Richard Harding Davis

Soldaten des Glücks


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Hauptgegenstände ihrer Unterhaltung. Die Direktoren einer grossen Eisenbahn im Westen erzählten, sie seien, als sie nach New York gekommen waren, um Fragen von der grössten Wichtigkeit mit Mr. Langham zu besprechen, eines Abends in sein Zimmer geführt worden und hätten dort den Vorsitzenden des Verwaltungsrates und seine Tochter Hope getroffen, wie sie auf dem Billard den Verlauf eines Fussballspieles darzustellen suchten. Dieser Anblick hätte die Direktoren auf den schrecklichen Gedanken gebracht, dass der Vorsitzende übergeschnappt sei. Nachdem sie indessen eine halbe Stunde auf den hohen Stühlen um das Billard herum gesessen und Hopes Erklärung des Spieles angehört hatten, waren sie zu der Ansicht gelangt, er sei ein sehr kluger Mann, und als sie das Haus verliessen, hatte jeder von ihnen bedauert, keinen Sohn zu haben, der würdig wäre, „dieses junge Mädchen“ in den fernen Westen heimzuführen.

      „Du kommst ja früh,“ sagte Mr. Langham, als Alice vor ihm stand und ihre Handschuhe auszog. „Ich meinte, du hättest die Absicht gehabt, noch auf einen anderen Ball zu gehen?“

      „Ich war zu müde,“ antwortete seine Tochter.

      „Na, wenn ich erst in Gesellschaft gehe,“ erklärte Hope, „komme ich nicht schon um Elf nach Hause, aber Alice war immer eine Drückebergerin.“

      „Was für ein Ding?“ fragte die ältere Schwester.

      „Erzähle uns einmal, was es zu essen gegeben hat,“ sagte Hope. „Ich weiss recht wohl, dass es sich nicht schickt, danach zu fragen,“ fügte sie hastig hinzu, „aber ich höre es doch gern.“

      „Ich erinnere mich an nichts mehr,“ antwortete Miss Langham, indem sie ihrem Vater zulächelte, „ausser, dass er sehr sonnenverbrannt war und ganz verblüffende Augen hatte.“

      „O, natürlich,“ stimmte Hope zu. „Damit willst du sagen, dass du während des ganzen Essens nur mit einem Herrn gesprochen hast. Nun, ich meine, alles hat seine Zeit.“

      „Kennst du viele Ingenieure, Vater?“ unterbrach sie Miss Langham. „Ich meine, kommst du durch die Eisenbahnen und Bergwerke, wobei du beteiligt bist, viel mit solchen in Berührung? Ich interessiere mich nämlich ein wenig für diese Zunft,“ sagte sie leichthin. „Sind wohl sehr romantische Herren?“

      „Ingenieure? Natürlich,“ antwortete Mr. Langham zerstreut, während er die Schippen-Zehn zaudernd in der Hand wog. „Manchmal müssen wir uns ganz allein auf sie verlassen. Nach dem, was uns die sachverständigen Ingenieure sagen, entscheiden wir uns, ob wir uns auf eine Unternehmung einlassen wollen oder nicht.“

      „O, ich habe nicht die grossen Tiere der Zunft im Auge,“ sagte seine Tochter in zweifelhaftem Tone, „ich meine die, die die groben Arbeiten machen — die Leute, die die Bergwerke graben und die Eisenbahnen bauen. Kennst du welche von denen?“

      „Den einen oder anderen,“ erwiderte Mr. Langham, indem er sich zurücklehnte und die Karten zu einem neuen Spiele mischte. „Warum?“

      „Hast du jemals von einem gewissen Mr. Robert Clay gehört?“

      Mr. Langham lächelte, während er die Karten in geraden Reihen auf den Tisch legte.

      „Sehr häufig,“ antwortete er. „Er segelt morgen nach Südamerika, um die grössten Eisenlager, die es dort gibt, zu erschliessen, und zwar geht er im Auftrage der Bergwerksgesellschaft Valencia. Valencia ist die Hauptstadt einer der kleinen Republiken da unten.“

      „Bist du — hast du etwas mit dieser Gesellschaft zu thun?“ fragte Miss Langham, indem sie sich vors Feuer setzte und ihre Hände darüber hielt. „Weiss Mr. Clay, dass du etwas damit zu thun hast?“

      „Ja — ich habe etwas mit der Geschichte zu schaffen,“ erwiderte Mr. Langham, die vor ihm liegenden Karten aufmerksam betrachtend, „aber ich glaube nicht, dass Mr. Clay das weiss, — niemand weiss etwas davon mit Ausnahme des Präsidenten und der anderen Beamten.“ Bei diesen Worten hob er eine Karte auf, um sie gleich darauf unentschlossen wieder hinzulegen. „In der Geschäftswelt glaubt man, es sei eine Gesellschaft, aber in Wahrheit befinden sich sämtliche Aktien in einer Hand. Tatsächlich, meine lieben Kinder,“ rief Mr. Langham mit einem zufriedenen Lächeln, als er die Kreuz-Zwei auf die Schippen-Zwei legte, „ist euer geliebter Vater die Bergwerksgesellschaft Valencia.“

      „O!“ sagte Miss Langham, ruhig ins Feuer sehend.

