Inhalt schloss. Sie ahnte nicht, welche Art der Erfrischung an diesem Abend noch auf sie wartete.
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»Andere alleinstehende Frauen feiern am Samstagabend, flirten und tanzen auch in meinem Alter noch. Ich dagegen verbringe so viele Abende hier und nötige dich, zu arbeiten, lieber Eseli.« Wie als Antwort knackte das Plastikgehäuse des Computerbildschirms aufächzend, während es begann, sich abzukühlen.
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»Eseli« war das Kosewort, das Melinda ihrem Computer nach drei Wochen gemeinsamer Jahresabschlussarbeit gegeben hatte. »Mein Computer ist manchmal sehr bockig, aber geduldig, unendlich arbeitswillig und braucht auch gelegentlich eine nette Streicheleinheit, wenn auch nur, um den Staub vom Bildschirm entfernt zu bekommen.« So hatte Melinda ihren Kosenamen für den PC gegenüber ihren zwei höchst amüsierten Mitarbeiterinnen begründet, die ein »Gespräch« zwischen Melinda und ihrem »Eseli« belauscht hatten.
Kapitel 4
Endlich konnte Melinda ihr kleines, aber umso gemütlicheres Leiterinnenbüro von außen abschließen. Langsam ging sie die ausgestorbenen und ihre Schritte widerhallenden Gänge der Universität entlang. Sie freute sich auf die gekühlte Coladose aus dem Automaten, die sie noch in Ruhe genießen würde, ehe sie nach Hause zu ihrer vereinsamten Wohnung und ins ungewärmte Bett kriechen würde.
Melinda verscheuchte mit einem Kopfschütteln ihre negativen Gedanken, ehe sie das stets geöffnete Universitätscafé betrat.
Fast erschrak sich Melinda, als sie bemerkte, dass sie nicht alleine dort war, sondern fünf muntere Männer gemütlich um einen kleinen Tisch herum saßen und ebenso temperamentvoll wie auch gut gelaunt zu diskutieren schienen.
»Hey, Frau Jayne, müssen Sie mal wieder das Zahlenchaos der Uni sortieren?«, rief ein Mann um die dreißig Jahre aus dem Kreis Melinda zu.
»Das trifft es ganz gut.« Melinda lachte und freute sich, zu spüren, dass auch ihre gute Laune zusammen mit ein wenig neuer Kraft im Rucksack zurückkehrte.
»Setzen Sie sich doch zu uns. Wir könnten Ihre geschätzte Meinung gerade wirklich gut gebrauchen«, rief ihr ein anderer der lebhaften Männer zu und winkte sie gleich heran.
»Aber bitte nicht noch mehr Zahlen heute«, stöhnte Melinda theatralisch.
»Keine Sorge, wir benötigen nur dringend einen Rat von einer geschätzten, intelligenten Frau. Zahlen bleiben Ihnen dabei jedoch völlig erspart - das garantiere ich Ihnen persönlich«, versicherte ihr der Heranwinkende mit einem lockenden Augenzwinkern. Melinda durchzog ein angenehmes Kribbeln der Freude.
»In Ordnung! Ich ziehe mir nur eben eine Cola aus dem Automaten. Dann komme ich.«
»Yeah«, freute sich einer der Männer am Tisch und zog galant einen Stuhl vom Nachbartisch heran.
Melinda konnte nicht umhin, sich geschmeichelt und umworben zu fühlen. Sie war stolz, in einer solch renommierten Universität mit den stets aufgeschlossenen Wissenschaftlern und Informatikstudenten zusammenzuarbeiten. Die heutige Aufmerksamkeit war jedoch ein besonders wohltuender Balsam für ihr verletztes Herz.
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Langsam schritt Melinda auf den Tisch mit den fünf bereits wieder laut diskutierenden Männern zu. Sie glaubte, drei davon als junge wissenschaftliche Mitarbeiter einordnen zu können. Sie schätzte diese drei Männer auf um die 30 Jahre alt. Die beiden anderen waren deutlich jünger, sodass es sich bei ihnen um Studenten oder Stipendiaten handeln könnte. Vermutlich war demnach ein Forschungsprojekt die Ursache ihrer nächtlichen Diskussion in dem sonst um diese Zeit leeren Universitätscafé.
»Setzen Sie sich doch, Frau Jayne.« Der wissenschaftliche Mitarbeiter, der rechts vom leeren, Melinda zugedachten Stuhl saß, sprang auf und wies galant auf den freien Platz. Der Schwung dieser jungen Männer wirkte ansteckend auf Melinda. Ihre Müdigkeit verschwand von Minute zu Minute mehr.
Fast ein wenig kokett nahm Melinda auf dem leeren Stuhl Platz.
