Heinrich Mann

Gesammelte Werke


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      Inhalt

       Der Untertan Roman

       I.

       II.

       III.

       IV.

       V.

       VI.

       Der Vater

       Die Armen

       I Hassende, Liebende

       II Der Arbeiter und das Bürschlein

       III Mit Euch, Herr Doktor, zu spazieren

       IV Die sittlichen Faktoren

       V Das Richtfest

       VI Geh’ nicht fort!

       VII Ultima ratio

       Die Ehrgeizige

       Die kleine Stadt

       I

       II

       III

       IV

       V

       Die Tote

       Der Bruder

       Die Verjagten

       Flaubert und die Herkunft des modernen Romans

       Flöten und Dolche

       Pippo Spano

       Fulvia

       Drei-Minuten-Roman

       Ein Gang vors Tor

       Mnais und Ginevra

       Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen

       Zwischen den Rassen

       Erster Teil

       I

       II

       III

       Zweiter Teil

       I

       II

       III

       IV

       V

       Dritter Teil

       I

       II

       III

       IV

       V

       Heinrich Mann

      Gesammelte Werke

      ATHENEMEDIA

       Der Untertan

       Roman

      Der Roman wurde abgeschlossen Anfang Juli 1914

      I.

      Diederich Heßling war ein weiches Kind, das am liebsten träumte, sich vor allem fürchtete und viel an den Ohren litt. Ungern verließ er im Winter die warme Stube, im Sommer den engen Garten, der nach den Lumpen der Papierfabrik roch und über dessen Goldregen- und Fliederbäumen das hölzerne Fachwerk der alten Häuser stand. Wenn Diederich vom Märchenbuch, dem geliebten Märchenbuch, aufsah, erschrak er manchmal sehr. Neben ihm auf der Bank hatte ganz deutlich eine Kröte gesessen, halb so groß wie er selbst! Oder an der Mauer dort drüben stak bis zum Bauch in der Erde ein Gnom und schielte her!

      Fürchterlicher als Gnom und Kröte war der Vater, und obendrein sollte man ihn lieben. Diederich liebte ihn. Wenn er genascht oder gelogen hatte, drückte er sich so lange schmatzend und scheu wedelnd am Schreibpult umher, bis Herr Heßling etwas merkte und den Stock von der Wand nahm. Jede nicht herausgekommene Untat mischte in Diederichs Ergebenheit und Vertrauen einen Zweifel. Als der Vater einmal mit seinem invaliden Bein die Treppe herunterfiel, klatschte der Sohn wie toll in die Hände – worauf er weglief.

      Kam er nach einer Abstrafung mit gedunsenem Gesicht und unter Geheul an der Werkstätte vorbei, dann lachten die Arbeiter. Sofort aber streckte Diederich nach ihnen die Zunge aus und stampfte. Er war sich bewußt: „Ich habe Prügel bekommen, aber von meinem Papa. Ihr wäret froh, wenn ihr auch Prügel von ihm bekommen könntet. Aber dafür seid ihr viel zu wenig.“