Magdalena Stampfer

Allergien revolutionär


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Blutdruck, Kreislaufkollaps, Herzstillstand, Schwächung der Immunabwehr Erkrankungen des Hormonsystems: Ausbildung eines sog. Cushing-Syndroms (typische Zeichen sind Vollmondgesicht, Stammfettsucht und Gesichtsröte), Inaktivität bzw. Schwund der Nebennierenrinde Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen: Gewichtszunahme, erhöhte Blutzuckerwerte, Zuckerkrankheit, Erhöhung der Blutfettwerte (Blutcholesterin und -Triglyzeride) und Gewebswassersucht, Kaliummangel durch vermehrte Kaliumausscheidung, Appetitsteigerung Psychiatrische Erkrankungen: Depressionen, Gereiztheit, Euphorie, Antriebssteigerung, Psychosen, Manie, Halluzinationen, Stimmungslabilität, Angstgefühle, Schlafstörungen, Selbstmordgefährdung Erkrankungen des Nervensystems: Erhöhter Hirndruck, Auftreten einer bis dahin unerkannten Fallsucht (Epilepsie) und Erhöhung der Anfallsbereitschaft bei bestehender Epilepsie Augenerkrankungen: Linsentrübung (Katarakt), Steigerung des Augeninnendrucks (Glaukom), Verschlimmerung von Hornhautgeschwüren, Begünstigung von durch Viren, Bakterien oder Pilze bedingten Entzündungen am Auge Gefäßerkrankungen: Blutdruckerhöhung, Erhöhung des Arteriosklerose- und Thromboserisikos, Gefäßentzündung (auch als Entzugssyndrom nach Langzeittherapie), erhöhte Gefäßbrüchigkeit Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts: Magen-Darm-Geschwüre, Magen-Darm-Blutungen, Bauchspeicheldrüsenentzündung Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes: Dehnungsstreifen der Haut, Dünnwerden der Haut (“Pergamenthaut”), Erweiterung von Hautgefäßen, Neigung zu Blutergüssen, punktförmige oder flächige Hautblutungen, vermehrte Körperbehaarung, Akne, entzündliche Hautveränderungen im Gesicht, besonders um Mund, Nase und Augen, Änderungen der Hautpigmentierung Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen: Muskelerkrankungen, Muskelschwäche, Muskelschwund und Knochenschwund (Osteoporose) treten dosisabhängig auf und sind auch bei nur kurzzeitiger Anwendung möglich, andere Formen des Knochenabbaus (Knochennekrosen), Sehnenbeschwerden, Sehnenentzündung, Sehnenrisse und Fetteinlagerungen in der Wirbelsäule (epidurale Lipomatose). Wachstumshemmung bei Kindern. Hinweis: Bei zu rascher Dosisreduktion nach langdauernder Behandlung kann es zu Beschwerden wie Muskel- und Gelenkschmerzen kommen Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse: Störungen der Sexualhormonsekretion (in Folge davon Auftreten von: Ausbleiben der Regel (Amenorrhoe), männliche Körperbehaarung bei Frauen (Hirsutismus), Impotenz Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort: Verzögerte Wundheilung

      Natürlich kann Cortison in akuten Fällen eine Hilfe sein, beispielsweise dann, wenn ein Kind aufgrund von starkem Juckreiz nachts nicht schlafen kann. Doch viel zu oft wird es als Alltagsmedikation verschrieben und verwendet, ohne nach anderen, langfristigen Lösungsansätzen zu suchen. Auch da hat man sich aus schulmedizinischer Sicht etwas Besonderes einfallen lassen: Die Bekämpfung der Ursache ohne Bekämpfung der Ursache. Was wie ein Tippfehler anmuten mag, ist vollkommen ernst gemeint.

      Bis endlich Ruhe ist: Hyposensibilisierung

      Da sich viele Patienten eine dauerhafte Lösung wünschen, die über eine reine Symptombekämpfung hinausgeht, gibt es auch seitens der Pharmaindustrie immer mehr Ideen, wie man gegen Allergien vorgehen könnte. Der Grundgedanke hinter der Hyposensibilisierung oder auch spezifischen Immuntherapie ist prinzipiell leicht verständlich: Man verabreicht dem Patienten in Form von Tropfen, Tabletten oder Spritzen eine noch tolerierbare Dosis des Allergens, um das Immunsystem allmählich daran zu gewöhnen und es gewissermaßen zu beruhigen. Es soll so lernen, nicht mehr mit einer Überreaktion aufzufahren, wenn das Allergen im Körper von den körpereigenen Zellen entdeckt wird.

      Bekannt ist derzeit, dass diese Immuntherapie bei Heuschnupfen, Asthma bronchiale, Pollen- und Insektenstichallergien Wirkung zeigt. Allerdings nicht bei Nahrungsmittelallergien. Interessanterweise wird diese „Allergieimpfung“ als Beseitigung der Ursache verkauft und in den Medien auch so propagiert. Im Wochenmagazin Stern ist beispielsweise Folgendes zu lesen: „Die einzig wirksame Therapie bei Allergie ist die Hyposensibilisierung“, denn sie bekämpfe nicht nur die Symptome, sondern die Ursache [5].

