Geräuschen, die begleitet wurden vom Surren der Lok auf den Schienen.
Rebeccas Lippen, Zunge und Hände trieben mich zu einem langen, unvergesslichen Höhepunkt. Mein ganzer Körper vibrierte. Ich hatte die Realität bereits verlassen, als ich meinen Saft in endlosen Schüben in Rebeccas Rachen spritzte.
Nachdem sie auch den letzten Tropfen geschluckt und meinen Schwanz mit Hingabe abgeleckt hatte, hörte das Surren auf. Die kleine Lokomotive stand wieder in dem großen Bahnhof und blinkte mehrmals mit ihrem Scheinwerfer, als wollte sie sagen: »Schaut her, ich bin am Ziel!«
Nackt, wie wir waren, gingen wir in mein Schlafzimmer, legten uns auf das Bett und feierten unsere wiederentdeckte Sexualität wie ein König und eine Königin. Zwischenzeitlich gingen wir hinüber ins Bad und setzten uns gemeinsam in die große Wanne. Wir ließen unseren aromatischen Natursekt in Strömen laufen – wie damals. Es schien mir, als ob es die ewig lange Trennung gar nicht gegeben hätte. Als würden wir einfach dort weitermachen, wo wir vor Kurzem aufgehört hatten. Dreißig Jahre kamen mir vor wie ein einziger Tag.
***
Drei Monate später hatten wir Nägel mit Köpfen gemacht.
Rebecca bekam eine Stelle als Deutschlehrerin an unserem städtischen Gymnasium. Wir kauften ein kleines Häuschen am Stadtrand mit einem runden Teich im Garten, in dem sich schon bald bunte Fische tummelten. Den größten Raum in der ersten Etage richtete ich als Hobbyraum ein.
Wir gaben uns das Ja-Wort an einem stürmischen Herbsttag, das passende Wetter für zwei Menschen, die im fortgeschrittenen Alter den Sprung in die Ehe wagten.
Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Rebecca und ich vor den Traualtar traten. Eine ehemalige Arbeitskollegin war Rebeccas Trauzeugin.
Mein Trauzeuge? Na ja, viele meiner Kollegen im Stadtrat hatten geglaubt, dass die Wahl auf einen von ihnen fallen würde. Ich musste sie alle enttäuschen und entschied mich stattdessen für den Inhaber eines Erotik-Ladens, der überhaupt keiner Kirche angehörte.
John hatte sich mächtig herausgeputzt und sang lauter als alle anderen, als die Orgel unser Wunschlied erklingen ließ, das uns aus dichtem Nebel endlich ans Licht führte.
Rund fünfzig Personen, darunter auch Rebeccas zwei Söhne, saßen an großen Tischen in einem der besten Lokale unserer Stadt London. Der Champagner floss in Strömen, ein paar Reden wurden gehalten.
Als die Stimmung auf dem Höhepunkt war, beugte sich John zu mir herüber und flüsterte: »Sag mal, hast du eigentlich das Buch gelesen, das ich dir damals geschenkt hatte?«
Ich stutzte, schwieg ein paar Sekunden lang. Dann antwortete ich genauso leise: »Ja, habe ich. Es ist großartig. Bitte ruf mich sofort an, wenn eine Fortsetzung erschienen ist ...«
Geiler Dreier beim Professor
Mein Professor lehrte an der Universität moderne Literatur und hielt von Zeit zu Zeit Vorträge im großen Lesesaal unserer Stadtbibliothek. Ich bin knapp über dreißig und verdiene meinen Lebensunterhalt als Angestellte in einer Buchhandlung. In meinem Privatleben bin ich Single und noch immer auf der Suche nach dem großen Glück.
Kürzlich sprach der Professor zum Thema »Die Kunst des Schreibens«. Da ich selbst schon ein paar Kurzgeschichten in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht hatte, interessierte mich dieses Thema ganz besonders.
Der Professor sprach eine Stunde lang und stand anschließend seinen rund einhundert Zuhörerinnen und Zuhörern für Fragen zur Verfügung. Ich meldete mich und fragte ihn, wie viele Bücher sich in seinem Arbeitszimmer befanden.
Er stutzte und sagte dann: »Das weiß ich gar nicht.«
Zum Ausklang hatte die Stadtbibliothek zu einem Sektempfang geladen. Der Professor kam auf mich zu.
»Ihre Frage geht mir nicht aus dem Kopf«, sagte er lachend. »Ich werde nachzählen oder zumindest eine grobe Schätzung vornehmen. Danach rufe ich Sie an und gebe Ihnen eine Antwort. Einverstanden?«
Ich nickte und schrieb ihm meine Handynummer auf.
