das Wort nicht recht passen, weil es zwar für Fülle, aber nicht für Hochwertiges steht. Und Marion Sennewald-Gail führt höchste Qualität: Markenprodukte, geschmackvolle Geschenkartikel, ausgewählte Weine, nur das Feinste für Hund und Katz – die Klientel in Bogenhausen ist anspruchsvoll, die kann man zwar glücklich machen, wenn gerade ein Schraubenzieher fehlt, aber wehe, man drückt ihr die falschen Tücher zum Silberputzen in die Hand!
Bogenhauser Laden · Mo–Fr 10.30–18.30, Sa 10.30–13.30 Uhr · Rauchstr. 1 · Bogenhausen Tel. 089/98 12 63 · www.bogenhauser-laden.de · Haltestelle: Tram 37 Sternwartstraße
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UND EWIG RAUSCHT DER WILDBACH
Sankt-Anna-Straße 10. Das Gebäude mit der prachtvollen Sgraffito-Fassade überzeugt. Schließlich gilt München als die nördlichste Stadt Italiens. Durchaus denkbar, dass hier vor 500 Jahren ein Palazzo im Stil der italienischen Renaissance errichtet wurde. Doch die Fakten sprechen dagegen.
Um 1500 war das Lehel zwar schon besiedelt, aber es lag außerhalb der ummauerten Stadt, und hier lebten die Armen, die Menschen, die es sich nicht leisten konnten, das Bürgerrecht in München zu erwerben. Also kein Ort für prächtige Palazzi.
Noch in den 1960er-Jahren wohnten in der Gegend um den Sankt-Anna-Platz die »kleinen Leute«. Die Häuser waren grau, auch das in der Sankt-Anna-Straße 10. Es wurde 1898 vom Königlich Bayerischen Hoflieferanten Brutscher erbaut, der einen Delikatess- und Wildbretladen besaß und den unter dem Haus fließenden Eisbach nutzte, um seine Fische und Flusskrebse frisch zu halten. Käfighaltung, aber frei schwimmend.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Vorstadtmietshaus schwer beschädigt, und keiner wollte es kaufen. Nur Ernestine Lutz erkannte das Potenzial, begann mit Partner und Sohn den Umbau und erwies sich als Trendsetterin, die das mediterrane Flair ins Lehel holte, das man heute dem Sankt-Anna-Platz allgemein attestiert. Aus dem grauen Entchen wurde ein strahlender Schwan, ein perfekt geführtes Vier-Sterne-Hotel mit 25 Zimmern und Suiten – alle individuell und geschmackvoll ausgestattet.
Sie müssen es übrigens nicht bei der Betrachtung der Sgraffito-Fassade belassen. Läuten Sie, und wenn nicht gerade eine Veranstaltung stattfindet, wird man Sie willkommen heißen. Dann können Sie im eleganten Wintergarten oder in dem wunderschönen Renaissance-Innenhof einen Kaffee oder ein Glas Wein trinken. Jubeln Sie angesichts des herrlich begrünten Arkadeninnenhofs aber nicht zu laut. Sonst können Sie den Eisbach nicht hören, der unter dem Gebäude durchrauscht und zum einzigartigen Flair dieser Innenstadtoase beiträgt.
Hotel Opera · Sankt-Anna-Str. 10 · Lehel · Tel. 089/210 49 40 · www.hotel-opera.de Haltestelle: U Lehel
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EINE HOMMAGE: BAYERN MEETS AFRICA
Die Wiesn, einst ein Fest fürs Volk, gilt heute als »Event«, Tracht ist Kult. Und Prinzregent Luitpold – er regierte von 1886 bis 1912 als Vertreter des geisteskranken Königs Otto I. – rotiert in seinem Grab in der Theatinerkirche angesichts der Scheußlichkeiten, die sich »Tracht« nennen dürfen.
Unter der Ägide von Prinzregent Luitpold, einem naturverbundenen, volksnahen und beliebten Regenten, zog die Tracht bei Hof ein und wurde im wahrsten Sinne des Wortes salonfähig. Auch als identitätsstiftendes Mittel: 1871 war das Deutsche Reich gegründet worden, Preußen dominierte und stellte den Kaiser, Bayern wollte sich abgrenzen. Da waren Janker, Lederhose, Dirndl etc. geeignete Attribute, um zu zeigen: »Mia san mia«. Damals setzte der Hof die Trends, anders als im ländlichen Bereich gab und gibt es keine typische Münchner Tracht. Sie folgt der Mode, und dagegen ist nichts zu sagen, solange sie auch den Gesetzen der Ästhetik folgt.