»Super, dass Sie sich zu uns setzen, Frau Jayne. Ich bin Caleb und das sind Mike, Noah, Ethan und Patrick.« Während der rechts von Melinda sitzende wissenschaftliche Mitarbeiter mit dem rechten Zeigefinger auf seine Kollegen im Uhrzeigersinn hinwies und dabei ihre Namen verkündete, legte er plötzlich seine linke Hand vertraulich auf Melindas rechte Schulter.
Durch die von den leistungsstarken Klimaanlagen gekühlten Räume und Gänge der Claude-Shannon-Universität war die Wärme von Calebs Hand besonders deutlich unter ihrer dünnen, lachsfarbenen Bluse zu spüren. Die Wärme seiner Hand verteilte sich in unglaublicher Geschwindigkeit in ihre Brüste und geradewegs in ihren Unterleib.
Während Melinda mit diesen ihr kaum noch vertrauten, aber äußerst auf- und anregenden Gefühlen zu kämpfen hatte, ließ Caleb auch noch nach der vollständigen Vorstellung seiner Kollegen die Hand einen weiteren Moment auf Melindas Schulter liegen.
Das Kribbeln in ihrer Scham erreichte explosionsartige Höhen, sodass Melinda sich schnell als »Ich bin Melinda!« vorstellte, obwohl sie ohne diese extrem aufregende Situation im beruflichen Rahmen mit ihrer hohen Position niemals ihren Vornamen angeboten hätte. Sie hoffte, Caleb würde endlich seine Hand von ihrer Schulter nehmen, wenn die Vorstellungsrunde beendet wäre. Dann würde auch endlich das verwirrende Kribbeln in ihrem intimen Körperteil verschwinden.
Mit einem »Super! Wir alle bauen auf dich, Melinda« nahm Caleb nicht nur seine Hand von ihrer Schulter, sondern ging auch anstandslos auf das vertraute Nennen beim Vornamen über.
Sofort bedauerte Melinda den Verlust der einer kaufmännischen Leiterin angemessenen Ansprache mit »Frau«, jedoch noch mehr vermisste sie seine Hand auf ihrer Schulter.
»Vermutlich grübelt ihr gerade über ein Projekt nach? Dann legt mal los mit eurem Problem«, wollte Melinda in einem viel zu hohen Tonfall wissen. Meine Güte, was war nur mit ihr los? War sie tatsächlich so überarbeitet oder so hungrig nach Erotik, dass sich ihr Körper nun verselbstständigte und auf die Berührung eines schätzungsweise zwanzig Jahre jüngeren Mannes an ihrer Schulter mit solch einer körperlichen Leidenschaft reagierte?
»Wir planen ein Softwareprojekt und können uns absolut nicht auf das Thema einigen.« Während Caleb sogleich anfing, Melinda das Problem zu erläutern, glänzten seine braungrünen Augen vor Begeisterung und seine temperamentvollen Gesten mit seinen weißen, langen, warmen Fingern strahlten Leidenschaft und Hingabe aus. Schon wieder strömte das Kribbeln durch Melindas Körper in ihren Unterleib.
Ob Caleb mich auch so enthusiastisch, so leidenschaftlich im Bett begehren würde, schoss es durch Melindas Kopf, wobei sie seine warmen Finger schon förmlich an ihren Brustwarzen spielen fühlen konnte. Melinda atmete tief durch, um die Aufmerksamkeit wieder auf Calebs Erklärungen lenken zu können.
»Entschuldigung, Melinda, du weißt vermutlich noch nicht, was eine VR-Brille ist?«, drang Calebs dunkle Stimme in Melindas heiße Gedanken vor.
»Nein, weiß ich nicht«, antwortete Melinda schuldbewusst, denn sie hatte Caleb noch nicht einmal zugehört.
»VR-Brillen gibt es auch noch nicht so lange. Sie zeigen dir eine virtuelle 3D-Realität, in der man mit einem Controller spielen, lernen oder die man einfach genießen kann.«
»Genießen« und »träumen« war genau das, was Melinda in diesem Moment bereits tat. Während sich Calebs Gespräch sowie seine ruhige, dunkle Stimme vollständig auf sie zu konzentrieren schien, konnte Melinda den Inhalt kaum wahrnehmen. In ihren Vorstellungen sah sie Calebs Finger mit dem Controller spielen und energievoll rote Knöpfe auf dem Gerät drücken, um sein Vergnügen zu haben. Knöpfe, die auch ihre Brustwarzen oder bereits angeschwollener Kitzler sein könnten.
»… und genau dort stecken wir jetzt fest. Wir können uns nicht darüber einigen, was interessanter wäre. Einige von uns wollen ein Rollercoasterspiel programmieren, andere ein Ballerspiel und ich einen Porno.« Hatte Caleb ihr gerade wieder zugezwinkert oder hatte Melinda sich das nur eingebildet?
»Porno? Lernspiel? Ich kann mir noch gar