das seinen Ruhm. Die Passagiere wandten sich nun an Bombas Diener und Kameraden, sehr zu deren Freude. Die drei wurden es nicht müde, von den Taten ihres Herrn zu prahlen. Dabei brauchten sie gar nicht zu übertreiben; denn selbst eine nüchterne Erzählung ihrer Taten, die keinerlei Ausschmückungen brauchte, genügte, um Bewunderung zu erregen. In der Zwischenzeit arbeitete man immer noch daran, das Schiff freizubekommen, aber die Fortschritte, die man dabei machte, waren kaum zu bemerken. Der Kapitän des Schiffes, Kapitän Dondy, ging mit zornigem, finsterem Gesicht auf und ab. Er war ein großer Mann mit schwerem Bart und einem mürrischen, abstoßenden Wesen. Mit den Fäusten schlug er schnell zu, aber fast ebenso gefürchtet waren seine harten Worte. Seine Matrosen führten unter ihm ein bedauernswertes Dasein. Es war kein Wunder, dass die Besatzung ihn hasste und ihm gern entgegengetreten wäre. Aber die Disziplin auf See verhinderte eine offene Meuterei.
Selbst seinen Passagieren gegenüber war Dondy sehr mürrisch und unfreundlich; besonders gegen Peabody schien er Todfeindschaft zu hegen. Er ärgerte sich maßlos, die wilden Tiere an Bord genommen zu haben, und gab sich keine Mühe, seine Gefühle zu verbergen. Der tote Elefant hatte die Lage auf dem Schiff nicht gerade verbessert. Die schreckliche Hitze war die Ursache, dass der Verfall fast augenblicklich einsetzte. Peabody und seine Helfer arbeiteten so angestrengt, wie sie nur konnten, um den Riesenkadaver zu zerlegen und zu beseitigen. Ein Teil des Fleisches wurde an die anderen Tiere verfüttert, der größte Teil aber über Bord geworfen.
Trotz aller Bemühungen, es zu verhindern, verbreitete sich der Fäulnisgeruch aber immer schneller und trug dazu bei, die allgemeine Unzufriedenheit bei den Passagieren und der Mannschaft noch zu steigern. Dann gab es neue Komplikationen, als der Kapitän sich weigerte, den Raubtieren genügend Trinkwasser zukommen zu lassen. Er behauptete, der Vorrat für die Passagiere würde nicht ausreichen, falls sie noch länger auf der Untiefe festsitzen würden. Ob diese Behauptung gerechtfertigt war, konnte nicht festgestellt werden; man nahm jedoch allgemein an, dass er einfach ein Ventil für die Feindschaft gegen Peabody gesucht hatte. Zwischen Dondy und dem Besitzer der Tiere gab es wegen des Wassers hitzige Auseinandersetzungen. Sie wurden wenigstens teilweise eingeschränkt, als Mr. Bartow Peabodys Ansicht unterstützte. Da der Kapitän wusste, dass Mr. Bartow als Maler und Künstler ein einflussreicher, wohlhabender Mann war, dessen Wort gerade in wichtigen Kreisen sehr viel galt, gab er so weit nach, dass er die Wasserausgabe für die Tiere etwas vergrößerte. Trotzdem reichte auch das noch nicht aus, und die Reibungen dauerten an. Endlich wurden die verzweifelten Anstrengungen der Schiffsoffiziere und der Mannschaft, den Dampfer freizumachen, von Erfolg gekrönt. Zoll um Zoll und Fuß um Fuß wurde die ‚Pamela’ weiter zurückgezogen und glitt schließlich wieder in klares Wasser. Aber selbst jetzt konnte die Fahrt nicht sofort wieder aufgenommen werden, denn eine sorgfältige Untersuchung zeigte, dass die ‚Pamela‘ doch mehr gelitten hatte, als man glaubte; besonders der Bug war beschädigt worden, ein Teil der Metallverkleidung war weggerissen. Ausgedehnte Reparaturarbeiten erwiesen sich als nötig — und ein Teil davon sogar unter Wasser — ehe das Schiff seine Reise wieder fortsetzen konnte. Mehrere Passagiere bestürmten den Kapitän, er solle zur Reparatur die nächste Insel anlaufen, aber Kapitän Dondy weigerte sich hartnäckig.
„Wer befehligt das Schiff?“, fragte er die Abordnung der Passagiere, die auf ihn wartete. „Ich kenne die Anzeichen des Wetters und möchte Ihnen nur sagen, dass sich ein schwerer Sturm zusammenbraut. Ich muss jetzt weiter. Wenn ich einmal den Rat der Gentlemen brauche, werde ich darum bitten.“
Die Proteste blieben also ergebnislos. Der vielleicht heiterste unter den Passagieren war ein Mann namens Brasser, wahrscheinlich war er aber auch der verächtlichste. Obwohl er behauptete, ein Geschäftsmann zu sein, der sich von seinen Geschäften zurückgezogen hatte und jetzt von seinen Erträgnissen lebte, war er in Wirklichkeit ein Spieler, der sich vor allem auf seine Fingerfertigkeit verließ. Er war etwa vierzig Jahre alt und auf eine etwas derbe Art hübsch; immer zeigte er eine heitere Laune, die ihn ‚schnell zum Zentrum jeder Party’ machte. Seine herzhafte Art hatte ihn bei vielen Passagieren beliebt gemacht, die in seiner Gesellschaft eine Entspannung von der Eintönigkeit der Reise sahen. Anderen freilich, die schärfer beobachteten und beurteilten, lag nicht so viel an seiner Nähe. An Land wären sie ihm völlig ausgewichen. Auf einer Seereise war das aber schwierig; hier waren alle Reisenden eng zusammengedrängt, außerdem herrschte eine gewisse Kameradschaft, die den einzelnen daran hinderte, allzu kritisch zu werden.