      Auch die Interessensgemeinschaft Allergenvermeidung (IGAV) wirbt in einem Folder, auf dem medienwirksam ein süßes, unschuldiges Kätzchen abgebildet ist, mit den Worten [6]: „Von der Weltgesundheitsbehörde WHO empfohlen: Allergieimpfung. Der Ursache der Allergie den Kampf ansagen.“ Weiter im Text heißt es, dass für die „Ursachenbekämpfung“ die Allergieimpfung zuständig sei. Das körpereigene Immunsystem kommt im IGAV-Folder nicht allzu gut weg. Es wird zwar als „Bodyguard“ unseres Körpers bezeichnet, aber als einer, der eventuell seine „Beschützerfunktion zu ernst nimmt“ und somit auf völlig harmlose Stoffe allergisch reagiert.

      Aus heiterem Himmel führt sich unser Immunsystem demnach auf wie ein verbohrter, verbitterter Beamter, der alles viel zu eng sieht. Es gäbe aber, so der Folder weiter, für Besitzer eines so sturen Immunsystems doch noch Hoffnung, nämlich die Allergieimpfung: „Sie führt in den meisten Fällen zum Erfolg, denn sie setzt als einzige Behandlungsmethode direkt am Ort des Geschehens an: am fehlgeleiteten Immunsystem.“ Im Klartext: Das Immunsystem ist wie ein Pubertierender einfach nur durchgeknallt, aber es gibt etwas, das wir ihm geben können, damit es sich wieder einkriegt.

      Die Experten unter den Allergologen räumen allerdings ein, dass bei dem langen Prozedere der Erfolg ungewiss ist. Die besten Aussichten auf Erfolg hat man bei einer Insektenstichallergie, bei anderen Allergiearten schaut es aber etwas magerer aus. Bei Pollenallergien ist eine Besserung der Beschwerden um 30 bis 45 Prozent im Durchschnitt zu erwarten [7]. Noch nicht hinreichend geklärt ist, warum die Therapie bei manchen funktioniert und bei anderen nicht. Davon steht im Werbefolder natürlich nichts, stattdessen ist eine Liste der zugelassenen Präparate zur spezifischen Immuntherapie abgedruckt. Am Schluss ist zu lesen, auf wessen „freundliche Unterstützung“ sich die IGAV verlassen kann. Es handelt sich dabei um Pharmafirmen wie Allergopharma, HAL Allergy, Bencard, Alk Abello oder Stallergenes, die die genannten Präparate produzieren und verkaufen. Am Anfang des Folders wird also durch Nennung namhafter Ärzte und Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der IGAV Glaubwürdigkeit suggeriert, um sie dann bei der Nennung der Pharmafirmen wieder schrumpfen zu lassen. Hoffentlich liest keiner die letzte Seite, wird man sich beim Layout wahrscheinlich gedacht haben.

      Die Bezeichnung Immuntherapie ist unpassend gewählt, denn um eine Stärkung des Immunsystems geht es hier keineswegs. Eine Hyposensibilisierung dauert in der Regel drei bis fünf Jahre, bei Insektenstichallergikern wird zu einer lebenslangen Behandlung geraten. Bei der Immuntherapie mittels Injektionen werden den Patienten winzige Mengen des Allergens zusammen mit Adjuvantien (Hilfsstoffen) wie zum Beispiel Aluminiumhydroxid gespritzt. Das Absurde daran: Aluminiumhydroxid wird in Tierversuchen dazu verwendet, Tiere auf bestimmte Stoffe zu sensibilisieren, also überhaupt erst allergisch zu machen (siehe Kapitel „Allergien und Aluminium“). Es ist neurotoxisch und zwar bereits in geringen Mengen. Die tatsächlichen Auswirkungen von Aluminiumverbindungen im menschlichen Körper werden erst nach und nach bekannt. Aluminiumhilfsstoffe werden von der Industrie aber als unerlässlich angesehen und wurden deshalb schnell als sicher eingestuft. Die Aussagen zur Sicherheit basieren vor allem darauf, dass man Injektionen von Aluminium mengenmäßig mit tolerierbaren, oralen Gaben vergleicht. Die Verabreichungsform macht aber einen großen Unterschied. Deshalb fordern Forscher eine Re-Evaluierung der oft wiederholten, aber kaum überprüften Sicherheitsbekundungen [8].

      Die Ungefährlichkeit des Aluminiums als Adjuvans ist keineswegs bewiesen, obwohl es seit fast 90 Jahren eingesetzt wird. Im Gegenteil, es häufen sich Studien, die auf die Gefahren der Anwendung von Aluminiumverbindungen in Impfungen und auch in der Immuntherapie hinweisen, weil es zur Entstehung von Autoimmunkrankheiten und Gehirnentzündungen kommen kann. Experimentelle Forschungen haben längst gezeigt, dass die Injektion von Aluminiumadjuvantien ein Risiko für schwere immunologische Erkrankungen beim Menschen darstellt [9]. Als ob das Immunsystem eines Allergikers nicht ohnehin schon genug Arbeit hätte.

      Das mit den toxischen Adjuvantien wird sowohl im IGAV-Folder als auch in den meisten Artikeln über die angepriesene Allergieimpfung verschwiegen. Dass man durch eine Hyposensibilisierung eine neue Allergie bekommen kann, nämlich gegen Aluminium [10], steht nicht einmal