dann ist es egal, ob es regnet oder nicht. Ich muss nur noch warten, bis es dunkel wird.
Tote Tiere an der Straße: 2
02.10.2020
08:58 Uhr: Pause unter dem Dach am Fußballplatz in Espeln
09:06 Uhr
Fußballplätze sind echt praktisch. Es war zwar ein bisschen kalt in der Nacht und neblig heute Morgen, aber es ging. Ich musste nur gestern warten, bis alle Fußballspieler gegangen waren.
Jetzt bin ich bei einem anderen Fußballplatz in Espeln. Hier gibt es Strom, Internet und Wasser. Solange mein Handy lädt habe ich eben noch versucht meinem Reifen zu richten, denn seit der neue Schlau drauf ist, eiert er die ganze Zeit.
10:59 Uhr
Ich schreibe beim Fahren. Beim Handy laden kam plötzlich ein Mann um die Ecke. Er hat nur gefragt, ob ich Pause mache, aber als er gesehen hat, dass ich den Wasserhahn benutzt hatte, weil die Spüle nass war, hat er mich böse angekuckt. Ich habe dann schnell zusammengepackt, tschüss gesagt und bin losgefahren.
Das Tolle an so einer Reise sind die ganzen Eindrücke und kurzen Momente. Man sieht so viel, dass man kaum einen Gedanken zu Ende denken kann. Menschen die einen grüßen, die man noch nie gesehen hat und die man nie wiedersieht, einen Hund der mitten auf der Straße liegt, schöne kleine Dörfer mit schönen kleinen Kirchen, besondere Gärten, kleine Läden, Alpakas, ein Lama und so weiter.
Mir als Norddeutscher, fällt es immer noch schwer nicht mit „Moin“ zu grüßen.
11:23 Uhr: Auf dem Weg
12:29 Uhr: Heute gibt’s Bio-Eier
13:39 Uhr: Jetzt geht’s bergab
15:43 Uhr: Pause und kochen
16:09 Uhr
Ich sitze auf einer Bank und Blicke über die hügelige Landschaft. Es geht jetzt immer auf und ab und an vielen Flüssen entlang. Ich wusste echt nicht, dass Deutschland so bergig ist.
Eben habe ich zum ersten Mal meinen Gaskocher benutzt und mir zwei Freilandeier, die ich unterwegs an einem Stand gekauft habe, mit koreanischen Nudeln und Soße gekocht.
21:04 Uhr
Ich bin jetzt in Winterberg, einem Skiort. 96 Kilometer habe ich wieder geschafft. Mein Zelt steht gegenüber vom Bahnhof in so einem Gebüsch hinter einem Haus. Da hat mich ein Hund angebellt. Ich hoffe, der ist jetzt weg. Eben war ich noch Pizza essen und einkaufen. Morgen schreibe ich mehr, mein Akku ist gleich leer. Ach ja, Brilon ist ein schöner Ort.
03.10.2020
8:59 Uhr
Ich bin immer noch in Winterberg und lade mein Handy auf. Gefrühstückt habe ich auch. Winterberg ist kein Skiort, sondern so ein Ferienort mit vielen Radwegen, Bars und so weiter. Ich habe vergessen zu schreiben, dass ich meinen Reifen gestern repariert bekommen habe, er eiert jetzt nicht mehr, dennoch ist 100 Kilometer am Tag glaube ich zu viel für mich, gerade wenn es so hügelig ist. Ich musste gestern mindestens fünfmal schieben. Mein Navi sagt, dass es noch 3997 Kilometer sind, das heißt ich muss 50 mal 80 Kilometer fahren, ich fahre aber ja immer noch ein bisschen weiter, um einen Schlafplatz zu finden. Also ist 80 Kilometer jetzt mein Tagesminimum.
Die Nacht hier war nicht besonders erholsam, aber ich konnte ein bisschen schlafen. Jetzt fangen auch langsam meine Beine und mein Arsch an zu schmerzen.
Hier kam eben ein Behinderter vorbei und hat mir erzählt, wie schlimm alles mit Corona ist und dass die Leute überall ihren Müll hinwerfen.
12:00 Uhr: Schöne Aussichten
13:26 Uhr: Pause
13:56 Uhr: Frisch gepflückte Pflaumen
14:27: Das Wetter wird düsterer
20:15 Uhr
Alles ist ein bisschen nass hier im Zelt. Morgen muss ich unbedingt alles richtig trocknen. Die ersten 15 Kilometer heute waren der Hammer, von Winterberg bis Züschen und weiter ging es nur bergab durch schöne Landschaft. Danach war die Strecke auch okay und es ging viel bergab, nur als es anfing zu regnen war es blöd. Ich bin am Fluss entlang durch Marburg gefahren und jetzt bin ich in Gießen in irgendeinem nassen Gebüsch.
Komisch, dass ich in Gießen bin, denn hier habe ich beim Spazierengehen mit Freunden vor über drei Jahren den Gedanken bekommen eine Reise mit dem Fahrrad zu machen. Damit meine ich meine erste Radtour ans Nordkapp.
Tote Tiere heute: 1
Tote Tiere gestern: 3
04.10.2020
09:00 Uhr
Ohne meinen guten Bundeswehrschlafsack würde ich so eine Reise gar nicht überleben. Es hat ab und zu geregnet in der Nacht und alles war nass, auch mein Schlafsack von außen, aber von innen war er schön warm und kuschelig. Da merkt man mal wieder wie essenziell es ist es trocken und warm zu haben.
Jetzt lade ich bei einer Aral-Tankstelle gerade alles auf. Bei einer anderen Tankstelle wurde ich eben weggeschickt. Ich brauche unbedingt etwas was unterwegs Strom erzeugt. Es gibt glaube ich so kleine Propeller fürs Fahrrad, die durch den Fahrtwind Strom erzeugen, nur heute ist Sonntag. Morgen schaue ich mal nach so etwas in einem Elektrokrammarkt.
13:32 Uhr: Pause und trocknen im Wind
13:56 Uhr
Ich koche mir gerade Tortellonis und eben ist mir mein Kochtopf und Kocher umgeweht, weil es so windig ist. Ich muss immer mit meiner Isomatte den Wind abschirmen beim Kochen, darum ist eben ein Stück davon angekokelt, als alles umgefallen ist. Aber wenigstens kann ich dafür gut meine Sachen trocknen, die in so einem Rosenbogen hängen neben meiner Bank. Schweinfurt heißt es hier. Gestern und heute war alles irgendwie wie ausgestorben. Immer, wenn ich durch ein Dorf fahre, sehe ich höchstens mal jemanden mit einem Hund spazieren gehen oder ein paar andere Radfahrer oder zwei kleine Mädchen mit einem wiehernden Pony mitten auf der Straße. In Hessen bin ich, hier gibt es viele Felder, Hügel und eine Burg habe ich auch gesehen, aber keine Bänke mit Tisch dran.
15:31 Uhr: Eine der Gradierbauten, von denen ich nicht wusste, was es ist, sie dienen dazu frische Luft zu erzeugen
15:41