auf dich warten!“
2
Die Frau, die auf das Klopfen hin die Tür von Zimmer 944 öffnete, entsprach überhaupt nicht der Person, die Tom jetzt eigentlich zu sehen erwartet hatte. Zunächst glaubte er, sich in der Zimmernummer geirrt zu haben.
„Mrs. Warner … fragte er vorsichtshalber.
„Ich bin Amv Warner“, antwortete die große, attraktive Blonde.
„Mein Name ist Tom Forge.“
Sie lächelte und streckte ihm eine Hand entgegen.
„Kommen Sie herein.“
Das Zimmer überraschte Tom ebenfalls. Er konnte erkennen, daß es sich um den Wohnraum einer Hotel-Suite handelte. Das Tower House Hotel war eines der teuersten Hotels in Baltimore, und wer sich eine solche Suite leisten konnte, mußte geradezu im Gelde schwimmen. Diesen Eindruck hatte Tom keineswegs gehabt, als er mit dieser Frau telefoniert hatte.
„Sie haben wohl damit gerechnet, hier eine nette, alte Dame in schlichtem Baumwollkleid anzutreffen, wie?“ fragte sie plötzlich.
Tom spürte, wie er verlegen wurde und wie ihm das Blut ins Gesicht schoß. Die Frau schien seine Gedanken erraten zu haben!
„Deswegen brauchen Sie doch nicht gleich so verlegen zu werden“, sagte sie. „Nicht jeder, der eine Farm leitet, muß unbedingt wie ein altmodischer Farmer oder dessen Frau aussehen.“
„Ich hab’ wohl eben nur an die Leute gedacht, bei denen ich aufgewachsen bin“, erklärte Tom.
„Ach, ja!“ meinte sie. „Sie sind doch der junge Mann, der auf einer Farm großgeworden ist, nicht wahr?“
„Stimmt. In Virginia, auf halbem Wege zwischen Washington und Richmond.“
„Bitte, setzen Sie sich“, sagte sie. „Ich will nur rasch meine Aufzeichnungen holen.“
Tom setzte sich auf einen der Polsterstühle, während Mrs. Warner zu einem Schreibtisch ging. Sie trug ein orangefarbenes, hautenges Kleid, das eine Figur erkennen ließ, die beinahe so gut war wie die Figur von Marian. Dabei war doch Mrs. Warner mindestens doppelt so alt wie Marian. Mrs. Warner blätterte in einigen Papieren herum, zog ein Blatt heraus und setzte sich Tom gegenüber aufs Sofa.
„Wenn Sie auf einer Farm aufgewachsen sind, dann haben Sie offensichtlich Freude am Aufenthalt im Freien, nicht wahr? Und harte Arbeit scheuen Sie dann gewiß auch nicht, oder?“
„Da haben Sie recht“ stimmte Tom zu.
Sie las weiter.
„Sie sind in der Armee gewesen … Sie sind jetzt dreiundzwanzig Jahre alt … Sie besuchen hier in Baltimore ein College. Was studieren Sie denn?“ „Ich will Techniker werden“, sagte Tom. Das bedeutet noch zwei Iahre Studium.“
„Und Sie besuchen regelmäßig alle Vorlesungen?“
„Ia … und außerdem arbeite ich nachts und samstags.“
„Ach? Was machen Sie denn da so?“
„Ich gebe Unterricht … im Schwimmen, außerdem in Gymnastik und Bodybuilding. Sechsmal wöchentlich in einem Sportklub. Und samstags gebe ich nachmittags Unterricht in einem Tanzstudio.“
„Damit halten Sie nicht nur sich selbst in ausgezeichneter körperlicher Verfassung, sondern Sie müssen auch sehr beliebt sein, nicht wahr? Vor allem … bei Frauen, meine ich. Das ist doch eine grundlegende Voraussetzung für Unterricht in Tanzschulen.“
„Das nehme ich auch an“, sagte Tom lächelnd. „Ich mag nun mal Leute sehr gern.“
„Ausgezeichnet. Das ist nämlich auch eine der Bedingungen für das Personal auf Sunlight’s Farms. Soweit ich bisher feststellen kann, scheinen Sie bestens dafür geeignet zu sein, Tom. Aber sagten Sie nicht auch etwas davon, daß Sie Baltimore für den Sommer nicht verlassen wollen?“
„Nun …“, erwiderte er. „An sich sollte ich für die Semesterferien einen Job bei einer hiesigen Baufirma bekommen. Das hat jedoch nicht geklappt, und ich kann es mir nicht leisten, den ganzen Sommer zu verbummeln, ohne das notwendige Geld für mein weiteres Studium zu verdienen. Ich will ganz ehrlich sein. Ich habe mich an sich nur wegen des im Inserat erwähnten Gehalts gemeldet. Sonst hätte ich den Unterricht im Sportklub und Tanzstudio beibehalten und versucht, tagsüber anderes zu finden.“
„Dann hat es also nichts mit einer persönlichen Situation zu tun?“ fragte Mrs. Warner.
