sorglos. Dazu hatten die Piraten wohl durchaus Grund, denn wahrscheinlich hatten sie mit ihren Halteparasiten noch nie schlechte Erfahrungen in dem Sinne gemacht, dass es danach noch zu Revolten kam.
»Damit können wir uns gut ausrüsten«, sagte John Marshall zu Josue Moncadas, die weiterhin gemeinsam unterwegs waren, nachdem sie mehrere Depots besichtigt hatten. Noch hatten sie nicht entschieden, wer von ihnen beiden Zakhaan Breel auf die Station verfolgen würde.
»Kannst du eigentlich seine Gedanken lesen?«, fragte Moncadas. »Das wollte ich schon die ganze Zeit wissen.«
»Leider nicht allzu erfolgreich. Ich habe nichts in Erfahrung bringen können, was für uns sinnvoll wäre«, murmelte Marshall unangenehm berührt. »Sonst hätte ich es schon mitgeteilt und einiges wäre leichter. Ich bin aber nicht mehr der Telepath, der ich einst war.«
»Mach dir nichts draus. Gucky hat ja auch Probleme mit den schmerzgestörten Mentalstrukturen der Druuwen«, tröstete ihn Moncadas. »Sonst hätte er uns mit mehr Informationen versorgen können. Wir müssen eben auf die althergebrachte Weise vorgehen.« Er warf sich in die Brust. »Und deswegen werde ich mich an Bord des Beiboots schleichen!«
»Wirst du nicht«, widersprach Marshall.
»Aber wenn du sowieso deine Telepathie nicht sinnvoll einsetzen kannst ...«, protestierte Moncadas. »Ich hingegen wäre sehr wertvoll. Meine Interruptorgabe funktioniert einwandfrei!«
»Lass uns das später entscheiden, in Ordnung? Zunächst mal müssen wir alles für die Rückeroberung der Zentrale vorbereiten.«
»Mit Bomben und Granaten!«
*
Thora Rhodan da Zoltral und Perry Rhodan gingen getrennte Wege. Die Arkonidin war erneut unterwegs in die Krankenstation. Ihr Gesicht permanent betastend, steuerte sie auf die Wachtposten zu. Neben ihnen schwebten abermals zwei Diskusroboter.
»Ich brauche mehr Salbe«, sagte sie tonlos.
»So!«, reagierte der eine Wächter wütend, und Thora nahm für einen Moment erschrocken an, dass sie aufgeflogen war. Aber im Gegenteil. »Und ich mache künftig dauerhaft auf; das wird mir zu blöd mit dem ständigen Auf und Zu. Ich bin doch kein Türsteher! Am besten verbeuge ich mich noch dabei!«
»Dann sag das doch Zakhaan Breel«, höhnte der andere.
»Sag du's ihm! Schleim dich bei ihm ein! Tust du doch sowieso schon die ganze Zeit. Denkst du, ich merke das nicht? Aber du wirst trotzdem nicht einen Fingerbreit mehr vom Akschia erhalten. Du weißt genau, dass Breel gerecht teilt und es nicht wagen würde, jemanden zu begünstigen.«
»Hast du dir zu wenig Medikamente reingepumpt? Kein Grund, dermaßen ausfallend zu werden!«, beschwichtigte der zweite Wachtposten.
Thora vermutete, dass die Druuwen untereinander einen ruppigen Umgang pflegten und häufig in Streit gerieten, bis hin zu Prügeleien. Wer dabei Schwäche zeigte, wurde aus der Gemeinschaft wahrscheinlich schnell ausgeschlossen. Wenn man ohnehin ständig ums Notwendigste kämpfen musste, konnte man es sich nicht leisten, Schwache mitzuziehen. In Gesellschaften wie diesen, die auf Gewalttaten aufgebaut waren und ausschließlich damit zusammengehalten wurden, herrschte immer nur das Recht des Stärkeren. Falls Breel also tatsächlich gerecht war, dann nur weil er seinen Status nicht verlieren und keine Meuterei riskieren wollte.
Die Arkonidin überlegte, ob es nicht sinnvoll wäre, die Druuwen gegeneinander auszuspielen. Nur wie, ohne ihre Tarnung zu riskieren? Die Energie für derartige Psychospielchen brachten Menschen, die tatsächlich unter der Kontrolle der Halteparasiten waren, nicht auf – geschweige denn, den Willen dazu. Jeglicher Versuch der kleinen Schar von Immunen in dieser Richtung hätte also fatalen Verdacht erregt.
