»Halt!« ruft Cliff Thayer schneidend. »Halt, Vance, hier kommst du nicht vorbei!«
Der Revolver ruckt hoch, als Vance mit einem schrillen Angstschrei sein Pferd auf dem Fleck herumreißt und versucht, im scharfen Knick nach rechts an der Scheune vorbeizukommen. Vor ihm rechts der Hochbehälter mit dem Wassertank, auf den das Pferd zuschnellt, nicht mehr ganz herumkommt, nicht ausweichen kann.
Sie sehen alle, wie der Gaul mitten in das Balkengestänge unter dem Eisenbehälter hineinrast, sich überschlägt und die Balken zerbrechen. Sie hören das schrille Wiehern des Pferdes und den gellenden, jäh abreißenden lauten Schrei von Howard Vance.
Balken fallen dröhnend herab, der runde, zwanzigtausend Liter fassende Hochbehälter neigt sich. Und dann schlägt er mit Donnergetöse herunter und begräbt Pferd und Reiter unter sich.
Wasser rauscht, gluckst über den Hof.
»Howard«, sagt der alte Mann. »Howard, Junge.«
Von rechts kommt Ray Thayer heran, von links der kleine Cliff. Er zieht sein Bein ein wenig nach und hält die linke Schulter schief. So kommen sie aufeinander zu.
Er ist bestraft genug, denkt Ray bitter, jetzt ist es vorbei. Ich habe meinen kleinen Bruder wieder.
Er tut mir leid, denkt Cliff und schluckt. Totgeschlagen zu werden, vor den Augen des alten Jim Vance, das ist fürchterlich für einen Vater, gewiß ist es das. Er ist doch nur ein armer, kranker und alter Mann, der große Jim Vance. Nun hat er niemanden mehr. Ich aber bin mächtig reich an diesem Tag geworden. Der Große ist wieder da. Ich bin richtig zufrieden.
Sie sehen sich an, und dann wenden sie sich um. Sie sagen es beide wie aus einem Mund zum Vorbau hoch. Dort sitzt der alte Mann und sieht zwei Thayers auf seiner Ranch.
»Es tut uns leid, Big Jim.«
Zwei Thayers und die gleichen Worte. Söhne eines Mannes, der vielleicht stolz wäre, wenn er sie sehen könnte. Der andere Mann auf der Bank nickt nur vor sich hin. Er ist krank und alt und von nun an ganz allein. Das Geld zählt nicht mehr, nichts ist mehr wichtig für ihn. Sein Sohn ist tot. Zuletzt war er noch feige, das ist das Schlimmste für Big Jim Vance. Der Alte wäre mit dem Colt in der Faust gestorben. Ein ehrlicher Tod, denkt der Alte und nickt immer noch vor sich hin, auch das konnte er nicht schaffen. Clay hatte recht, als er sagt: »Fang nie mit einem Thayer etwas an, Junge. Am Ende bist du tot.«
*
Die Leute sehen sich an. Niemand spricht, als die beiden Männer an den Erdhügel treten und die Schaufel nehmen. Der eine Mann hält die Schulter leicht schief, der andere hat die Kugel Kilburns längst vergessen und nimmt nun die erste Schaufel Erde.
»Er war ein guter Mann«, sagt Ray Thayer laut und klar. »Die Erde soll ihm leicht sein.«
Dann klatscht die Erde dumpf auf den Sarg.
»Er tut mir leid«, sagt Cliff Thayer, und auch von seiner Schaufel rutscht die Erde nach unten. »Zuletzt mochte ich ihn. Das ist die reine Wahrheit.«
Dann treten sie zur Seite. Dort stehen nur zwei Frauen. Mabel O’Henry ist immer noch schön. Und Sheila O’Henry faßt verstohlen nach Rays Hand.
»Bleib bei mir, Ray, bitte.«
»Ja«, sagt er leise und denkt, daß er es nie begreifen wird. Alles hat Big Jim Vance Sheila vermacht, jeden Stein und jeden Cent. Und dabei hat er gewußt, daß sie immer wieder auf der Thayer Ranch war – bei Ray, daß sie ihn mochte und es offen zeigte. Jetzt ist er tot, und sie ist seine Erbin, sie allein. Dort liegt er nun, drei Monate hat er Howard überlebt, der alte Mann. Warum er wohl sein Testament nie geändert hat? Vielleicht wollte er, daß alles, was er einmal geschaffen hatte, erhalten blieb? Er kannte nur einen Mann, der sein Lebenswerk erhalten konnte. So muß es wohl gewesen sein.
Seltsam, denkt Ray, seltsamer, alter Mann. Sheila und ich werden heiraten. Dann leite ich Big Jims Ranch. Ein Thayer auf der Vance-Ranch – unbegreiflich, warum er das wohl wollte. Einmal hat Howard mit seinen Männern meinen kleinen Bruder gehetzt und ihm keine Chance gelassen. Und nun das hier. Er war einsam in den letzten Monaten, der alte Mann.
Still und friedlich ist er gestorben. Ein Mann, ohne Hoffnung, jemals seinen Namen mit seiner Ranch verbunden zu wissen. Man wird sie eines Tages die Thayer-Ranch nennen. Das hat er gewußt und so gewollt.
Einem hat er es gesagt, dem alten Clay Jenkins.
»Ich will den besten Mann für mich, Clay. Eines Tages wird er es verstehen. Dann sage es ihm, Clay. Den besten Mann für meine Ranch: Ray Thayer.«
Den besten Mann.
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