sage, es sei mein erstes Mal dort.
„Dann freu dich drauf. Wo kommst du unter?“
„Das weiß ich noch nicht so richtig“, antworte ich.
„Ich kenne zwei Frauen, bei denen du vielleicht wohnen könntest, wenn du willst. Ich weiß schließlich, dass man als Praktikant nicht so viel auf der hohen Kante liegen hat.“
„Super“, sage ich. „Schickst du mir ihre Mailadresse oder Nummer?“
„Ja, natürlich“, antwortet er. „Vielleicht können wir etwas ausmachen, wenn du wieder zurück bist?“
„Ja, vielleicht“, antworte ich, auch wenn ich es nicht ernst meine.
Er entfernt sich, bleibt dann aber plötzlich stehen und wirft einen Blick über seine Schulter.
„Sie sind ein Paar. Also, ein lesbisches Paar.“
Am Tag vor meiner Abreise erwache ich schweißgebadet vom Lärm auf der Straße. Ich war tief in einen fantastischen Traum versunken und versuche wieder einzuschlafen. Ich atme tief ein und verkrieche mich in die Matratze. Mein Atem beruhigt sich und der Straßenlärm verschwindet auf die gleiche Weise.
Die Tür zu ihrem Schlafzimmer steht einen Spaltbreit offen. Dahinter brennt ein Nachtlicht, aber im Flur ist es dunkel. Ich stoße sanft gegen die Tür, sodass sie sich etwas weiter öffnet, gerade weit genug, um einen Blick auf das Bett erhaschen zu können. Der Raum ist petrolblau gestrichen und lässt die weißen Laken aufleuchten. Das Paar liegt mitten auf dem Bett, also habe ich freie Sicht auf sie beide. Zwischen Marias Beinen liegt Nathalie. Sie leckt sie so intensiv, dass ich ihre Zunge dabei hören kann. Maria schwingt die Lenden und schiebt ihr ihren Schoß entgegen. Ihre großen Brüste fallen zu beiden Seiten und entblößen einen braungebrannten Brustkorb. Die Hände sind in Nathalies kurzem Haar vergraben. Sie winselt, als Nathalie einen Finger in sie gleiten lässt. Nathalie erhebt sich halb und beugt sich über ihren Körper. Sie küssen sich feucht und verspielt, während Marias Atemzüge schneller werden und ihre Hand zu Nathalies Scheide gleitet. Sie streichelt sie sanft, dann verpasst sie Nathalies glänzender Möse einen Klaps. Ihre Hände arbeiten melodisch im Takt und sie stöhnen synchron, erst leise, aber schließlich lauter und lauter. Sie saugen sich aneinander fest, sodass der Klang ihrer Orgasmen im Mund der anderen verhallt. Nathalie dreht ihr Gesicht zur Tür und begegnet meinem Blick. Sie steht vom Bett auf, geht auf Zehenspitzen zur Tür, öffnet sie und zieht mich herein.
Ich wache auf, draußen ist es hell. Die Sonne scheint am wolkenlosen Himmel. Mein Koffer ist gepackt, bereit zur Abreise und ich kann es kaum erwarten, mich ins Flugzeug zu setzen.
Als ich in Barcelona ankomme, mache ich es mir in einem Straßencafé in einer kleinen Straße hinter der Basilika bequem. Hier wird der Hochbetrieb von einem dudelnden Radio aus einer Wohnung über mir ersetzt. Ältere Damen gehen gebückt am Café vorbei und jede zieht ihren Trolley hinter sich her. Ich kann Brot und Gemüse darin erahnen – Porree ragt heraus, frische Tomaten glänzen wie Weintrauben im Regen. Ich lehne mich in meinem Stuhl zurück und genieße meinen Cortado, während das Leben der spanischen Stadt an mir vorbeizieht. Ich spähe auf meine Armbanduhr – in nur einer Stunde soll ich dort sein.
Nachdem ich zwei Cortados getrunken und unzählige Menschen habe vorbeischlendern sehen, mache ich mich auf den Weg zur Wohnung. Das Blut strömt nervös durch meinen Körper und das Koffein macht meine Beine zittrig. Das Klicken unzähliger Auslöser von fotografierenden Touristen verschmilzt zu einem betörenden Summen. Laut meinem Kollegen sollte die Wohnung leicht zu finden sein.
