Alice White

Delicious 1 - Taste me | Erotischer Roman


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allmählich vor die Hunde.«

      Marlon fing lauthals an zu lachen.

      »Das ist nicht witzig. Ich bin so kribbelig, dass ich mich überhaupt nicht mehr konzentrieren kann.« Er blickte mich belustigt an.

      »Und es ist so schwer, jemanden zum Vögeln zu finden?«

      »Hab keine Zeit. Ich bin ja ständig hier.« Er beugte sich zu mir herunter.

      »Tja, dann werde ich dich wohl vögeln müssen. Ganz im Sinne des Allgemeinwohls natürlich.« Ich verdrehte die Augen und raffte mich wieder auf.

      »Mann, Marlon, ehrlich jetzt. Wir arbeiten seit drei Jahren zusammen und du hast bisher keinerlei Andeutungen gemacht, dass du mich willst. Also, bitte.«

      Ich wollte mich gerade wieder den Scherben widmen, als Marlon seine Hand an meine Taille legte und mich langsam an die Wand neben der Schwingtür drückte. Ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, und ließ ihn einfach machen. Er strich mir zärtlich übers Gesicht und schmiegte seinen Körper behutsam an meinen. Dann küsste er mich. Langsam und innig. Seine Lippen waren unsagbar weich und seine Zunge spielte zart mit meiner. Ich legte meine Arme um seinen Nacken und zog ihn noch enger an mich heran. Mit einem Ruck hob er mich auf seine Hüften und presste mich an die Wand. Ich schlang meine Beine um seinen Körper und hörte, wie mein Herz merklich schneller schlug. Mein Atem wurde schwer und ich hatte das starke Bedürfnis, ihm seine Uniform auszuziehen. Meine Hände unter sein Hemd gleiten zu lassen, es aufzuknöpfen und dann langsam von den Schultern zu schieben. Ich war kurz davor, es in die Tat umzusetzen. Lautes Gelächter ertönte aus dem Speisesaal. Abgesehen davon, dass mir wieder in den Sinn kam, nichts mit Kollegen anzufangen, waren wir ja nicht alleine. Draußen saßen Gäste. Und Angestellte liefen da auch noch irgendwo rum. Ich löste mich widerwillig von seinen Lippen.

      »Hör auf«, hauchte ich kaum hörbar.

      »Sicher?« Ich nickte.

      »Du bist mein Boss, mein Kollege. Nein, ich ficke nicht mit Kollegen.« Ich löste mich aus seinen Armen und ordnete hitzig meine Kleidung. »Ich habe klare Regeln. Das weißt du. Arbeit und Vergnügen halten wir getrennt. Du siehst das doch genauso«, erinnerte ich ihn.

      Ein ähnliches Gespräch hatten wir schon vor gut zwei Jahren geführt. Damals war Marlon noch Barmann gewesen. Unsere Vorgesetzte hatte was mit einem Praktikanten gehabt, das war ziemlich böse ausgegangen. Die Affäre der beiden hatte für viel Wirbel und Unruhe im Team gesorgt. Letztlich hatte sie gekündigt, weil sie nicht mehr gegen die Chefetage angekommen war. So war Marlon zu seiner Beförderung gekommen und wir hatten festgestellt, dass wir unsere Karriere niemals für so etwas Banales wie einen Flirt aufs Spiel setzten würden.

      »Ich kenne die Regeln, ich habe sie selbst aufgestellt. Ich wollte dir nur einen Gefallen tun. Nicht mehr und nicht weniger.« Ich starrte wieder auf den Scherbenhaufen.

      »Danke, aber ich brauche keinen Mitleidssex.« Mehr sagte ich nicht. Ob er noch etwas erwiderte, weiß ich nicht. Wenn, dann habe ich es nicht mehr zugehört.

      Den restlichen Tag verbrachte ich jetzt nicht nur rattig, sondern auch frustriert. Ich hatte meine Prinzipien schon zum zweiten Mal gebrochen. Und was hatte ich jetzt davon? Ich wollte mehr. Von beiden Männern. Scheiße, ich bin doch ein Flittchen.

      ***

      In dieser Nacht schlief ich sehr schlecht. Eigentlich gar nicht. Ich konnte nicht aufhören, an Marlon zu denken. Und jedes Mal, wenn ich es geschafft hatte, mich irgendwie abzulenken, schlich sich Hendrik in meinen Kopf hinein. So ging es immer hin und her. Von einer heißen Fantasie in die nächste. So konnte ich unmöglich arbeiten gehen, weil ich beiden über den Weg lief. Ich kam auf keinen klaren Gedanken und rief meinen Bruder an. Erst nach dem dritten Freizeichen sah ich, dass es bereits vier Uhr morgens war, und legte abrupt wieder auf. Zwanzig Minuten später klingelte es an der Tür.

