werteorientierte Führung knallharte Wettbewerbsvorteile verschafft. Außerdem laufen Sie so weniger Gefahr, als Führungskraft zwischen den Mühlsteinen der Hierarchie aufgerieben zu werden. Hierbei hilft Ihnen ein Führungsstil, der Klarheit schafft, Kompetenz und Augenmaß beweist, Mitarbeiter mit Anstand behandelt und vor allem auf Augenhöhe stattfindet. Wenn Sie auf langfristigen Erfolg setzen sowie Vertrauen und stabile Kontakte aufbauen wollen, dann sind Sie hier genau richtig. Willkommen an Bord!
Beim Schreiben des Buchtextes habe ich mich im Wesentlichen auf Formulierungen in der männlichen Form beschränkt. Einerseits, weil Führungspositionen (leider!) meistens immer noch von Männern besetzt sind. Vor allem aber, um Ihnen das Lesen zu erleichtern und sprachliche Ungetüme wie zum Beispiel »Ihr(e) Mitarbeiter(in) begegnet Ihnen als Chef(in) mit seinen/ihren eigenen Wertvorstellungen« zu vermeiden. Dennoch sind ausdrücklich immer auch weibliche Führungskräfte, Managerinnen oder Mitarbeiterinnen gemeint. Schließlich handelt es sich um ein universelles, gender-neutrales Thema.
In diesem Buch erfahren Sie, auf welche unterschiedliche Weise Sie mit Psychotricks in Berührung kommen können, welche Bedeutung und Auswirkungen diese Tricks haben und wie Sie diese mit den richtigen Lösungsansätzen umschiffen können.
Ich wünsche Ihnen »Mast- und Schotbruch« beim Führen auf Augenhöhe – ohne Psychotricks.
Ihr
Frank Hagenow
TEIL I
Auf dem falschen Dampfer – die Faszination der Psychotricks
Damit Sie die Hinweise für den Umgang mit Psychotricks und das »Führen ohne Psychotricks« richtig nutzen können, ist es – neben einigen allgemeinen Hintergrundinformationen – wichtig, vor allem das berufliche Umfeld abzustecken, in dem Psychotricks gerne eingesetzt werden. Und darum ist das ein Schwerpunkt der folgenden vier Kapitel.
1.Schummeln erwünscht: Lug und Trug – wohin man schaut
Darum geht es jetzt!
Woher die Faszination für psychologische Tricks kommt und was uns überhaupt so anfällig für Manipulationen macht. Warum wir uns manchmal so leicht verführen lassen und wider besseres Wissen alle Alarmsignale überhören. An welchen bekannten und weniger geläufigen Beispielen unsere persönlichen Strickmuster deutlich werden.
Der Psychotrick: Wie alles begann
»Apfel gefällig?«
»Oh nein, lieber nicht. Das könnte Ärger geben.«
»Merkt doch keiner.«
»Aber: wenn das rauskommt … dann fliegen wir doch sicher hier raus.«
»Ach, was soll schon groß passieren?«
»Hhm … na, gut.« (hineinbeiß)
»Haha, reingefallen!« (davonschleich)
Am Anfang erschuf Gott Adam und Eva – und der Teufel den Psychotrick. Die Sache mit dem Apfel stellt zumindest für unsere abendländische Kultur so etwas wie den Anbeginn der Verführung, der Manipulation dar. Sozusagen der Prototyp des Psychotricks. Und schon damals hatte die kurzfristige Aussicht auf Erfolg letztlich langfristig negative Konsequenzen im Schlepptau. Der Wunsch nach einem Machtgewinn durch die Frucht vom Baume der Erkenntnis wurde nämlich leider viel schneller als vermutet entdeckt und mit einer fristlosen Kündigung für die beiden ersten Geschäftsführer des Unternehmens Menschheit quittiert.
»Einspruch, Herr Vorsitzender, wir wurden reingelegt.«
»Schwacher Vortrag. Schon mal etwas von freiem Willen und Eigenverantwortung gehört?«
»Ja, aber …«
»Nix da, selber schuld. Ende der Diskussion. So sorry.«
Letzte Konsequenz: Rauswurf. Die Vertreibung des Menschen aus dem Garten Eden.