***
Eine Woche später rief er an. »Die Zahl liegt zwischen dreitausend und dreitausendfünfhundert. Wenn Sie Zeit haben, mich zu besuchen, zeige ich Ihnen gern die wichtigsten und wertvollsten Exemplare.«
Ich schluckte. Auf eine Einladung war ich eigentlich nicht gefasst gewesen.
»Ich bin den ganzen September zu Hause«, verriet mir der Professor, »weil ich zwei, drei Gutachten schreiben muss. Aber ich will Sie nicht drängen.«
»Nein, nein. Ich ... warum nicht? Ja, gern.«
»Gehen Sie doch einfach Ihren Terminkalender durch und gucken Sie, wann Sie Zeit haben. Fahren Sie Auto?«
»Nein, ich würde den Bus nehmen«, sagte ich.
»Gut. Kommen Sie doch schon vormittags. Dann können wir zusammen zu Mittag essen. Ich hole Sie gern an der Haltestelle ab.«
***
Am folgenden Tag rief ich ihn an und wir einigten uns auf den übernächsten Sonntag. So fing es an.
Laut seinem Wikipedia-Eintrag ist er achtundvierzig Jahre alt. Sein Foto muss allerdings schon etwas älter sein, denn inzwischen sind seine Haare leicht ergraut und er trägt eine elegante randlose Brille.
Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass ich nicht nur einen bekannten Wissenschaftler besuchen würde, sondern auch einen attraktiven Mann. Ich überflog noch einmal den Wikipedia-Artikel. Von Ehefrauen oder Kindern war nirgendwo die Rede. Ein Single also? So wie ich? Warum hat er mich zu sich nach Hause eingeladen? Klar, wegen der Bücher. Und sonst? Warum habe ich denn eigentlich so spontan zugesagt? Auch nur wegen der Bücher?
Ich freute mich auf den Besuch bei ihm. Nein, das ist untertrieben: Ich fieberte dem Besuch entgegen wie ein junges Mädchen ihrem ersten Date. Ich machte mir Gedanken, was ich anziehen sollte. Die endgültige Entscheidung traf ich erst am Abend vor der Fahrt. Es war ein warmer und trockener Sommertag vorhergesagt. Über meinem kurzärmligen cremefarbenen Kleid mit den Spaghettiträgern und den kleinen Blumenmustern trug ich einen hellbraunen Blazer, der farblich mit meinen schulterlangen Haaren und den Schnürpumps harmonierte.
Beim »Drunter« entschied ich mich für die Farbe Weiß. Der BH sollte meine kleinen Brüste hübsch zur Geltung bringen, ohne etwas vorzugaukeln, was es nicht gab. Schließlich kopierte ich noch drei meiner kleinen Zeitungsgeschichten und steckte sie in eine lederne Dokumentenmappe. Das sollte mein Gastgeschenk sein.
***
Während der Busfahrt wurde mir endgültig klar, dass es nicht nur die Bücher des Professors waren, auf die ich mich freute. Ich freute mich auch auf den Mann. Und der stand pünktlich an der Haltestelle, gab mir zur Begrüßung die Hand und legte sie dann für ein paar Sekunden auf meinen Rücken.
»Hatten Sie eine gute Fahrt?«
Während wir die ruhige Straße entlanggingen, musterte ich ihn. Er war mindestens einen Kopf größer als ich. Sein Körper war kräftig und muskulös. Er erschien mir wie aus Stein gemeißelt. Seine blauen Augen funkelten, sein Haar war glatt, sein Gesicht frisch rasiert. Wenn er lachte, strahlten zwei blendend weiße Zahnreihen. Unter seinem weißen Sakko trug er ein hellblaues Hemd. Seine Jeans spannten sich eng um seinen Unterleib.
Wir bogen in eine schmale Seitenstraße, in der schmucke Häuser hinter hohen grünen Hecken thronten. An einer Garageneinfahrt, in der ein schwarzer Rover stand, stoppte der Professor. Die Fassade des zweistöckigen Hauses war in einem frischen Orangeton gestrichen. Er griff nach meinem Arm und führte mich zur Haustür.
»Herzlich willkommen!«
Ein Kupferschild mit seinem Namen glänzte neben der Klingel. Ich warf einen Blick in den hinteren Garten und sah drei oder vier hohe Bäume.
»Möchten Sie ablegen?«
Ich reichte ihm meinen Blazer, strich mit der Hand über mein Sommerkleid.