Гарриет Бичер-Стоу

Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert)


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Hause nicht ein einziges Ding. Abends wurde nicht nur die Tür doppelt zugeriegelt, sondern es wurde noch der hölzerne Balken vorgeschoben—es half nichts: Am Morgen stand die Tür weit offen; und so früh nun auch die ganze Dienerschaft in ihrer Aufregung am Morgen herunterkommen mochte—die Tür stand offen, wenn auch ringsum alles noch im tiefen Schlaf lag und Fenster und Türen an allen anderen Häusern noch fest verrammelt waren. Endlich fassten sich der Johann und der Sebastian ein Herz und machten sich auf die dringenden Zureden der Dame Rottenmeier bereit, die Nacht unten in dem Zimmer, das an den großen Saal stieß, zuzubringen und zu erwarten, was geschehe. Fräulein Rottenmeier suchte mehrere Waffen des Herrn Sesemann hervor und übergab dem Sebastian eine große Liqueurflasche, damit Stärkung vorausgehen und gute Wehr nachfolgen könne, wo sie nötig sei.

      Die beiden setzten sich an dem festgesetzten Abend hin und fingen gleich an, sich Stärkung zuzutrinken, was sie erst sehr gesprächig und dann ziemlich schläfrig machte, worauf sie beide sich an die Sesselrücken lehnten und verstummten. Als die alte Turmuhr drüben zwölf schlug, ermannte sich Sebastian und rief seinen Kameraden an; der war aber nicht leicht zu erwecken; sooft ihn Sebastian anrief, legte er seinen Kopf von einer Seite der Sessellehne auf die andere und schlief weiter. Sebastian lauschte nunmehr gespannt, er war nun wieder ganz munter geworden. Es war alles mäuschenstill, auch von der Straße war kein Laut mehr zu hören. Sebastian entschlief nicht wieder, denn jetzt wurde es ihm sehr unheimlich in der großen Stille, und er rief den Johann nur noch mit gedämpfter Stimme an und rüttelte ihn von Zeit zu Zeit ein wenig. Endlich, als es droben schon ein Uhr geschlagen hatte, war der Johann wach geworden und wieder zum klaren Bewusstsein gekommen, warum er auf dem Stuhl sitze und nicht in seinem Bett liege. Jetzt fuhr er auf einmal sehr tapfer empor und rief: "Nun, Sebastian, wir müssen doch einmal hinaus und sehen, wie's steht; du wirst dich ja nicht fürchten. Nur mir nach."

      Johann machte die leicht angelehnte Zimmertür weit auf und trat hinaus. Im gleichen Augenblick blies aus der offenen Haustür ein scharfer Luftzug her und löschte das Licht aus, das der Johann in der Hand hielt. Dieser stürzte zurück, warf den hinter ihm stehenden Sebastian beinah rücklings ins Zimmer hinein, riss ihn dann mit, schlug die Tür zu und drehte in fieberhafter Eile den Schlüssel um, solang er nur umging. Dann riss er seine Streichhölzer hervor und zündete sein Licht wieder an. Sebastian wusste gar nicht recht, was vorgefallen war, denn hinter dem breiten Johann stehend, hatte er den Luftzug nicht so deutlich empfunden. Wie er aber jenen nun bei Licht besah, tat er einen Schreckensruf, denn der Johann war kreideweiß und zitterte wie Espenlaub. "Was ist's denn? Was war denn draußen?", fragte der Sebastian teilnehmend.

      "Sperrangelweit offen die Tür", keuchte Johann, "und auf der Treppe eine weiße Gestalt, siehst du, Sebastian, nur so die Treppe hinauf— husch und verschwunden."

      Dem Sebastian gruselte es den ganzen Rücken hinauf. Jetzt setzten sich die beiden ganz nah zusammen und regten sich nicht mehr, bis dass der neue Morgen da war und es auf der Straße anfing, lebendig zu werden. Dann traten sie zusammen hinaus, machten die weit offen stehende Haustür zu und stiegen dann hinauf, um Fräulein Rottenmeier Bericht zu erstatten über das Erlebte. Die Dame war auch schon zu sprechen, denn die Erwartung der zu vernehmenden Dinge hatte sie nicht mehr schlafen lassen. Sobald sie nun vernommen hatte, was vorgefallen war, setzte sie sich hin und schrieb einen Brief an Herrn Sesemann, wie er noch keinen erhalten hatte; er möge sich nur sogleich, ohne Verzug, aufmachen und nach Hause zurückkehren, denn da geschähen unerhörte Dinge. Dann wurde ihm das Vorgefallene mitgeteilt sowie auch die Nachricht, dass fortgesetzt die Tür jeden Morgen offen stehe; dass also keiner im Hause seines Lebens mehr sicher sei bei dergestalt allnächtlich offen stehender Hauspforte und dass man überhaupt nicht absehen könne, was für dunkle Folgen dieser unheimliche Vorgang noch nach sich ziehen könne. Herr Sesemann antwortete umgehend, es sei ihm unmöglich, so plötzlich alles liegen zu lassen und nach Hause zu kommen. Die Gespenstergeschichte sei ihm sehr befremdend, er hoffe auch, sie sei vorübergehend; sollte es indessen keine Ruhe geben, so möge Fräulein Rottenmeier an Frau Sesemann schreiben und sie fragen, ob sie nicht nach Frankfurt zu Hilfe kommen wollte; gewiss würde seine Mutter in kürzester Zeit mit den Gespenstern fertig, und diese trauten sich nachher sicher so bald nicht wieder, sein Haus zu beunruhigen. Fräulein Rottenmeier war nicht zufrieden mit dem Ton dieses Briefes; die Sache war ihr zu wenig ernst aufgefasst. Sie schrieb unverzüglich an Frau Sesemann, aber von dieser Seite her tönte es nicht eben befriedigender, und die Antwort enthielt einige ganz anzügliche Bemerkungen. Frau Sesemann schrieb, sie gedenke nicht, extra von Holstein nach Frankfurt hinunterzureisen, weil die Rottenmeier Gespenster sehe. Übrigens sei niemals ein Gespenst gesehen worden im Hause Sesemann, und wenn jetzt eines darin herumfahre, so könne es nur ein lebendiges sein, mit dem die Rottenmeier sich sollte verständigen können; wo nicht, so solle sie die Nachtwächter zu Hilfe rufen.