      »Na, Kleines, was ist los? Kannst du auch nicht schlafen?«

      »Nein«, sagte ich knapp und fiel ihm in die Arme. Wir setzten uns auf die Couch und er gab mir eine Zigarette.

      »Dieser Fleck da oben macht mich wahnsinnig. Nächste Woche schaffe ich es bestimmt.« Ich zog genüsslich an meiner Kippe. »Also, ich weiß, warum ich nicht schlafen kann ...«

      »Weil du mit einer Furie verlobt bist?«, beendete ich seinen Satz. Er schaute mich tadelnd an.

      »Warum bist du wach?«, fragte er. Ich war mir nicht sicher, wie ich darauf antworten sollte. Immerhin war er mein Bruder. »Los, ich halte das aus. Du knabberst doch nicht etwa an dem, was Carina zu dir gesagt hat, oder?« Ich schaute ihn mit hochgezogenen Brauen an.

      »Wohl kaum. Ich habe eher ein Problem sexueller Natur.« Ich wartete auf eine Reaktion. Es kam keine, also erzählte ich weiter. »Ich habe sozusagen den Notstand ausgerufen. Ich sitze gerade ziemlich auf dem Trockenen.« Er nickte, als wollte er mir deutlich machen, dass ihm diese Phase nicht unbekannt wäre.

      »Das renkt sich wieder ein. Ganz bestimmt«, versuchte er, mich zu beschwichtigen. Ich schüttelte den Kopf.

      »Das ist noch nicht alles.«

      »Mehr?« Er griff nach seinen Zigaretten und steckte sich umgehend eine weitere an. Er schaute zu mir, zögerte kurz und gab mir dann auch noch eine. Wenn ich nervös war, kamen die alten Muster durch.

      »Du weißt doch, was ich davon halte, etwas mit Arbeitskollegen anzufangen, oder?« Er nickte. »Nun wir haben einen neuen Mitarbeiter und der ist eigentlich überhaupt nicht mein Typ, aber er ...« Ich suchte nach den passenden Worten.

      »Macht dich total feucht?«, sagte André so staubtrocken und nüchtern, dass ich mich fast an meiner eigenen Spucke verschluckte und viel zu viel Rauch in die Lunge bekam. André schlug mir auf den Rücken und ich hustete wie eine alte Dampflok.

      »Du sagst es«, krächzte ich.

      »Na, dann schmeiß deine Prinzipien einmal über Bord, schlaf mit ihm und verschaff dir Erleichterung, wenn es momentan so dringend ist.« Er sah mich an. »Immer noch nicht alles?« Ich schüttelte nahezu beschämt den Kopf. »Großer Gott, was denn noch?«

      »Er ist nicht der Einzige, den ich gerade will.«

      »Flittchen!«, stieß André aus und für eine kurze Sekunde glaubte ich, er würde es ernst meinen. Aber er grinste und zog einen imaginären Hut vor mir. »Kleines, willkommen in der Königsklasse.« Ich schaute ihn ungläubig an.

      »Was weißt du denn schon von der Königsklasse, du spießiger, monogamer Pantoffelheld.« Er verzog gespielt beleidigt das Gesicht.

      »Ich war auch mal jünger. Also, solange du nicht vorhast, beide gleichzeitig zu besteigen, würde ich mir an deiner Stelle erst mal nicht allzu viel Gedanken machen. Hast du doch nicht, oder? Für so ein Gespräch mit meiner kleinen Schwester bin ich noch nicht bereit.«

      »Nein, hab ich nicht, aber vielen Dank dafür, dass du mir dieses Bild in den Kopf gesetzt hast. Jetzt werde ich definitiv darüber fantasieren.« Ich hatte schon oft an einen Dreier gedacht. Das sagte ich ihm aber nicht. Die Vorstellung, einen mit Marlon und Hendrik in Erwägung zu ziehen, ließ mich beinah wegdriften. André nahm mich liebevoll in den Arm und holte mich in die Realität zurück. Er blickte schon wieder an die Decke.

      »Verdammt, ich mach den jetzt sofort weg. Wo hast du die Farbe vom Umzug?« Ich starrte ihn ungläubig an.

      »Wenn du meinst, jetzt unbedingt auf eine Trittleiter klettern zu müssen, und das um halb sechs morgens, dann findest du sicher einen Rest Farbe im Keller. Aber ich bezweifle, dass die noch verwendbar ist. Also los, setz dich und erzähl mir lieber, warum du um die Zeit noch wach bist.« Ich ging an den Kühlschrank und hob zwei Flaschen Bier in seine Richtung. Er schüttelte den Kopf. »Kaffee?« Er nickte. Ich machte uns schnell einen und setzte mich wieder zu ihm auf die Couch.

      »Ich habe mich von Carina getrennt«, sagte er ernst und sank im gleichen Augenblick, wie ihm die Worte über die Lippen kamen, in sich zusammen.

      »Wie, du hast dich getrennt? Ich meine warum? Wann?« Damit hatte ich nun wirklich