      Hope klopfte sich leise mit dem Rücken ihrer Hand auf den Mund, um zu verbergen, dass sie schläfrig war, und stiess ihren Vater mit dem Ellbogen in die Seite.

      „Du hättest die Zwei nicht dorthin legen sollen,“ sagte sie dabei. „Es wäre besser gewesen, wenn du sie aufs As gelegt hättest, um dann darauf weiter zu bauen.“

      Zweites Kapitel.

      Ein Jahr vor dem beschriebenen Diner bei Mrs. Porter war ein Frachtdampfer auf seiner Fahrt nach der Hauptstadt von Brasilien so nahe an der Küste von Olancho vorbeigesegelt, dass sein einziger Passagier in die Höhlen sehen konnte, die die Wellen in die Kalkfelsen der Küste gewühlt hatten. Dieser einzige Passagier war Robert Clay, und er sprach die Vermutung aus, dass die weissen Kalkpalissaden, die den Fuss der Berge am Meeresufer umgaben, vor vielen Jahrtausenden durch eine vulkanische Thätigkeit über den Spiegel der See gehoben worden seien. Bekanntlich liegt Olancho an der Nordostküste von Südamerika, und seine Ufer werden von dem Hauptäquatorialstrome bespült. Vom Deck eines vorüberfahrenden Dampfers aus erhält man nur eine schwache Vorstellung von Olancho, sowie dem Reichtum und der tropischen Pracht, die hinter dem Wall der Küstengebirge verborgen liegen. Nur die trostlosen dunkelgrünen Wände dieser steht man, und die weissen Höhlen an ihrem Fusse, in die die Wellen mit widerhallendem Donner strömen und moraus Tausende von erschreckten Fledermäusen hervorflattern. Der Bergingenieur, der sich an die Brüstung des Dampfers lehnte, betrachtete das eigentümliche Gebilde der Küste mit geringem Interesse, bis sich das Schiff etwa dreissig Meilen nördlich des Hafens von Valencia befand. Dort bemerkte er, dass die Kalkfelsen verschwunden waren und dass die Wogen jetzt gegen den Fuss der Berge selbst anstürmten. Dieser Berge, die ins Meer vorsprangen, waren es fünf, und ihre Gestalt erinnerte an die fünf Knöchel einer geballten Riesenhand, die flach auf dem Spiegel des Wassers lag. Sie zogen sich sieben Meilen an der Küste entlang, und dann begannen die Höhlen in den Palissaden wieder und erstreckten sich längs der Küste bis zu den grossen Klippen, die den Hafen von Valencia schützen.

      „Durch die Kalkfelsen haben sich die Wellen leicht hindurchgearbeitet, bis sie an diese fünf Berge prallten,“ überlegte der Ingenieur, „und dann mussten sie sich zurückziehen.“

      Hierauf suchte er den Kapitän in dessen Kajüte auf und bat ihn, ihm eine Karte der Küste zu zeigen.

      „Ich beabsichtige nicht, nach Rio zu fahren,“ sagte er später am Tage; „ich will lieber schon hier in Valencia ans Land gehen.“

      Demnach verliess er den Frachtdampfer am genannten Orte, verschwand mit einem Ochsenwagen und ein paar Packmaultieren im Inneren und kehrte zurück, um in der Amtsstube des Konsuls einen ausführlichen Bericht an einen gewissen Mr. Langham in den Vereinigten Staaten abzufassen, von dem er wusste, dass er sich lebhaft für Bergwerke und Bergbau interessierte.

      „Es sind hier fünf Berge voll Erz,“ schrieb Clay, „das zum Teil durch Schürfung über Tage abgebaut werden könnte. Ich habe Massen von Roteisenerz offen am Abfalle des Berges liegen sehen, das nur auf Hacke und Schaufel wartet. An einer Stelle waren wenigstens fünftausend Tonnen voll in Sicht. Ich möchte es als Bessemererz erster Klasse bezeichnen, das gewiss dreiundsechzig Prozent metallisches Eisen enthält. Den Leuten hier ist sein Vorhandensein zwar bekannt, aber sie haben keine Ahnung von seinem Werte und sind zu faul, es selbst auszubeuten. Zum Wegschaffen wäre weiter nichts nötig, als der Bau einer zwanzig Meilen langen Frachteisenbahn längs der Küste bis zum Hafen von Valencia, wo Sie das Erz von Ihrem eigenen Ladeplatze unmittelbar in Ihre eigenen Schiffe schütten könnten. Eine Verschiffung von den Gruben selbst wäre meines Erachtens nicht angängig, obgleich, wie ich schon erwähnt habe, das Erz bis ins Wasser reicht; allein es ist dort kein Platz, wo ein grosses Schiff in Sicherheit ankern könnte. Ich werde mir auch Einblick in die politische Seite der Frage zu verschaffen suchen, und