      Aber Fräulein Rottenmeier war entschlossen, ihre Tage nicht mehr in Schrecken zuzubringen, und sie wusste sich zu helfen. Bis dahin hatte sie den beiden Kindern nichts von der Geistererscheinung gesagt, denn sie befürchtete, die Kinder würden vor Furcht Tag und Nacht keinen Augenblick mehr allein bleiben wollen, und das konnte sehr unbequeme Folgen für sie haben. Jetzt ging sie stracks ins Studierzimmer hinüber, wo die beiden zusammensaßen, und erzählte mit gedämpfter Stimme von den nächtlichen Erscheinungen eines Unbekannten. Sofort schrie Klara auf, sie bleibe keinen Augenblick mehr allein, der Papa müsse nach Hause kommen und Fräulein Rottenmeier müsse zum Schlafen in ihr Zimmer hinüberziehen, und Heidi dürfe auch nicht mehr allein sein, sonst könne das Gespenst einmal zu ihm kommen und ihm etwas tun; sie wollten alle in (einem) Zimmer schlafen und die ganze Nacht das Licht brennen lassen, und Tinette müsste nebenan schlafen und der Sebastian und der Johann müssten auch herunterkommen und auf dem Korridor schlafen, dass sie gleich schreien und das Gespenst erschrecken könnten, wenn es etwa die Treppe heraufkommen wollte. Klara war sehr aufgeregt und Fräulein Rottenmeier hatte nun die größte Mühe, sie etwas zu beschwichtigen. Sie versprach ihr, sogleich an den Papa zu schreiben und auch ihr Bett in Klaras Zimmer stellen und sie nie mehr allein lassen zu wollen. Alle konnten sie nicht in demselben Raume schlafen, aber wenn Adelheid sich auch fürchten sollte, so müsste Tinette ihr Nachtlager bei ihr aufschlagen. Aber Heidi fürchtete sich mehr vor der Tinette als vor Gespenstern, von denen das Kind noch gar nie etwas gehört hatte, und es erklärte gleich, es fürchte das Gespenst nicht und wolle schon allein in seinem Zimmer bleiben. Hierauf eilte Fräulein Rottenmeier an ihren Schreibtisch und schrieb an Herrn Sesemann, die unheimlichen Vorgänge im Hause, die allnächtlich sich wiederholten, hätten die zarte Konstitution seiner Tochter dergestalt erschüttert, dass die schlimmsten Folgen zu befürchten seien; man habe Beispiele von plötzlich eintretenden epileptischen Zufällen oder Veitstanz in solchen Verhältnissen, und seine Tochter sei allem ausgesetzt, wenn dieser Zustand des Schreckens im Hause nicht gehoben werde.

      Das half. Zwei Tage darauf stand Herr Sesemann vor seiner Tür und schellte dergestalt an seiner Hausglocke, dass alles zusammenlief und einer den anderen anstarrte, denn man glaubte nicht anders, als nun lasse der Geist frecherweise noch vor Nacht seine boshaften Stücke aus. Sebastian guckte ganz behutsam durch einen halb geöffneten Laden von oben herunter; in dem Augenblick schellte es noch einmal so nachdrücklich, dass jeder unwillkürlich eine Menschenhand hinter dem tüchtigen Ruck vermutete. Sebastian hatte die Hand erkannt, stürzte durchs Zimmer, kopfüber die Treppe hinunter, kam aber unten wieder auf die Füße und riss die Haustür auf. Herr Sesemann grüßte kurz und stieg ohne weiteres nach dem Zimmer seiner Tochter hinauf. Klara empfing den Papa mit einem lauten Freudenruf, und als er sie so munter und völlig unverändert sah, glättete sich seine Stirn, die er vorher sehr zusammengezogen hatte, und immer mehr, als er nun von ihr selbst hörte, sie sei so wohl wie immer und sie sei so froh, dass er gekommen sei, dass es ihr jetzt ganz recht sei, dass ein Geist im Haus herumfahre, weil er doch daran schuld sei, dass der Papa heimkommen musste.

      "Und wie führt sich das Gespenst weiter auf, Fräulein Rottenmeier?", fragte nun Herr Sesemann mit einem lustigen Ausdruck in den Mundwinkeln.

      "Nein, Herr Sesemann", entgegnete die Dame ernst, "es ist kein Scherz. Ich zweifle nicht daran, dass morgen Herr Sesemann nicht mehr lachen wird; denn was in dem Hause vorgeht, deutet auf Fürchterliches, das hier in vergangener Zeit muss vorgegangen und verheimlicht worden sein."

      "So, davon weiß ich nichts", bemerkte Herr Sesemann, "muss aber bitten, meine völlig