Tom hatte sich auf die Lüge so gut vorbereitet, daß er sie ohne Stocken über die Lippen brachte. Er hoffte sogar, daß sie überzeugend klingen würde.
„Ich wollte mein Appartement nicht aufgeben. Sind heutzutage doch nur schwer zu bekommen. Aber ich denke, daß ich versuchen werde, es für den Sommer zu vermieten.“
Sie nickte und blickte dabei auf das Blatt mit den Notizen, die sie sich wohl während des Telefonats gemacht hatte.
„Hm … ich nehme an, daß ich jetzt genügend über Ihre persönlichen Verhältnisse weiß“, sagte sie. „Aber ich brauche doch noch eine kleine Information.“
„Ja …?“
„Würden Sie bitte einmal Ihre Kleidung ablegen?“
Jetzt grinste Tom sie ein bißchen dümmlich an. „Entschuldigen Sie, Mrs. Warner … ich habe nicht richtig verstanden, was Sie eben gesagt haben.“
„Ich habe Sie gebeten, Ihre Kleidung abzulegen.“ „Sie meinen … ich soll mich ausziehen?“ fragte Tom, der noch immer nicht kapierte.
„Ja. Es ist Ihnen doch nicht etwa peinlich, Ihren Körper zu zeigen, Tom?“
„Nein, das nun gerade nicht“, antwortete er langsam. „Aber was hat denn mein Körper mit diesem Job zu tun?“
Sie sah erneut auf das Blatt mit den Notizen. „Ach, herrje!“ sagte sie. „Wie ich sehe, haben Sie ja überhaupt nicht gefragt, um was für einen Job es sich handelt, und ich bin auch gar nicht dazu gekommen, Ihnen etwas darüber zu sagen.“
„Ich dachte, daß es sich um Farm-Arbeit handelt“, sagte Tom. „Sie haben doch eine Farm, nicht wahr?“
„Hm … nun, ja“, sagte sie und lächelte. „Aber mit Ausnahme des Küchengartens und einiger Tiere wird sie nicht mehr wie eine richtige Farm geführt. Mein Mann und ich haben vor einigen Jahren die Farm in einen Sommer-Urlaubsort verwandelt. Du lieber Himmel … Sie haben doch nicht etwa geglaubt, daß wir Ihnen so viel Geld für einfache Farm-Arbeit zahlen würden? Unser Personal ist sehr sorgfältig ausgewählt. Ihre persönliche Erscheinung, Ihr physisches Aussehen ist für diesen Job genauso wichtig wie Ihre übrigen Qualifikationen. Sehen Sie, Sunlight’s Farms ist ein privater Nudisten-Urlaubsort. Wir haben ganz spezielle Kundschaft, verstehen Sie? Diese Leute stellen sehr hohe Anforderungen an das Personal, das auf Sunlight’s Farms arbeitet, ob nun Männer oder Frauen. Man erwartet sehr viel von ihrem Aussehen und von ihrer … ähem … Leistungsfähigkeit. Und für die richtigen Talente wird auch entsprechend gut bezahlt.“
„Sie meinen, ich könnte sogar noch mehr als nur dieses gute Gehalt verdienen, das Sie mir zahlen wollen?“
„Sie kapieren sehr rasch, Tom“, sagte sie. „Das gefällt mir gut an Ihnen.“
Tom holte tief Luft.
„Für mich lautet der Name des Spiels im Moment Geld“, sagte er und zuckte dabei die Schultern. „Warum auch nicht?“ Er stand auf, streifte die Schuhe ab und begann sich rasch auszuziehen. Die abgelegten Kleidungsstücke ließ er auf den Stuhl fallen. Schiet! dachte er. Schließlich war er doch schon unzählige Male in verschiedenen gemischten Gruppen splitternackt gewesen, und das hatte nicht unbedingt immer etwas mit Sex zu tun gehabt. Außerdem war er nach den beiden prächtigen Ficks, die er heute schon mit Marian hinter sich hatte, kein bißchen geil.
Aber