Hayley Morgan

Geliebt. Mit allen Ecken und Kanten


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immer nur deshalb so engagiert, weil du dir Gottes Liebe verdienen wolltest.

      Gott hat dich erschaffen. Er hat dich „sehr gut“ erschaffen, denn Gott vermag nichts Böses oder Schlechtes zu erschaffen. Das liegt nicht in seinem Wesen. Und er hat außerdem all das Gute, das du in dieser Welt tun kannst, schon längst für dich erträumt. Du musst es nicht herbeizaubern. Du musst die Dinge nicht selbst bewerkstelligen. Du musst nur dem leisen Ruf Gottes in deinem Leben folgen. Meistens ist der Ruf, den ich vernehme, der, der auch uns allen gilt: Liebe andere, gehorche Gott und verbreite seine Frohe Botschaft. Das ist das Gute, das wir jederzeit tun können, ein Leben lang.

      Du musst die Dinge nicht selbst bewerkstelligen. Du musst nur dem leisen Ruf Gottes in deinem Leben folgen.

      Ich bin ständig in Aktion, und ich gerate leicht in Versuchung, mir etwas aus den Fingern zu saugen, das ich tun könnte, auch wenn es nicht unbedingt das ist, was jetzt getan werden müsste. Je mehr ich dieser Versuchung widerstehe, umso mehr erlebe ich, dass ich in dem, was nur Gott tun kann, ruhen kann und geborgen bin.

      Wenn ich wieder einmal versucht bin, mich abzustrampeln, denke ich an die Aussage im Epheserbrief. Ich stelle mir dann vor, dass ich meine guten Taten nicht länger an einem imaginären Seil hinter mir herziehe. Stattdessen lege ich meine Hand in Gottes Hand, und gemeinsam gehen wir dann an die Orte, an denen er schon etwas Gutes angestoßen hat, das ich weiterführen kann.

      Diese Perspektive verändert alles. Wenn ich ziehe, muss ich die ganze Anstrengung bewältigen. Aber wenn ich Hand in Hand mit Gott unterwegs bin, hat er bereits für freie Bahn gesorgt und das Anstrengendste erledigt. Ich muss einfach nur bei ihm bleiben und ihm die Führung überlassen.

      Nimm dir einen Augenblick Zeit, und bitte Gott, dir zu zeigen, wohin er dich auf lange Sicht führen will. Und dann nimm dir noch ein bisschen Zeit, und frage, wo heute für dich eine Gelegenheit besteht, etwas Gutes zu tun, im Kleinen und mit der Kraft, die er dir schenkt. Und dann hör hin. Lausche still auf Gottes Reden, und vertraue darauf, dass er dich führt und du die schwere Last an dem Seil endlich loslassen kannst.

      Hayley

      … auch wenn du keine Träumerin und Visionärin bist

      Gott ist gnädig und hat uns unterschiedliche Gaben geschenkt.

      Römer 12,6

      Dieser Traum bedeutete ihm so viel. Jede Woche war er ins theologische Seminar gefahren, zwei Stunden hin und zwei zurück. Während dieser Fahrten hatte er gebetet. Und Gott hatte ihm eine Vision geschenkt.

      Monate waren vergangen. Mein Mann hatte weitergebetet, und Gott ließ seine Vision immer klarer werden. Schließlich war er bereit, mich ins Boot zu holen. Mein Mann bat mich ins Wohnzimmer, wir setzten uns, und er sagte: „Ich glaube, Gott möchte, dass ich eine Gemeinde gründe.“

      Mir wich das Blut aus dem Gesicht. Ich stand wortlos auf und verließ den Raum. Ich ließ ihn gar nicht ausreden und mir erzählen, welchen Traum er hatte; ich ließ ihn nichts erklären. Ich ging einfach. Meine Vision unseres Lebens – in der wir in einer Gemeinde arbeiteten, die wir liebten, umgeben von Freunden und gesegnet mit einem regelmäßigen Einkommen –, diese Vision war jetzt endlich in greifbarer Nähe. Ich konnte nicht verstehen, warum er mich so verletzen wollte, indem er das alles aufgab.

      An diesem Abend fegte ein heftiger Schneesturm durch unseren Ort und gleichzeitig entwickelte sich die komischste Episode in unserer Ehe. Nicht zum Lachen komisch, sondern peinlich-traurig-komisch. Wir waren fünf Tage eingeschneit, und doch sprach ich fast kein Wort mit ihm – schließlich hatte Gott ihn berufen, eine Gemeinde zu gründen. „Essen ist fertig“, brachte ich heraus, die schweigende Aufforderung, mir mit den Kindern zu helfen. Aber zu seiner Vision sagte ich kein Wort. Abends saß ich im Gästezimmer und schrieb ihm lange, leidenschaftliche Mails mit der Bitte, es sich noch einmal zu überlegen. Ich konnte einfach nicht sehen, was er sah. Ich konnte nicht sehen, wie wir das schaffen konnten. Ich konnte nicht sehen, dass seine Vision uns guttun würde. Ich konnte noch nicht einmal sehen, dass sie durchaus im Bereich des Möglichen lag.

