Susanne Aigner

Agrarwende jetzt! (Telepolis)


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href="https://www.heise.de/tp/features/China-Erste-Kinder-angeblich-geboren-die-mit-Gene-Editing-behandelt-wurden-4232892.html">an Menschen ausprobiert worden sein.

      Mit einigen der neuen Verfahren, die in einem aktuellem Bericht der International Union for Conservation of Nature (IUCN) erwähnt werden, setzen sich die Autoren von Testbiotech e. V. in einem Kommentar kritisch auseinander. In dem Bericht werde erschreckend einseitig das Potential von gentechnischen Eingriffen gepriesen, heißt es, während offensichtliche Risiken kaum erwähnt würden.

      Immer umfassender wird weltweit an Genen geforscht, letztlich mit dem Ziel, in bestehende Ökosysteme einzugreifen. Allerdings werden sich die Probleme des Artensterbens oder des Klimawandels dadurch nicht lösen lassen. Unter den Umweltveränderungen leiden nämlich nicht nur Bienen, sondern alle Insekten, Wildtiere und -pflanzen auf dem Planeten. Wollen wir wirklich alle Lebewesen gentechnisch verändern, um sie resistent gegenüber Chemikalien, Schädlingen oder dem Klimawandel zu machen? Das wäre kaum machbar.

      Außerdem wir das Herumschneiden an Genen die Ursachen der Probleme nicht aus der Welt schaffen. Um Flora und Fauna zu retten, gibt es nur einen Weg, auch wenn der nicht gerade leicht wird: Die in der Natur vorhandenen Populationen und Ökosysteme müssen vor Umweltgiften geschützt werden - und das mit allen Konsequenzen.

      Corona: Reisebeschränkungen für Bienen

      Nicht nur Menschen litten in den vergangenen Wochen unter Corona-Maßnahmen. Auch Bienen kommen wegen des Lockdown nicht zu ihren Bestäubungsplätzen. Ein Beitrag zum Weltbienentag am 20. Mai 2020

      Jedes Jahr werden in den USA Tausende Bienenstöcke zu weit entfernt gelegenen Plantagen transportiert, wo sie in Obst- und Gemüsekulturen Nektar von den Blüten sammeln und die Blüten mit Pollen bestäuben. In diesem Jahr jedoch liegen die Imker mit der Bestäubung im Zeitplan weit zurück. Wegen der Reisebeschränkungen standen nicht genügend LKW-Fahrer zur Verfügung und es gab Probleme mit dem Transporten. So konnten die Bienenstöcke nicht wie um diese Zeit üblich durchs Land gekarrt werden.

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      Großimker Kelvin Adee nennt 75.000 Bienenstöcke sein Eigen. Damit ist er auf Wanderarbeiter aus Süd- und Mittelamerika angewiesen. Zwar war es ihm gelungen, rechtzeitig zur Bestäubung der kalifornischen Mandelblüte genügend Arbeitskräfte einzustellen. Doch wollten die Wanderarbeiter mit den Bienen zu anderen Standorten fahren, mussten sie sich jedes Mal selbst unter Quarantäne stellen, klagte der Präsident der American Honey Producers Association (Amerikanische Vereinigung von Honigproduzenten) im April 2020 gegenüber der Financial Times. Und weil Flüge gestrichen und Flughäfen geschlossen wurden, konnten Imker aus den USA und aus Kanada nicht wie sonst üblich regelmäßig Bienenköniginnen und andere Bienen aus Australien, Neuseeland, Mexiko und Chile importieren lassen. Norberto Garcia vom Internationalen Imkerverband Apimondia befürchtet, dass sich die Reisebeschränkungen rund um Corona negativ auf die Ernte auswirken könnten.

      Mehr tote Bienen durch Pestizide

      In China, dem weltweit größten Honigproduzenten, stellen rund 300.000 Imker jedes Jahr rund 500.000 Tonnen Honig her. Das entspricht etwa einem Viertel der Weltproduktion. Mehr als 100.000 Tonnen davon werden nach Europa und in die USA exportiert. Rund 250.000 Imker, die mit ihren Bienenvölkern in Lastwagen unterwegs sind, legen im Schnitt 3.000 Kilometer zurück. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Tausende Imker durften im Frühjahr nicht zu ihren weit entfernt liegenden Bienenstöcken. Nachdem die Reisefreiheit wochenlang eingeschränkt war und sie die regional und saisonal bedingten Blütephasen verpasst hatten, waren ihnen viele Bienen weggestorben.

