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Frei - Land - Haltung


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du immer kommst, und einfach mal auf dich wartet.

      Wenn du gefragt wirst, wo du herkommst, und du eine 40 km entfernte

      Stadt nennen musst, weil keiner dein Dorf kennt.

      Du weißt, dass du in einem Dorf lebst, wenn jemand einfach

      17 Baumstämme in den Hof kippt und dir beim Wegfahren zuruft:

      „Dein Vater weiß Bescheid, den Kasten Bier hol ich mir morgen ab.“

      Ich mag diese Lebenseinstellung auf dem Land. Egal, welches Tier

      ich niedlich finde, als Antwort kommt immer: „Schmeckt auch lecker.“

      Wenn du Wege kennst, die es nicht mal bei Google Maps gibt.

      Geh’n Bauern blau aus Kneipen fort, dann nennt man so was Breitensport.

      Fährt der Bauer raus zum Jauchen, wird er nachts ein Deo brauchen.

       „ES IST JA AUCH NICHT SO, DASS WIR UNS NUR ZUM TRINKEN TREFFEN. DA IST JA IMMER NOCH VIEL MEHR MIT VERBUNDEN.“

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      Lewe (23) – macht seine Fachhochschulreife in Flensburg – und Christopher „Chrischi“ (21) – studiert Maschinenbau in Flensburg – haben in einem alten Wohnwagen in ihrem schleswigholsteinischen Heimatort ihre eigene Partyhütte

      Hallo, ihr zwei, ich will mit euch über eure Partyhütte sprechen. Aber vorher interessiert mich ganz allgemein: Wie sieht es denn aus, wenn ihr feiern geht? Fangt mal mit der Klamottenwahl an.

      Lewe: Da werden einfach gute Klamotten angezogen. Die ganzen Oberlandwirte und die richtigen Landkinder tragen meistens Hemd. Weiß nicht, was das für ein Trend ist. Ich bin persönlich eher so der Pullover- oder T-Shirt-Träger. Kommt jetzt auch drauf an, was wir machen. Also wenn wir bei uns unten ganz normal Feuer machen oder so, dann braucht man natürlich nicht ganz so gute Klamotten. Da ziehen wir zum Beispiel nicht unbedingt weiße Schuhe an, weil die ja sonst schietig [norddt.: schmutzig] werden. Aber ansonsten ziehen wir uns schon ordentlich an, wenn wir rausgehen. Und wenn wir irgendwo feiern gehen, muss man noch einen Fahrer regeln. Meistens haben wir vorher schon ’n Fahrer, oder wir gehen spontan feiern und dann wird einfach mal die ganze Telefonkontaktliste angerufen, wenn wir nach Hause wollen. Irgendeiner geht dann meistens ran. Irgendwie kommt man schon nach Hause. Und zur Not dann halt mit ’nem Taxi. Ist zwar ’n bisschen teurer, aber was muss, das muss. Ich bin eher so der spontane Typ, ich entscheide das immer ganz spontan, ob ich in die Stadt fahr, zum Feiern oder ob ich irgendwo hingehe. Und ja, natürlich dann Getränke. Hauptsächlich trinken wir Korn, ich trink auch gerne mal ’n Bacardi Oakheart oder ’n schönen Bombay auf die gute Ernte. So wird sich dann auch mal ordentlich belohnt. [lacht]

       Und wie ist das bei dir, Chrischi?

      Chrischi: Über Klamotten mach ich mir jetzt nicht so die Gedanken. Eher schnackt [norddt.: redet] man meistens mit den Leuten, mit denen man losgehen will, wo man hingehen möchte, regelt vorher schon, wie man hinkommt auf jeden Fall. Wie man zurückkommt … kann auch sein, dass das dann spontan nachts geregelt wird. Wenn man dann in die Stadt geht oder auf irgendein Fest, dann trifft man sich bei irgendeinem von den Leuten, trinkt da vor. Also kauft sich erst mal Getränke, jeder seinen Schnaps, dann trinkt man zusammen vor, fährt mit dem Fahrer hin, ja und dann wird da, wo wir feiern, weitergefeiert. Und irgendwann rufen wir halt den Fahrer an, wann er uns abholen soll. Wenn wir keinen Fahrer geregelt haben, dann rufen wir so lange Kollegen an, bis uns einer abholen kann. Oder zur Not fahren wir dann halt mit dem Taxi.

       Wie häufig geht ihr denn ungefähr feiern?