An den Abenden wurde natürlich vor allem Karten gespielt. Da keine Frauen an Bord waren, auf die sich die Aufmerksamkeit der Männer lenken konnte, sammelte sich der größte Teil der Passagiere am Abend im Salon, um entweder selbst zu spielen oder dem Spiel zuzusehen. Zuerst war Brasser sehr vorsichtig; er verlor genauso häufig, wie er gewann. Allmählich fiel es doch auf, dass er weit mehr gewann, als er verloren hatte, und dass seine Karten besonders dann gut waren, wenn hohe Einsätze auf dem Tisch lagen. Man schrieb diesen Umstand zuerst der Laune des Glückes zu und hegte auch keinen Verdacht, bis Brasser eines Abends in einer ungewöhnlich langen Sitzung Lester Groop fast das ganze Geld abnahm. Andrew Bartow hatte an diesem Abend scharf beobachtet. Er war selbst ein geschickter Spieler, hatte aber nicht am Spiel teilgenommen. Eben war Brasser an der Reihe; er sollte geben. Als er es tat, schnellte Mr. Bartows Hand vor und packte ihn am Handgelenk.
„Geht nicht“, sagte er ruhig, „die Karten haben Sie unten vom Päckchen weggenommen.“
Blitzschnell sprang Brasser auf.
„Was?“, schrie er. „Wollen Sie mich einen Betrüger nennen?“ Er ballte die Faust und beugte sich drohend vor.
Im nächsten Augenblick aber wurde er schon beim Kragen gepackt, hochgerissen und heftig durchgeschüttelt.
4 Ertappt
Keuchend versuchte Brasser sich frei zu machen, aber der Griff, mit dem ihn Bomba hielt, war wie Stahl. Dann riss Bomba den Spieler herum, bis sie sich ins Auge sehen konnten. Bomba hob die Hand und ohrfeigte den Mann, ehe er ihn auf seinen Sitz zurückfallen ließ.
„Du — du —“ stotterte Brasser, dessen Gesicht sich vor Wut purpurn färbte.
„Sagen Sie es besser nicht“, warnte Mr. Bartow, „oder das, was Sie jetzt schon bekommen haben, ist nichts gegen das, was noch folgen würde.“
Ein Blick in Bombas funkelnde Augen überzeugte Brasser, dass es wohl besser war, sich bei dem Vorfall etwas zurückzuhalten. Er unterdrückte also die Flüche und Verwünschungen, die schon auf seinen Lippen zitterten.
„Es ist eine Schmach und eine Schande“, winselte er, wobei er sich an Mr. Bartow wandte, „mich des Betruges zu bezichtigen. Ich habe immer fair und offen gespielt."
„Sie haben eine Karte ins Spiel geschoben“, sagte Andrew Bartow, „das steht einwandfrei fest. Aber wir wollen jetzt nicht weiter darüber streiten. Nehmen Sie Ihren Anteil an dem Spielgeld zurück, und Mr. Groop tut das gleiche. Und dann mögen Sie den Sternen danken, dass Sie nicht an einem Ort sind, wo Männer ein sehr hartes Verfahren für Spieler haben, die Karten unten aus dem Päckchen ziehen.“
Brasser tat wie geheißen; dann schlich er sich weg. Er hatte die Karten zuerst sorgfältig eingesammelt. Sie waren sein persönliches Eigentum, und er ließ sie nie aus den Augen. Die Nacht war schon weit fortgeschritten; deshalb hatte es nur wenige Zuschauer des Vorfalls gegeben.
Lester Groop war in seinem Dank geradezu überschwänglich; er begleitete Mr. Bartow und Bomba in ihr Zimmer.
„Wie Sie mit dem Mann fertig geworden sind!“, sagte er und schaute Bomba ehrfurchtsvoll an. „Sie haben ihn ja herumgewirbelt, als ob er eine Feder sei. Und wenn er nun einen Revolver gezogen hätte?“
„Dann hätte ich ihn Brasser weggenommen“, antwortete der Junge schlicht.
„Aber eine Kugel kann sehr schnell sein.“
„Er hätte nie die Chance zum Ziehen gehabt“, sagte Bombas Vater. „Bomba wäre wie ein Falke über ihn hergefallen. Sehen Sie“, fuhr er fort, „wir beide hatten diesen Mann schon eine ganze Weile im Verdacht. Ich war der Meinung, es wäre gut, ihm die Betrügereien um der anderen Passagiere willen nachzuweisen.