Jakob Wassermann

Gesammelte historische Romane von Jakob Wassermann


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       Jakob Wassermann

      Gesammelte historische Romane von Jakob Wassermann

      Donna Johanna von Castilien + Sabbatai Zewi + Sturreganz + Christian Wahnschaffe…

      Books

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       [email protected]

      2017 OK Publishing

      ISBN 978-80-272-0859-3

      Inhaltsverzeichnis

       Christoph Columbus - Der Don Quichote des Ozeans

       Alexander in Babylon

       Der Aufruhr um den Junker Ernst (Zeit der Hexenprozesse)

       Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens

       Christian Wahnschaffe

       Der Geist des Pilgers:

       Das Gold von Caxamalca

       Witberg

       Sabbatai Zewi

       Sturreganz

       Der goldene Spiegel

       Die Schwestern:

       Donna Johanna von Castilien

       Sara Malcolm

       Clarissa Mirabel

      Christoph Columbus - Der Don Quichote des Ozeans

       Inhaltsverzeichnis

       Erstes Kapitel. Ahnung des Unbekannten

       Zweites Kapitel. Frühe Wege

       Drittes Kapitel. Verzweifelte Bemühungen

       Viertes Kapitel. Rechenschaft, Bittgänge, Vagabondage und wahnwitzige Forderungen

       Fünftes Kapitel. Letzte Hindernisse und endliche Ausreise

       Sechstes Kapitel. Fahrt ins Unbekannte

       Siebentes Kapitel. Die Indios und das Gold

       Achtes Kapitel. Rückkehr und Triumph

       Neuntes Kapitel. Die mörderische Wirklichkeit

       Zehntes Kapitel. Die abgeleugnete Wirklichkeit

       Elftes Kapitel. In Ketten

       Zwölftes Kapitel. Indisches Inferno

       Letztes Kapitel. das düsterste von allen

      Erstes Kapitel.

       Ahnung des Unbekannten

       Inhaltsverzeichnis

      Leben und Schicksal des Christoph Columbus zeigen mit augenscheinlicher Deutlichkeit, daß auch der zu großer Vollbringung bestimmte Mensch nur aus seiner zeitlichen Beschlossenheit heraus erklärt werden kann. Unsere Phantasie ist nur allzu geneigt, eine unsterbliche Figur mit den Eigenschaften auszustatten, die erst von ihren Wirkungen herkommen, sonach ihrer irdischen Existenz und Persönlichkeit mit nichten angehaftet haben. Ruhm ist ein höchst geheimnisvoller Kristallisationsprozeß, bei welchem viel Schlacke verarbeitet wird. Deshalb sehen die Zeitgenossen eine bedeutende Erscheinung entweder falsch oder gar nicht, während die Nachwelt stets die Endergebnisse vorwegnimmt, d. h. durch ihr Wissen vom Gewordenen (das im Grunde schon ein Erstarrtes ist) ihre Anschauung vom Werden und Sein entkräftet. Deshalb auch gleichen alle unsere Urteile über historische Epochen wie über historische Personen abgegriffenen Münzen, deren Wert nur bei seltenen Anlässen untersucht wird. Jede Überlieferung erhält sich durch die Summe der mit ihr verknüpften Irrtümer, anders kann und soll es auch nicht sein, denn der Irrtum ist ein zeugendes Element, aus ihm entsteht das Bild, der Mythos und immer erneutes Leben. Wer könnte die Wahrheit ertragen, vorausgesetzt, daß es Wahrheit gibt? An ihr zerbräche jeder Aufschwung, jede Illusion, jeder über die Wirklichkeit triumphierende Idealismus. Sie hat mit dem Dokumentarischen und der gültigen Pragmatik der Geschichte wenig zu schaffen, diese Wahrheit, wie Goldkörner im Erz ist sie in einem rauhen und schwer zu behandelnden Material verborgen, und sie auszugraben und herauszuschmelzen, bedarf es vieler Mühe, vieler Liebe und eines gewissen Mutes, denn die menschliche Seele, worin man sie allein finden kann, ist ein finsteres und von abschreckenden Gespenstern bevölkertes Labyrinth.

      Eine eigentümliche Rätselhaftigkeit, ja Zweideutigkeit schillert um die Gestalt des Columbus seit jeher. Alles ist umstritten, der Charakter, die Leistung, der Werdegang, die Lebensereignisse und die Geburt. Sieben Städte im Genuesischen kämpfen um die Ehre, seine Wiege beherbergt zu haben, ihnen hat sich Korsika und Frankreich gesellt. Mit ziemlicher Sicherheit kann angenommen werden, daß sein Vater ein armer Wollweber war, aber diese Tatsache hat er selbst zu verwischen sich bemüht. Die geringe Herkunft erschien ihm als ein Makel, denn in den Tagen der Glorie spricht er von seinen adligen Ahnen; ich bin nicht der erste in meiner Familie, der als Admiral die Meere befahren hat, behauptet er. Den Beweis dafür bleibt er schuldig. Einige seiner Gegner nennen ihn deshalb einen Lügner. Sie haben wenig Einbildungskraft und eine dürftige Vorstellung dieser tiefen, schier unergründlichen Natur.

      Sein Lebenslauf hat manche Ähnlichkeit mit einer mittelalterlichen Legende. In einem Zeitraum von zwanzig Jahren habe ich mich, von Frist zu Frist, immer wieder mit ihm beschäftigt; immer wieder mußte ich mich fragen: ist dies verbürgt? ist jenes nicht bloß Sage? sind die oder die Geschehnisse nicht apokryph, und die oder die überhaupt nur wahrscheinlich? Aufsteigend aus dem Nichts, ein hergelaufener italienischer Abenteurer, wird er Großadmiral von Spanien, Vizekönig ungeheurer Reiche, bezahlt sieben Jahre des Glanzes und der Macht mit jähem Sturz und beispielloser Demütigung, und nach schwachem Wiederaufflammen stirbt er als beinahe vergessener Mann einen einsamen Tod.

      Außerordentliches