      Die Arbeit chinesischer Imker ist hart, oft müssen sie in Zelten schlafen. Auch deshalb will keiner der jungen Leute mehr als Wanderimker durch die Gegend ziehen. Neben fehlendem Nachwuchs bedrohen Klimawandel und der übermäßige Einsatz von Pestiziden die Honigproduktion. So werden die Bienen normalerweise mit Zuckerwasser durch den Winter gebracht und von Milben zu befreit. Wird die eingesetzte Säure allerdings falsch dosiert, können sie sterben. Warum in diesem Frühjahr mehr Bienen starben, hat indirekt mit den Corona-Maßnahmen zu tun: Um finanzielle Verluste auszugleichen, spritzten viele Bauern mehr Pestizide, was dazu führte dazu, dass viel mehr Bienen eingingen als sonst.

      Imker bangen um Bienen und Einkommen

      Normalerweise bleiben Imker in Xinjiang Nordwesten Chinas im Sommer im Altai-Gebirge und wandern im Winter mit ihren Bienen nach Turpan. Im Februar kommt es zur Frühjahrsvermehrung. Im März und April fahren sie die Bienen zur Apfel- und Begonienblüte, im Sommer bestäuben sie Sonnenblumen, Baumwolle, Kürbisse und Wassermelonen. Honig produzieren die Bienen nur im Juli. Allerdings durften Imker, die während der Wanderzeit ihre Bienenstöcke verließen, etwa, um ihre Familien zu besuchen, nicht mehr zu ihren Bienen zurück - so wie der Züchter Yang Kun, der 300 Bienenkästen im Wert von etwa 150.000 Yuan in Turpan zurückgelassen hatte, um das Frühlingsfest in Chongqing bei seiner Familie zu verbringen.

      300 Bienenstöcke in Holzkisten nannte auch der Imker Jue sein Eigen. Im Februar 2020 standen sie mehr als 300 Kilometer von seinem Aufenthaltsort entfernt. Nach der Bestäubung der Aprikosen im März wollte er mit den Bienen im Mai zu den Birnenplantagen in Korla - der zweitgrößten Stadt von Xinjiang. Dort sollten sie den Nektar blühender Chinesischer Datteln sammeln. Im Februar lag er im Zeitplan um drei Wochen zurück. Nun bangt Jue um sein Jahreseinkommen, das in guten Jahren immerhin bei 60.000 bis 70.000 Yuan (7.860 bis 9.100 Euro) liegt. Auch Zhang Miaoyan aus Jinhua in der Provinz Zhejiang südlich von Shanghai musste lange mit den Behörden verhandeln, bevor sie zu ihren 120 hungernden Bienenvölkern durfte.

      In Indien durften Imker die Grenzen der Bundesstaaten ebenfalls nicht mehr passieren, so wie Narpinder Singh aus Punjab, der mit seinen Bienen jedes Jahr in benachbarte Bundestaaten Äpfel, Litschis und Walnussbäume bestäubt.

      Oder Farooq Ahmad Lone, der mit seinen Bienen zwecks Bestäubung von Senfkulturen und Apfelplantagen jedes Jahr von Kaschmir im Norden nach Gujarat reist.

      Europa: mehr Reisefreiheit für Bienen

      Weniger stark betroffen von den Reisebeschränkungen rund um Corona waren europäische Imker, die sich innerhalb europäischer Staatsgrenzen bewegen durften. In Griechenland war es Imkern allerdings verboten, zwecks Bestäubung von Pflanzen lange Strecken zurückzulegen. Laut Fani Hatjina vom Hellenic Institute of Apiculture - mussten Bienen deshalb sogar verhungern.

      In Großbritannien ergänzen Imker normalerweise ihre Bestände mit Bienenvölkern aus Südeuropa. Wegen logistischer Probleme und bürokratischer Hindernisse waren Bienen-Importe in diesem Frühjahr schwierig, erklärt Luke Dixon von Urban Beekeeping, der Bienenstöcke in und um London betreut.

      Weniger Probleme gab es in Österreich, wo die Honigproduktion kleinflächig organisiert ist. Von nahezu 30.000 Imkerinnen und Imkern im Land sind nur 300 an der Honigproduktion im Vollerwerb beteiligt. Die meisten Imkern im Nebenerwerb mit rund 50 Bienenvölkern.

      Wegen des milden Klimas lassen einige deutsche und österreichische Imker ihre Völker in Mittelitalien überwintern und holen sie im Frühjahr wieder nach Hause. Im Rahmen der gelockerten Reisebeschränkungen wird die Rückholaktion