die gelesen, gesehen oder gehört werden wollen. Oft verbergen sie sich an ungeahnten Plätzen, oft aber auch an Orten, die auch Einheimische längst zu kennen glauben, und eröffnen neue Perspektiven. Es sind lustige und ernste Geschichten, bunt und voller Abwechslung wie das Leben. Wir haben 100 davon zusammengetragen und dabei selbst Hamburg neu lieben gelernt. Und das jeden Tag immer wieder anders.
Viel Freude beim Entdecken!
Christine Lendt und Annett Rensing
IMMER
EINE SÜNDE WERT!
MEINE LIEBLINGSLÄDEN ZUM EINKAUFEN
2Flaschenhussen und Siebdruckkurse
3Das Aroma von Schanze und Pauli
6Das Franzbrötchen – nur in Hamburg
8Viel Zeit für Arabica und Robusta
9Alternativen zum Zwiebelmuster
12Feilschen mit Eulen und Lerchen
13Abgang anhaltend mit dunkler Schoki
14Qualmen unter Schiffsmodellen
15Fischbude eines wahren Königspaares
16Geboren werden, anders herum
17Fünffach kulturell gefüllte Box
19Wo die letzten Reepschläger wohnten
20Fernsicht am Bahnhof Dammtor
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EINEN ECHTEN HAMBURGER ESSEN
Wie der Name schon sagt: Die weltbekannte Frikadelle im Brötchen stammt aus Hamburg, zumindest laut der gängigen Überlieferung. Ursprünglich aber war das, was man heute mit Fast Food verbindet, etwas ganz anderes. Das original »Rundstück warm« gibt es im Goot, einem kleinen Deli im Kontorhausviertel.
Für Hafenarbeiter war das »Rundstück warm« das Mittel, das Leib und Seele zusammenhielt. Es bestand aus einem Brötchen mit einer Scheibe Schweinebraten samt Sauce und war eine komplette warme Mahlzeit, die sich überall und ohne Besteck verzehren ließ. Gut verpackt nahmen sie es noch im frühen 20. Jahrhundert mit zur Arbeit. Auf den Schiffen in Richtung USA hatten Seeleute und Passagiere den »Ur-Hamburger« als Proviant dabei. So reiste das Rezept für den Schweinebraten im Brötchen über den Atlantik, wo es sich wohl im Lauf der Zeit zum Hackburger wandelte.
Wie gut das fast vergessene Original schmeckt, entdeckte Steffen Mohr. Selbst in Hamburg geboren, arbeitete er viele Jahre im Hotelmanagement, lebte in London und auf den Bermudas. Er kehrte zurück, um ein eigenes Lokal in seiner Heimatstadt zu eröffnen. Im »Goot« erwartet Sie Traditionskost im Ambiente eines trendigen Delis, schlicht und edel. An den Wänden erzählen große Schwarz-Weiß-Fotografien ein Stück Hafengeschichte. Auch andere Künstler stellen ihre Werke aus.
Das legendäre Rundstück wird hier zu jeder Tageszeit serviert. Hausgemacht sind auch alle anderen Speisen, Tagessuppen und Kartoffelecken. Es gibt süß-würziges Sauerkraut nach altem Familienrezept und »Finest Cuts« vom Prager Schinken, Charolais-Rind oder anderen Braten. Das Goot verwendet Qualitätsfleisch aus der Region ohne Antibiotika und bietet auch Vegetarisches an. Die Küche hält, was der plattdeutsche Name verspricht: Hier schmeckt es einfach gut. Als hätte Muttern heimlich noch eben etwas Wärmendes in die Pausenbox gesteckt.
Goot – Finest Cuts · Depenau 10 (beim Chilehaus) · 20095 Hamburg Tel. 040/67 30 61 71 · www.goot-hamburg.de U 1 Meßberg
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FLASCHENHUSSEN UND SIEBDRUCKKURSE
Darf’s ein bisschen mehr Hamburg sein? Fernsehturm, Hafendocks, Astrapullen oder doch lieber selbst gewählte Sinnsprüche auf Blusen, Kissen, Lampen gedruckt – nonchalant überzeugen die Inhaber mit ihrem Motto: »Es gibt nichts, was man nicht mit schönen Stoffen machen kann.«
Viele Hanseaten können die irgendwo abgebildeten Klischees ihrer geliebten Hafenstadt nicht mehr sehen. Andere bekommen nicht genug davon. Dem Siebdruckladen »Frohstoff« ist das egal, ihm ist der Spagat zwischen Hamburgensien und Heimatassoziationen (Eisvogel, Hase, Pusteblume) oder völlig anderen Motiven gelungen. Die Handsiebdrucke auf unterschiedlichsten Materialien, verwandelt in Interieurobjekte, Accessoires oder Kleidungsstücke, werden auch ins Haus geliefert und über den Einzelhandel vertrieben. Sie können bei Frohstoff auch einen Kurs belegen, der Ihrer Kreativität keine Grenzen setzt. Das Lieblingsmotiv kommt mithilfe eines besonderen Verfahrens auf das Sieb. Dieses Bild wird mit der ausgewählten Farbe bestrichen, auf den Bedruckstoff gedrückt, übergebügelt, fertig − Arbeitsweisen und Methoden sind vielfältig. Und jedes Kunstwerk hat sein eigenes Sieb. Kein Wunder,