Ich überquere den Platz und biege die zweite Straße neben dem Café ab. Dann gehe ich zweihundert Meter geradeaus, biege links und unmittelbar wieder rechts ab. Als ich die Straße erreiche, ist das Gebäude nicht zu übersehen. Es ist schön und beachtlich, liegt versteckt zwischen modernen Eigentumswohnungen und hat große Fenster. Üppige Schnitzereien zieren die Fenster und kleinen Balkone, die gerade genug Platz für einen Stuhl bieten. Ich lege den Kopf in den Nacken und schaue hinauf zum achten Stock. Ehe ich das Gebäude betrete, hole ich tief Luft.
Eine schöne Frau mit langen Haaren öffnet die Tür. Sie stellt sich als Maria vor und umarmt mich herzlich. Nathalie steht zwischen lauter Gemüse in der Küche. Davor steht ein großer Esstisch, gedeckt mit kleinen, appetitlichen Gerichten. Es ist überwältigend. Nathalie stellt eine mit Oliven gefüllte Holzschale dazu, bevor sie mich in die Arme schließt. Plötzlich fällt mir auf, dass das Paar nur Unterwäsche trägt.
„Ja“, sagt Nathalie gestikulierend. „Wir brunchen immer so.“
Sie schaut an sich herunter und strahlt wie die Sonne in ihrem Haar.
Nathalie ist groß und schlank, hat kurzes, dunkles Haar und leicht maskuline Züge. Maria ist kleiner und hat schöne, sanfte Kurven. Beide Frauen wirken ruhig, natürlich und glücklich. Maria lobt Nathalie für den tollen Tisch und als sie ihr einen Kuss gibt, beginnt mein Herz zu hämmern.
„Willkommen in Barcelona“, sagen sie und wir stoßen mit einer frischen Bloody Mary an.
Wir plaudern über dieses und jenes, während das Essen langsam vom Tisch verschwindet. Ich tunke noch ein Stück Brot in Olivenöl, schneide mir eine Scheibe Käse ab und esse den Serranoschinken mit den Fingern. Wenn das Paar zwischendurch manchmal Spanisch spricht, kann ich den Blick nicht von ihnen lassen. Sie wirken sehr vertraut und aufeinander fokussiert und lassen mich wieder an meinen Traum denken. Ich hoffe, sie bemerken meine geröteten Wangen nicht.
Als wir mit dem Essen fertig sind, verziehen wir uns mit einem Glas Wein in die Sofaecke. Ich erzähle, dass es mein erstes Mal in Barcelona ist und ich mir gut vorstellen könnte, ein bisschen Spanisch zu lernen. Nathalie beugt sich über den langen Holztisch. Sie schwenkt den Wein im Glas.
„Die beste Art, Spanisch zu lernen, ist im Bett“, sagt sie und nimmt einen ordentlichen Schluck.
Sie lehnt sich zurück und schielt zu Maria. Ich kann meinen Bauch kribbeln spüren, da brechen sie plötzlich in schallendes Gelächter aus.
Als wir die Flasche geleert haben, bin ich etwas lockerer. Vielleicht färbt ihre entspannte Art ab, vielleicht liegt es auch am Alkohol. Maria stellt eine Wasserpfeife auf den Tisch und wir lassen sie herumgehen. Als ich die Lippen ansetze und den Rauch in die Lunge ziehe, versuche ich, den Geschmack von Maria einzufangen. Die rote Farbe ihres Lippenstifts ziert das Mundstück. Ich nehme einen tiefen Zug, sodass das Wasser lustig sprudelt.
„Kaffee?“, fragt Nathalie auf einmal und platziert einen Haufen Dildos in verschiedenen Farben vor mir.
Das Paar schaut mich mit intensivem Blick an und ich zögere für einen Moment. Dann greife ich den nächstbesten Dildo und lecke ihn ab. Während ich ihn schmecke, frage ich mich, ob er einmal in diesen Frauen gesteckt hat.
Ihre Blicke ruhen auf mir und als ich den Dildo aus dem Mund nehme, sage ich:
„In meinem nächsten Leben will ich es mit einer Frau probieren.“
„Warum