      Aber nun, neun Jahre später, sind wir hier, in der Gemeinde, die wir gegründet haben. Und es ist ein Traum, den ich für mein eigenes Leben niemals hätte träumen können. Aber ich sehe heute durchaus, auf welche Weise Gott uns ganz speziell darauf vorbereitet hat. Ich sehe, wie unsere Gaben zusammenpassen, dass wir ein Dreamteam sind, in dem es Gnade und Wahrheit, Kraft und Schwäche, Leidenschaft und ein klares Ziel gibt.

      Mein Mann ist bereits dabei, Visionen für die nächste Phase unseres Lebens zu entwickeln. Gestern Abend begann er, über Tasmanien zu sprechen. Nein, ich mache keine Witze. Es gibt am anderen Ende der Welt tatsächlich eine Insel namens Tasmanien und er möchte dort etwas ins Leben rufen. Der Himmel bewahre uns.

      Ich habe keine derartige Vision. Eigentlich habe ich überhaupt keine Vision. Aber ich habe eine Begabung: die Fähigkeit, die Träumer und Visionäre in meinem Leben begleitend zu unterstützen. Gott hat mir die Gabe des Glaubens geschenkt – wenn schon nicht an Menschen, aber doch an ihn. Im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass Gott mir die Fähigkeit geschenkt hat, zu glauben und darauf zu vertrauen, dass er sich schon zeigen und tun wird, was er versprochen hat. Und was noch besser ist: Ich habe immer wieder erlebt, dass die Dinge zwar nicht so laufen, wie wir hoffen, dass sie aber am Ende immer Gott Ehre machen – wir sind also auf der sicheren Seite, wenn wir auf ihn hoffen und vertrauen. Er ermutigt mich immer wieder, den Visionären zu sagen, dass sie dranbleiben sollen, dass sie große Träume träumen und verfolgen sollen, denn dann wird etwas Wunderbares geschehen!

      Ich habe keine Vision. Aber ich habe eine Begabung: die Fähigkeit, die Träumer und Visionäre in meinem Leben begleitend zu unterstützen.

      Wenn du keine Visionärin bist, bedeutet das nicht, dass Gott dich weniger liebt, und du machst auch gar nichts falsch. Jesus lebt mit seinem Heiligen Geist in dir und er gibt dir das genau richtige Maß an Stärken. Er ist in den Gaben am Werk, die er dir ganz persönlich gegeben hat. Du machst schon alles richtig.

      Wir sehen uns in Tasmanien, Freunde!

      Jess

      … auch wenn du das Gefühl hast, dass du ungeeignet bist

      Aber sie suchten nach einem besseren Ort, einer Heimat im Himmel. Deshalb schämt Gott sich nicht, ihr Gott genannt zu werden, denn er hat ihnen eine Stadt im Himmel gebaut.

      Hebräer 11,16

      Ich habe keine Kurse für kreatives Schreiben belegt und auch keinen theologischen Abschluss. Ich bin für die Aufgabe, die Gott mir anvertraut hat, völlig unqualifiziert. Neulich hatte ich gerade vor einem Saal voller Frauen einen Vortrag gehalten, als ich mich mit der Leiterin der Veranstaltung unterhielt. Ich gestand ihr, das Einzige, was mich tröste, sei, dass auch Paulus der Auffassung war, es sei für den Dienst im Reich Gottes wertvoll, wenn jemand nicht besonders qualifiziert sei (1. Korinther 2,4–5). Ich bin überzeugt, dass das tatsächlich ein Aspekt von Gottes großem Plan ist und wir uns deshalb über unser Unvermögen keine Sorgen machen müssen.

      Alle großen Gestalten der Bibel waren unqualifiziert. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel. Alle Glaubenshelden, die im 11. Kapitel des Hebräerbriefes aufgeführt werden, waren auf ihre Weise unzureichend. Entweder waren sie schon von vornherein ungeeignet oder, wie Mose (ein Mörder) und David (ein Ehebrecher und Mörder), disqualifizierten sich gewissenmaßen selbst, während sie mit Gott unterwegs waren.

      Gott liebt es, seine Macht zu zeigen. Am besten tut er das, indem er durch alles andere als perfekte Ebenbilder seiner selbst handelt – Menschen wie uns,