Ab ins Sprachlabor!
Wer fest steht, ist klar im Vorteil
Lass uns das Ganze mal von der sprachlichen Seite aus angehen: Wenn wir eine selbstsichere Person beschreiben, loben wir ihre Standhaftigkeit und ihre Standfestigkeit, sie hat ein gutes Standing. Sie vertritt ihren Standpunkt selbstbewusst und leistet gegen Attacken aller Art erfolgreich Widerstand.
Im anderen Fall wackelt eine Person, sie kommt ins Straucheln. Manchmal geht sie sogar in die Knie, die weich geworden sind, oder sie fällt gar völlig um.
Gefühl in Kraft verwandeln
Unser Herz ist der Sitz unserer Gefühle. In Situationen, in denen wir uns bewähren müssen, handeln wir kraftvoll aus dem Herzen heraus. Mutige Menschen nehmen ihr Herz in beide Hände und gehen nach vorne. Sie sind unerschrocken und lassen ihr Feuer in all ihre Sinne fließen, durch ihren Körper und auch in ihr Selbstbild und ihre Sprache. Wie sieht es im negativen Fall aus? Hier ist das Herz verstockt und verengt, Angst und Kälte sind dort eingezogen, manchmal rutscht das Herz sogar bis in die Hose. Der Körper ist mit Schreck erfüllt und der Ausdruck kraftlos, ohne Spannung und Feuer.
Bleib mental zentriert
Nachdem wir uns vom Stand auf dem Boden hinauf ins Herz gearbeitet haben, gehen wir nun noch weiter nach oben – in den Kopf. Die Schaltzentrale unseres Geistes und unserer mentalen Fertigkeiten. Wie sehen wir eine schlagfertige Person? Sie sprüht vor Wortwitz, ist spontan und kann verbal improvisieren. Sie ist klar, bleibt in sich zentriert und dabei doch voll heiterer Leichtigkeit.
Wie sieht es jetzt hier im negativen Fall aus? Dann ist im Kopf eine Blockade. Das Reaktionsvermögen ist stark gehemmt, solche Personen wirken fahrig und zerstreut. Die Gedanken fliegen – oder es bleibt nur eine völlige Leere im Kopf.
So, mit dieser kleinen sprachlichen Erörterung zum Einstieg haben wir die Etappen auf unserem Weg zum Ziel klar gesteckt: nämlich Acht zu geben auf Körper, Seele und Geist.
Und für das erste Erfolgserlebnis gibt’s vorab schon mal den Sofort-Hilfe-Trick für mehr Schlagfertigkeit! Einfach umzusetzen und wirkungsvoll, garantiert!
Was sofort hilft: Zeitspiel
Erinnerst du dich, wann du zuletzt eine Fußballübertragung im Fernsehen gesehen hast? Mit Sicherheit gab es da eine Situation, in der eine Mannschaft vorübergehend unter Druck geriet und nicht in der Lage war, schlagfertig zu reagieren. Was macht dann ein Spieler dieses Teams? Richtig, er spielt auf Zeit. Er nimmt die Zeit von der Uhr, wie die Sportreporter heute gern sagen. Nein, du musst dich jetzt nicht auf den Boden werfen und dich vor Schmerzen krümmen. Aber die folgenden drei praxiserprobten Tricks kannst du sofort anwenden.
Gegenfrage – der clevere Konter
Vor Jahren wurde mir einmal recht unfreundlich gesagt, dass ich nicht aussehen würde, als wäre ich eine Deutsche. Ich war so perplex, dass ich einfach noch einmal fragen musste: „Wie bitte? Habe ich das gerade richtig verstanden?“ Der Fragensteller war davon schon so verunsichert, dass seine Feindseligkeit abblätterte. Dennoch ließ er nicht locker. Ich fragte erneut: „Entschuldigen Sie, wie meinen Sie das genau?“ Da verlor mein Gegenüber die Lust und ließ von mir ab. Von Fragen dieser Art kann man immer eine Handvoll dabeihaben. So verschaffst du dir Zeit und nimmst der Attacke komplett ihre destruktive Energie. Für deinen Gegenspieler ist es, als müsste er seinen gerade erzählten Witz erklären. Oh, wie peinlich für ihn!
Manchmal ergibt sich aus der Art eines Übergriffs auch das Thema für die Gegenfrage. Eine Kellnerin, jung und hübsch, erzählte mir, dass sie öfter von älteren Herren angesprochen werde: „Na, wie wäre es denn mit uns beiden später?“ Sie frage dann immer höflich und interessiert: „Wie heißen Sie? Kommen Sie von hier? Welches ist Ihre Lieblingsfarbe? Was für ein Parfum benutzen Sie?“ Diese Herren würden dann immer schnell bezahlen und recht schnell und grußlos verschwinden.
Eine toughe Reaktion der Kellnerin, wie ich finde!
Humor – eine unterschätzte Waffe
Eine Freundin von mir, die Schauspielerin ist, kann auf Kommando hysterisch loslachen. Was für ein Talent! Doch ich glaube, mit etwas Übung kann das jeder. Auch damit gewinnst du Zeit, in der du dir überlegen kannst, wie du weiter vorgehen willst. Manchmal ist eine Anschlusshandlung gar nicht mehr nötig. Wenn jemand dich kränken will und du daraufhin lachst, ist das so grotesk, dass mancher Angriff schon zu diesem Zeitpunkt zu Ende ist.
Wenn du, wie meine kellnernde Freundin, ständig mit solch lästigen Situationen konfrontiert wirst, solltest du dir ein Repertoire an witzigen Entgegnungen zurechtlegen. Natürlich kannst du aber auch spontan improvisieren. Dazu später mehr!
Mein
TIPP:
Jemand äußert sich abfällig über deine Figur? So eine Unverschämtheit! Wisch dir die Lachtränen aus den Augen und entgegne lässig: „Ich habe doch tatsächlich verstanden, du hättest gesagt, ich wäre fett geworden.“
Strategischer Rückzug
Wenn sonst nichts geht – dann gehst du
Sollten Gegenfragen und Humor nicht helfen oder sollte dir beides als Aktion nicht gelingen, dann bleibt immer die Möglichkeit, einfach zu gehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass vor allem Männer dabei oft folgender Glaubenssatz blockiert: „Wer aus dem Feld geht, der hat auch verloren.“
Mais alors, das ist vollkommen falsch! Es kommt immer sehr darauf an, wie und mit welcher Haltung du gehst. In einer Konferenz habe ich vor Jahren einmal erlebt, wie mein Freund Pierre von einem anderen Teilnehmer beleidigt wurde. Nach einem Moment des Schweigens stand Pierre ganz ruhig auf und sagte: „Wir sind hier wohl in einer Sackgasse gelandet. Gutes Gelingen euch noch, wir sehen uns dann später.“ Mit diesen Worten ging er selbstbewusst und gelassen aus dem Raum. Génial! Alle sahen ihm nach, und als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, gingen alle Blicke im Raum zu dem Aggressor. Ich glaube, für diesen war das schon eine Höchststrafe. Pierre, der den Raum verlassen hatte, gewann Zeit, um sich Klarheit zu verschaffen: Was ist passiert? Was brauche ich jetzt? Wie will ich reagieren? Er konnte sich sogar mit anderen besprechen, um mit der entstandenen