      Lewe: Eigentlich schon jedes Wochenende. In den Ferien kann es schon mal sein, dass wir auch häufiger feiern oder zusammensitzen und trinken. Manchmal sind halt auch ’n paar dann nicht da oder haben keine Lust, dann trifft man sich auch nur mal zu dritt oder so und schaut gemütlich einen Film oder sitzt zusammen und trinkt dabei was.

      Chrischi: Also in die Stadt gehen wir jetzt nicht ganz so häufig. Meistens feiern wir hier bei jemandem zu Hause oder im Sommer dann auch auf Zeltfesten und so.

       Was bedeutet das Feiemgehen an sich so für euch?

      Lewe: Ja, was bedeutet das? Ordentlich einen bechern mit Freunden. [lacht] Einfach in ’ner kleinen Runde zusammensitzen in unserem Wohnwagen und ganz genüsslich mal ’n paar Schnappes trinken. Vor allem das Treffen mit den Freunden steht da im Mittelpunkt.

      Chrischi: Ja, bei mir ist es eigentlich genau das Gleiche, also auf jeden Fall steht im Vordergrund, Freunde zu treffen.

       Auch vielleicht mal neue Leute kennenlernen?

      Chrischi: Ja, das schon auch mal, das zählt auch dazu. Aber wenn man im Wohnwagen sitzt, in der kleinen Runde, da kennen sich halt alle. Hier kennt jeder jeden, da lernt man nicht viele neue Leute kennen. [lacht]

      Lewe: Da müsste man schon mal in die Stadt fahren, nach Flensburg. Wobei es auch schon ab und zu im Wohnwagen so war, dass irgendjemand jemand anderen mitgenommen hat, also irgend ’n Kumpel oder ’ne Freundin, die die anderen nicht kannten. Oder wenn wir irgendwelche Feriengäste haben, die in unserem Alter sind, dann fragen wir die auch mal, ob sie an ’nem Abend dazukommen wollen. Aber häufig passiert das auch nicht. Ich sag mal so: Hier auf dem Land kennt man halt jeden Dritten. Gerade auf so größeren Zeltfesten kann man sich dann schon viel unterhalten. Aber in der Stadt lernt man halt einfach auch mal neue Leute kennen. Also hat beides immer so seine Vor- und Nachteile.

       Ihr wohnt ja mitten auf dem Dorf. Welche Partymöglichkeiten gibts denn hier in der Nähe, was zum Beispiel an Diskotheken?

      Chrischi: Direkt bei uns im Umkreis ist eigentlich gar nichts. Außer ab und zu mal Zeltfeste. Koppelheck [Zeltfest in Niesgrau] zum Beispiel ist so ’n Zeltfest, was bekannt ist.

       Wie sieht so ’n Zeltfest aus, wie kann ich mir das vorstellen?

      Lewe: Das ist dann zum Beispiel in ’ner großen Maschinenhalle und meistens steht noch ’n Zelt davor. Die Maschinen sind natürlich draußen und dann wird da halt ’ne große Bühne oder ’n DJ-Pult aufgestellt, es gibt ’ne Bar oder auch zwei, alles ist schön dekoriert, meistens mit Tarnnetzen. Und dann wird da halt ordentlich Party gemacht.

       Wie viele Leute kommen da dann so?

      Lewe: Da sind schon immer so 2.000 bis 2.500 Leute drin. Da kommen irgendwie aus allen Dörfern aus der Gegend die Leute, auch aus Kappeln oder Flensburg teilweise.

       Und wenn ihr jetzt in so ’ne Diskothek gehen wollt, wo geht ihr dann hin?

      Lewe: Nach Schleswig oder dann natürlich nach Flensburg. Wir fahren dann zum Beispiel ins Ela [Diskothek in Schleswig] oder an die Küste.

      Chrischi: Wobei ich sagen muss, dass ich Flensburg bevorzuge. Ist halt näher dran, Ela ist dann schon fast ’ne Weltreise. [alle lachen]

       Was gibt es denn sonst so für Möglichkeiten für euch zum Feiern, und wie organisiert ihr das?

      Chrischi: Da gucken wir dann, dass wir entweder hier im Wohnwagen was organisieren oder bei jemandem zu Hause. Im Sommer machen wir auch mal ’n Feuer. Wir haben auch ’n Kumpel, der direkt am Strand wohnt. Man fährt auch mal zu dem und macht da am Strand ’n Feuer, sitzt da und trinkt ’n bisschen was.

      Lewe: Wir haben unsere WhatsApp-Gruppe „Hollehitter Knabenchor“. Da schreiben wir regelmäßig rein, wenn was ist am Wochenende. Meistens ist es ja dann bei uns im Wohnwagen. Den haben wir damals von ’nem Kumpel geschenkt bekommen, und der ist schon ziemlich