Joe Barry

Privatdetektiv Joe Barry - Wer war der vierte Mann?


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      Jerry Cotton

      Privatdetektiv Joe Barry

      Wer war der vierte Mann?

      SAGA Egmont

      Privatdetektiv Joe Barry - Wer war der vierte Mann?

      Copyright © 1960, 2017 Joe Barry Lindhardt og Ringhof Forlag A/S

      All rights reserved

      ISBN: 9788711669198

      1. Ebook-Auflage, 2017

      Format: EPUB 3.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt og Ringhof gestattet.

      SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk – a part of Egmont www.egmont.com

      1. Kapitel

      Frank Trinity führte seinen Entschluß in der letzten Juliwoche aus. Fast ein Jahr lang hatte er auf diesen Tage gewartet und sich immer wieder ausgerechnet, daß dies der günstigste Zeitpunkt sein würde. Jede Einzelheit seines Planes hatte er sich genau überlegt. Zwölf Monate lang hatte er sich in Gedanken damit beschäftigt, was jetzt kommen würde.

      Und nun war es Zeit, zu handeln.

      In Block B des State Prison von Oklahoma waren an diesem Morgen die alltäglichen Geräusche zu hören. Türen knallten zu, Schlösser klirrten. Schritte ertönten auf den Eisenplatten der Gänge.

      Siebenhundert Schwerverbrecher waren in Block B untergebracht; es war keiner unter ihnen, der nicht mindestens dreißig Jahre abzusitzen hatte. Auch hinter Frank Trinitys Name stand in der Rubrik „Strafdelikt“ „Beihilfe zu einem Mord“.

      Der Strafgefangene wanderte unruhig in seiner Zelle auf und ab und dachte seinen Plan noch einmal in allen Einzelheiten durch.

      Am 1 August würde die Musikwochevon Douglas beginnen. Eine verrückte Idee, in diesem kleinen Nest in der Nähe von Oklahoma City eine Musikwoche zu veranstalten. Alljährlich verteilten hier die Musikhochschulen Amerikas im Rahmen eines großen Wettbewerbes an begabte junge Musiker den Preis von Douglas, und alljährlich entstand dabei das gleiche Verkehrschaos auf der engen Straße zwischen Oklahoma City und Douglas.

      Diese Straße wurde von dem Weg gekreuzt, den der Gefangenentransportwagen nehmen mußte, wenn er vom Zuchthaus zum Untersuchungsgefängnis fuhr. Diesen Weg benutzte er nur während der Musikwoche, um den Hauptverkehr zu meiden. Der Seitenweg selbst war kaum befahren, denn er endete beim Zuchthaus.

      Der Mann in der Zelle hatte sich all das immer wieder überlegt und darauf seinen Plan aufgebaut. Jetzt wartete er ungeduldig, daß es endlich losging.

      Seine Geduld wurde auf keine harte Probe gestellt. Wenig später hörte er Schritte auf dem Gang, die vor seiner Tür haltmachten. Knackend wurde das das Schloß geöffnet. Zwei Aufseher in durchgeschwitzten blauen Hemden, mit umgeschnallten Revolvern, erschienen vor den Gitterstäben.

      „Mitkommen, Trinity!“ sagte der eine. „Der Direktor will Sie sprechen!“

      Schweigend ließ sich der Häftling Handschellen anlegen. Dann führten ihn die beiden hinaus. Es ging über den langen Gang die schmale Treppe hinunter, dann kam wieder ein langer Gang, massive Stahltüren. Eisentreppen und wieder Gänge, bis sie schließlich die äußeren Gitter erreichten, die den Block B zum Hof hin abschlossen. Das Zuchthaus war ein wuchtiger, massiver Bau mit zahlreichen Sicherungsvorkehrungen, so daß man sich den Gedanken an einen Ausbruch schon beim Ansehen abgewöhnen konnte.

      Nach kurzem Fußmarsch erreichten sie den Verwaltungsbau, von dem sternförmig die einzelnen Blocks abgingen. Hier war die Umgebung schon wesentlich freundlicher, mit hellen Gängen und Gardinen vor den Fenstern.

      Die Beamten und der Mann zwischen ihnen mußten im Vorzimmer des Direktors noch ein paar Minuten warten, dann wurden sie eingelassen.

      „Nehmen Sie ihm die Handfesseln ab“, sagte Direktor Hutchkins, von dem Trinity wußte, daß er erbitterte Auseinandersetzungen mit dem Gouverneur über das Wesen des Strafvollzugs führte.