Leider aber ist es so, dass viele Münchner Trachtengeschäfte Gruselkabinetten gleichen, in denen Lederhose und Dirndl Kitschfoltern ertragen müssen. Dass es auch anders geht, zeigt Noh Nee. Dort kann das Kleid sich wohlfühlen, das suggeriert schon der Name: »Geschenk Gottes« (Suaheli). Den Laden betreibt Rahmée Wetterich mit ihrer Schwester Marie. Rahmée stammt aus Kamerun, 30 Jahre lebt sie schon in Bayern, und in ihren Kreationen vereint sie Heimat und Wahlheimat: Dirndl im klassischen Schnitt, gefertigt aus afrikanischen Stoffen – kräftige Farben, auffällige und ausgefallene Muster, das sieht super aus und ist kein Kitsch, sondern eine Hommage an die Tracht.
Bei Noh Nee gibt es nichts von der Stange: Man sucht sich Modell und Stoff aus, und dann verschwindet Rahmées Schwester in ihrer Schneiderwerkstatt und fertigt das Dirndl nach Maß. Selbstverständlich ist das nicht billig, aber frau kann auf jede Party gehen, ohne befürchten zu müssen, dass jemand im selben Outfit auftaucht.
Noh Nee · Di–Fr 11–18.30, Sa 11–16 Uhr · Görresstr. 16 · Maxvorstadt · Tel. 089/23 79 92 39 www.nohnee.com · Haltestelle: U Josephsplatz
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RÜSTZEUG FÜR DEN BIERGARTEN
Was gehört in eine Münchner Küche? Nicht das »Frühstücksbrett mit Dackel in Lederhose« oder die »Relieftasse im Trachtenlook«. Weder die »Schürze Alpenmodell« mit Bergkette und viel nacktem Fleisch noch der Toaster, der das Logo FCB aufs Brot brennt und »FC Bayern, Stern des Südens« singt.
All diese Unsäglichkeiten findet man im Internet. Was man aber wirklich braucht in der Münchner Küche, findet man beim Suckfüll. Zum Beispiel eine Guglhupfform, in der sich der Hefeteig schön entfalten kann – so ein Kuchen, der besonders gut schmeckt, wenn man neben den Rosinen noch gemahlene Mandeln beimischt, zum Nachtisch im Biergarten kredenzt, da freuen sich die Freunde.
In der Amalienpassage lockt ein nettes Café, dessen Name Programm ist: »Gartensalon« (Türkenstr. 90). Im Hof sitzen Sie gemütlich zwischen Blumen. Ausgezeichnete hausgemachte Kuchen.
Für den sommerlichen Abend unter Kastanien steht in der Münchner Küche ein Weidenkorb, zugegeben ein platzraubendes Objekt, aber mit der Plastiktüte geht man nicht in den Biergarten. Im Korb liegen als Standardausstattung Besteck, hölzerne Brotzeitbretter, Servietten, Salz- und Pfefferstreuer. Nicht nur dieses Rüstzeug hält der Suckfüll bereit, hier kann man auch ein Gerät kaufen, mit dem der Experte auf dem Biergartentisch hantiert: den Radischneider. Mit seiner Hilfe lässt sich der Rettich spiralförmig und fein schneiden, danach wird er gesalzen und muss »weinen«, damit er seine Schärfe verliert und sanft auf der Zunge zergeht.
Suckfüll gibt es seit 1932, er trägt wesentlich zur Lebensqualität in der Maxvorstadt bei. Unter 35 000 Artikeln findet der Mensch alles, was er in Küche und Werkstatt braucht: Eisenwaren, Maschinen, Elektroartikel, Leuchtmittel … Dass sich dieses Spezialgeschäft in der Türkenstraße zwischen Boutiquen, Galerien und Cafés halten konnte, liegt nicht nur am guten Service – Suckfüll ist Herr im eigenen Haus und muss keine Mietsteigerung fürchten.
Suckfüll · Mo–Fr 9–18, Sa 9.30–14 Uhr · Türkenstr. 31 · Maxvorstadt · Tel. 089/286 61 00 www.suckfuell.de · Haltestelle: U Universität