Der erste Wächter führte die Diskussion nicht fort, sondern öffnete das Schott. »Die Kollegen bei der Medostation machen das schon die ganze Zeit so, und niemand hat sich beschwert.« Er wandte sich an Thora. »Also, du da! Geh durch oder bleib, mir völlig egal. Aber wenn du einen falschen Schritt machst, knalle ich dich ab. Hast du das verstanden?«
»Abknallen. Verstanden.« Thora bedankte sich nicht, das hätte nur Misstrauen erweckt, sondern ging weiter, wie stets in schlechter Haltung und mit schlurfenden Schritten.
Der zweite Wächter fiel in das Gelächter des ersten ein, das hinter ihr aufschallte. »Die sind so blöd, denen kannst du wirklich alles befehlen, und sie machen es.«
»Wir sollten mal ein Wettspringen in einem abgeschalteten Antigravschacht veranstalten.«
»Das hätte ich schon längst gemacht, aber dann kriegen wir richtigen Ärger mit Breel. Der gönnt uns keinerlei Spaß, der ihn Profit kosten könnte.«
Und das ist ein Glück, dachte Thora, während ihr ein kalter Schauer den Rücken hinunterlief. Sie wagte es, etwas schneller zu gehen.
Sie riskierte keinen Umweg in einen Seitengang, auch wenn alles leer und verlassen schien. Es war möglich, dass die Druuwen dort Energiefallen aufgebaut hatten. Auf diesem Weg gab es ohnehin nichts, was von Nutzen wäre – kein Depot, keine Nebenzentralen, keine sonstige Einrichtung.
Sie war gespannt, was sie beim anderen Schott erwartete. Tatsächlich: Der Zugang zur Medostation stand offen. Die beiden Wächter dort lungerten desinteressiert herum und waren in irgendein Gespräch vertieft, ohne auf Thora zu achten. Selbst die beiden Roboter verharrten genauso reglos wie beim vorherigen Schott.
Die Disziplin der Piraten ließ ja schnell nach, überlegte die Arkonidin.
Anscheinend fanden die meisten Druuwen einen Transport dieser Art langweilig, vor allem diejenigen, die zum Dienst eingeteilt waren. Die anderen, die Freiwache hatten, breiteten sich überall aus und machten es sich gemütlich. Besonders die Kabinen der irdischen Besatzung waren begehrt. Kein Wunder, da die Druuwen nur dort die Raumtemperatur so eisig herunterregeln konnten, dass sie zumindest für eine Stunde ihren Anzug ablegen konnten.
»Thora!« Sud hatte gerade eine Besprechung mit Drogan Steflov und winkte ihr. Eine gewagte Geste, fand Thora.
Sie hatte den Eindruck, dass der Chefarzt ein wenig lebhafter aussah als voriges Mal, und die Gewächse auf seiner Gesichtshaut waren nicht mehr so intensiv grün. Aber er begrüßte die Kommandantin nicht, sondern beschäftigte sich lieber mit seinem medizinischen Pad.
Fragend deutete Thora mit dem Daumen auf ihn, und Sud nickte, legte verschwörerisch den Finger an die Lippen.
Sud wandte sich um und ging voraus in ihren eigenen Behandlungsraum. »Ich habe angefangen, ihn zu behandeln«, raunte sie unterwegs. »Es dauert noch ein wenig, bis es anschlägt.«
»Thora!«, erklang eine wohlvertraute Stimme.
Thoras Herz machte einen kleinen Sprung. »Gabrielle?«
Ja, da saß die Erste Offizierin auf der Bettkante, mit einer Diagnosemanschette am Arm. Neben ihr stand ein geschäftig wirkender Medoroboter, der auf verschiedenen Holos Analysewerte anzeigte. Da es keinen Alarm gab, schien alles in bester Ordnung zu sein.
Gabrielle Montoya nickte lachend. »Ja, ich bin wieder da. Es ist noch nicht vorbei, aber es geht von Stunde zu Stunde besser.«
»Das ist großartig!«, freute sich die Arkonidin. »Wenn nämlich Plan A schiefgeht, brauchen wir dich dringend für Plan B!«
Montoya blinzelte irritiert.
Thora berichtete, was sie kurz zuvor geplant hatten. »Gabrielle, es wäre wichtig, dass du dich uns anschließt«, endete sie. »Kannst du das schaffen?«
»Ich denke schon. Ich bin momentan noch ein wenig ungeschickt und langsamer im Denken, aber das wird sich geben. Natürlich mache ich mit. Und ihr wollt ernsthaft die CRISTOBAL nur mit einer Handvoll Leute ...?«
»Nein, wir wollen ernsthaft die CREST II zurückerobern. Aber wenn das nicht hinhaut, womit wir leider rechnen müssen, bleibt uns nur noch dieser Weg. Es wird schwierig, das wissen wir, aber das Einsatzschiff ist die beste Ausweichmöglichkeit. Mit dir und Kosum schaffen wir das.« Sie schmunzelte leicht.