Wenn wir der Story noch etwas weiter folgen wollen, ging damit der ganze Ärger eigentlich erst so richtig los. Als ob der Platzverweis allein nicht schon schlimm genug gewesen wäre, gab es für den Rest der Menschheit eine ganze Reihe von weiteren Unannehmlichkeiten. Die bis dahin als natürlich empfundene Nacktheit war plötzlich mit einer bislang unbekannten Scham behaftet und musste fortan verhüllt werden. Auch die Verantwortung für die Ressorts »Nahrungsbeschaffung« sowie »Fortpflanzung« wurde vom Chef für alle Zukunft an die Mitarbeiter delegiert. Dabei hätte doch alles so einfach sein können. Stellen Sie sich doch nur einmal vor, was uns alles erspart geblieben wäre, wenn sich Frau Eva an dieser signifikanten Schnittstelle menschlicher Entwicklungsgeschichte einfach anders entschieden hätte. Wenn sie gegenüber ihrem CEO etwas mehr Loyalität und Compliance an den Tag gelegt hätte. Wenn sie kurz vor diesem emotional gesteuerten Schnellschuss einen Moment inne gehalten und vielleicht um einen Tag Bedenkzeit gebeten hätte (»Vielen Dank, Herr Schlange, für das interessante Angebot. Ich würde aber gern noch einmal eine Nacht darüber schlafen«). Vielleicht hätte sie dann auch die Gelegenheit genutzt, um ein vertrauensvolles Gespräch mit ihrem Mann zu führen (»Du, Adam, stell dir vor, was mir heute so ein zwielichtiger Vertreter vorgeschlagen hat. Denkst du, dass ich darauf eingehen sollte?«). Und mit reiflicher Überlegung, unter Abwägung aller Vor- und Nachteile, hätte sie sich dann vermutlich gegen den Apfelklau entschieden (»Ach nö. Lass mal lieber«).
Welch eine charakterliche Größe wäre es gewesen, dieser Versuchung zu widerstehen! Und wie hätte sich die Geschichte der Menschheit dann vermutlich weiterentwickelt? Vielleicht würden wir noch heute im Paradies leben und wären mit der Natur und unserem Selbstwertgefühl im Reinen. Wir bräuchten nicht unendlich viel Geld für Kleidung, Friseurbesuche, Cellulite-Cremes oder plastische Chirurgie auszugeben. Wie herrlich wäre es, sich keine Sorgen um die eigene Existenzsicherung machen zu müssen! Wir wären nicht mit so belastenden Lebensfragen konfrontiert, welches Kleid wir heute anziehen oder für welches neue Auto wir uns nach Ablauf des Leasingvertrags denn nun diesmal entscheiden sollen. Schönen Dank auch, Frau Eva! Wir würden uns heute nicht über Psychotricks Gedanken machen müssen. Ich würde darüber keine Vorträge halten, hätte dieses Buch nicht geschrieben und Sie hätten es nicht kaufen können. Na ja – zugegeben –, das hätte dann auch irgendwie seine Nachteile gehabt. Nun gut, genug des Wunschdenkens. Wie Sie ja wissen, ist es doch alles ganz anders gekommen.
Seit dem etwas verunglückten Start des Unternehmens Menschheit sieht unsere Realität nun im Allgemeinen so aus, dass wir als Säugling in diese Welt geboren werden. Was bedeutet das für uns? Eben waren wir noch in Mamas warmen Bauch, diesem Uterus-Paradies, in dem vollumfänglich und wohltemperiert für uns gesorgt wurde. Wir brauchten uns um keinerlei Nahrungsbeschaffung oder -entsorgung zu kümmern und wurden in unserer Fruchtblase der Glückseligkeit auch nicht von dubiosen Apfel-Verführern belästigt. Leider wurde es dort dann doch irgendwann zu eng und wir mussten das Licht der Welt erblicken, auch wenn wir noch gar nicht so richtig fertigentwickelt waren. Im Grunde wieder ein Rauswurf aus dem Paradies. Und diesmal, obwohl wir uns in keiner Weise daneben benommen hatten. Mietverhältnis abgelaufen – Auszug erforderlich – Licht an – Leine los – Atmen, bitte. Kaum, dass wir uns von den Strapazen unseres Umzugs erholt haben, sind wir ganz unvermittelt in eine völlig fremde Umgebung hineingeboren. In diesem neuen Umfeld sind wir dann auch gleich einmal mit den alltäglichen Mühen unseres neuen Daseins konfrontiert – und hoffnungslos überfordert. Bisher ungekannte Sinneseindrücke wie Hunger, Durst oder Verdauungsaktivitäten