Walter M. Weiss

Herzstücke Wien


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Schweinebrät, die Käsekrainer. Der »Bugl«, ein »Buckel«, ist das Brotendstück. Das Blech indes steht für ein Dosenbier aus einer allseits bekannten Brauerei, die vor geraumer Zeit schon, nämlich 1837, im Bezirk Ottakring gegründet wurde. Und dieser ist, erraten, gemäß behördlicher Nummerierung Wiens 16.

      Womit wir endlich beim Kernthema wären: nämlich der Ottakringer Brauerei und ihren zu Recht gerühmten Gerstensäften. Zwölf Sorten bietet sie zur Auswahl, vom Klassiker, dem Hellen, über die Premium-Marke »Gold Fassl« in den Versionen Dunkles, Zwickl, Pils, Bock und Pur (dessen Zutaten allesamt aus biologischem Anbau stammen), bis zum alkoholfreien »Null Komma Josef«. Das Wasser für die Maische kommt aus dem hauseigenen 118 (!) Meter tiefen Brunnen. Der jährliche Bierausstoß beträgt aktuell satte 540 000 Hektoliter. Interessierte können gruppenweise Führungen buchen, inspizieren dabei Sudhaus und Fassmuseum, steigen in die Gärkeller hinab und enden, nach einem Blick auf die moderne Abfüllanlage, bei einer ausgiebigen Verkostung. Mehrere stillgelegte historische Produktionshallen sind zu abends heiß begehrten Event-Locations avanciert, in denen zugleich bis zu 2300 Personen abtanzen und hernach quasi an der Quelle ihren Durst löschen können.

      Ottakringer Brauerei · Ottakringer Platz 1 · Führungen n. Anm. (0)66 46 18 21 29 · 1160 Wien · Tel. 01/49 10 00 · www.ottakringerbrauerei.at · Tram 2, 9, 44

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       JAUSEN, WO KAISERS KINDER SPIELTEN

      Etliche Cafés laden im Schönbrunner Park zur Einkehr ein: im Tier- und im Tirolergarten, auf der Gloriette, beim Neptunbrunnen. Ein wenig im Windschatten der Wahrnehmung liegt, versteckt zwischen grünen Hecken nahe dem Meidlinger Tor, die Jausen Station Meierei. Der luftig-lichte Holzpavillon war einst das Spielhäuschen der Kaiserkinder und wirkt immer noch märchenhaft aus der Zeit gefallen. Hier sitzen Sie, abgeschottet vom Trubel, unter Sonnenschirmen und schnabulieren sich durch die Köstlichkeiten der Speisekarte. Und hernach baumeln Sie, während der Nachwuchs in der Sandkiste spielt, auf der »Faulenzer-Wiese« im Liegestuhl mit der Seele.

      Landtmann’s Jausen Station Meierei · April–Nov., die genauen Öffnungszeiten entnehmen Sie bitte der Webseite · Schloss Schönbrunn, Kronprinzengarten · 1130 Wien · Tel. 01/241 00-380 ·www.landtmann-jausenstation.at · U4 Schönbrunn

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       GRÜNE GOURMETKOST BEIM SCHLOSS

      Touristen sind in der Hollerei noch eine selten gesehene Spezies, obwohl Schloss Schönbrunn ganz nahe liegt. Umso zahlreicher frequentieren Einheimische diese gastronomische Trouvaille. Sie lieben den von wildem Wein umrankten Schanigarten. Sie schätzen die Gaststube, diese schicke Kreuzung aus Bistro und Edelbeisl. Vor allem aber sind sie geradezu süchtig nach dem, was die Küche kredenzt. An dieser unscheinbaren Adresse im Gastarbeiterbezirk Fünfhaus aß man schon 1982, als ganz Wien noch Blutwurst und Schnitzel Hawaii verschlang, so, dass sich Gaumen, Galle und Gewissen freuen durften: vollwertig-vegetarisch auf Gourmetniveau. Daran hat sich trotz Betreiberwechsels nichts geändert. Nur, dass Sie jetzt sogar Veganes bekommen.

      Hollerei · Mo–Fr 11–23, Sa 9–23, So 9–15 Uhr · Hollergasse 9 · 1150 Wien · www.hollerei.at · U4 Schönbrunn

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       KAFFEEJAUSE IM DREIVIERTELTAKT

       Ein Vorstadtcafé wie aus dem Biedermeier-Bilderbuch: Plüschsofas, Marmortischchen, Kristalllüster, Thonetstühle, Mehlspeisen, so unwiderstehlich wie bei der böhmischen Großmutter, dazu süße Salonmusik und ein gutbürgerliches Publikum. Kein Zweifel: Draußen beim Dommayer ist Johann Strauß im Geist noch gegenwärtig.

      Nach außen hin war er der Prototyp eines internationalen Popstars – blendend aussehend, weltläufig, galant, ein begnadeter Vermarkter seiner Person und Kunst, vor allem aber: erzmusikalisch. Privat soll Johann Strauß Sohn eher scheu, ja, melancholisch gewesen sein. Seine kompositorischen Kenntnisse waren durchaus lückenhaft. Und tanzen konnte der Walzerkönig, Sie werden es kaum glauben, auch nicht. Gleichwie gilt der berühmteste Spross der Strauß-Dynastie, wenn es darum geht, Wien als Welthauptstadt der Musik zu vermarkten, zu Recht als absoluter Herrscher im Reich des Dreivierteltakts; und das Café Dommayer als Station für Verehrer, die seinen Spuren folgen.

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       Autografen und Bildnisse des Walzerkönigs sind samt Originalmöbeln und -instrumenten in seiner einstigen Wohnung zu besichtigen (Di–So 10–13, 14–18 Uhr, Praterstr. 54, 2. Bezirk).

      Der Ehrlichkeit halber ist anzumerken, dass der »Schani«, so hieß Johann junior bei Familie und Fans, an der heutigen Adresse nie aufgegeigt hat. Das Casino Dommayer, jenes legendäre Etablissement, auf dessen Podium er 1844 sein Debüt feierte und ab da regelmäßig zum Tanz aufspielte, befand sich direkt neben dem Schlosspark. Irgendwie jedoch scheint mit dem Namen Dommayer auch der Geist des Walzerkönigs aus der alten Lokalität (die dem Parkhotel Schönbrunn weichen musste) in dieses »neue«, 1924 eröffnete Kaffeehaus übergesiedelt zu sein. Ob das an der ein wenig aus der Zeit gefallenen Behaglichkeit des Ambientes liegt? Oder am lauschigen Gastgarten, in dem sogar noch ein Musikpavillon steht? Jedenfalls nicht nur an der Stele, die man zum Gedenken an die einst von Strauß geleiteten Remasuri (Neudeutsch: Events) aufgestellt hat.

      Café Oberlaa-Dommayer · 7–22 Uhr · Dommayergasse 1 · 1130 Wien · Tel. 01/877 54 65-0 · www.oberlaa-wien.at · U4 Hietzing, Tram 58, 60

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