      Hutchkins war ein älterer Mann mit weißen Haaren und einem Hang zur Behäbigkeit. Ihm gegenüber wirkte der geschmeidige Trinity mit seiner stets lauernden Haltung und dem pockennarbigen, faltenreichen Gesicht wie ein sprungbereites Raubtier.

      Hutchkins bot dem Häftling eine Zigarette an und forderte ihn auf, sich zu setzen.

      „Schießen Sie los“, sagte er. „Sie sind also endlich bereit, Angaben über den vierten Mann zu machen?“

      „Yes, Sir!“ sagte der Häftling. „Ich habe es mir lange überlegt und will es jetzt tun. Wir waren damals wirklick zu viert.“

      „Wird Zeit, daß Sie endlich zur Vernunft kommen“, brummte Hutchkins. „Während des Prozesses waren Sie leider nicht so einsichtig. Dabei haben Zeugen eindeutig ausgesagt, daß sich vier Mann in dem Wagen befanden, der zum Haus von Mr. Cook fuhr,“

      „Der vierte Mann heißt Peter Ashley“, erklärte Trinity ohne weitere Umschweife. „Er wohnt in Oklahoma City, Post Avenue 71.“

      „Na also!“ Hutchkins rieb sich die Hände. „Warum nicht gleich so?“

      „Sie wissen, Sir“, erklärte Trinity mit Schiefem Grinsen, „daß auch wir unsere Regeln haben, an die wir uns halten.“

      „Warum verpfeifen Sie Ihren Kumpan dann jetzt erst?“ fragte der Gefängnisdirektor abfällig.

      „Weil Ashley den tödlichen Schuß abgegeben hat. Er ist es gewesen. Ich habe keine Lust, seinetwegen lebenslänglich im Zuchthaus zu sitzen.“

      Hutchkins Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Trinity triumphierte im stillen. Er hatte den Direktor jetzt genau da, wo er ihn haben wollte.

      „Ihr hättet euch das früher überlegen sollen“, sagte Hutchkins. „Es stimmt, Mr. Cook wurde durch einen Schuß getötet. Aber als das Gericht vor einem Jahr versuchte, herauszufinden, wer ihn abgegeben hatte, habt ihr nichts zu Aufklärung dieser Frage beigetragen. Ihr habt einfach geschwiegen. Die Quittung dafür habt ihr erhalten. Dreimal lebenslänglich wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes.“

      „Man kann seine Meinung ändern“, sagte Trinity. „Jetzt bin ich eben der Ansicht, daß auch Ashley seine Strafe verdient hat.“

      „Well, ich werde Ihre Aussage der Staatsanwaltschaft übergeben.“ Unvermittelt fügte Hutchkins hinzu: „Wissen Robelly und Blum, daß Sie singen?“

      „Nein“, grinste Trinity. „Kontaktaufnahme mit anderen Gefangenen ist verboten.“

      Der Direktor machte eine wegwerfende Handbewegung und setzte das Verhör fort.

      „Werden die beiden Ihre Aussage bestätigen?“

      „Ich denke ja“, erklärte Trinity gedehnt, „wenn Sie hören, daß Ashley verpfiffen wurde, werden sie keine Rücksicht mehr auf ihn nehmen.“

      „Möglich. daß Sie recht haben“, brummte Hutchkins und gab seiner Sekretärin, die mitstenographiert hatte, ein Zeichen. Ein paar Minuten warteten die Männer schweigend, bis sie Trinitys Erklärung in die maschine getippt hatte. Der Direktor übergab dem Zuchthäuler das Protokoll, und dieser las den Text genau durch, bevor er seinen Namen daruntersetzte.

      Dann wurde der Häftling in seine Zelle zurückgebracht.

      Als das Licht ausgeschaltet wurde, nahm er sein Eßgeschirr und klopfte damit an die Wand seiner Zelle. Er benutzte das einfachste Klopfsystem, das es gab. Das Alphabet war bei diesem System in fünf Reihen zu jeweils fünf Buchstaben eingeteilt. Auf diese Weise gab er drei Worte durch: Plan 1 ausgeführt.

      Sein Zellennachbar bestätigte die Meldung und gab die Klopfzeichen weiter. So wanderten sie bis zu John Robelly, der drei Zellen weiter saß. Und von diesem gingen sie weiter zu Dick Blum.

      Jetzt