A. F. Morland

Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten


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      9.

      STEVE MCCOY SCHÜTTELTE dem Mann wortlos die Hand und setzte sich auf den Stuhl neben Dr. Highwood. Das Besuchszimmer im Untersuchungsgefängnis bot einen tristen Anblick: grau gestrichene Wände, eine von Kratzern übersäte Tischplatte und die typischen Metallstühle der staatlichen Institutionen.

      Kevin MacLaren sah schlecht aus. Sein Gesicht war blass, und er hatte tiefe Ringe um die Augen. Er wirkte müde und erschöpft.

      „Sie wollen mir helfen?“, begann er.

      Steve nickte. „Erzählen Sie, was passiert ist. Dann werde ich Ihnen sagen, wie wir weiter verfahren.“

      „Ich fürchte, in meinem Fall stehen Chancen nicht sehr gut. Alle Indizien sprechen gegen mich, und die Polizei wird das Verfahren bald abschließen.“

      Steve lehnte sich zurück. „Hören Sie zu, Mister MacLaren. Es interessiert mich nicht, was die Polizei in Ihrem Fall zu tun gedenkt. Ich will mir mein eigenes Urteil bilden, und das kann ich nur, wenn Sie alle meine Fragen wahrheitsgetreu beantworten, auch dann, wenn Sie sich vielleicht durch die Antworten belastet fühlen.“

      MacLaren zuckte mit den Schultern. „Nun gut, fragen Sie.“ Er warf einen schnellen Seitenblick zu seinem Anwalt, aber Highwood nickte nur leicht mit dem Kopf.

      „Welchen Nutzen haben Sie von den beiden Verbrechen, für die man Sie verantwortlich macht?“, fragte Steve.

      MacLaren zögerte einen Moment und erklärte mit leiser Stimme: „Motive gibt es genug. Durch die Ausschaltung von Senator Clark wird die Nachfolgefrage akut. Jeder weiß, dass ich mich seit Jahren darum bemühe. Durch den Tod meiner Schwester erbe ich ein nicht unbeträchtliches Vermögen. Es ist allgemein bekannt, dass ich selbst nicht gerade reich bin.“

      „Wie kommt Ihre Pistole in das Zimmer Ihrer ermordeten Schwester?“, unterbrach ihn Steve McCoy. „Und wie kommen Ihre Fingerabdrücke an die Zündanlage der Sprengladung in Senator Clarks Wagen?“

      MacLaren blickte ihn unbewegt an. „Wenn ich das wüsste! Ich fasse täglich so viele Dinge an, dass es kein Problem ist, mir bei irgendeiner politischen Veranstaltung einen bestimmten Gegenstand in die Hand zu drücken, an den ich mich später nicht erinnern kann. Und die Pistole? Ich habe sie seit Wochen nicht in der Hand gehabt. Aber meine Fingerabdrücke sind natürlich drauf. Sie liegt normalerweise in einer Schublade in meinem Schlafzimmer.“

      „Das heißt, diese sogenannten Beweisstücke können ohne große Schwierigkeiten manipuliert worden sein?“

      MacLaren nickte entschlossen. „Der Meinung bin ich allerdings. Auch der Polizei-Lieutenant scheint sich seiner Sache nicht ganz sicher zu sein. Bei den Verhören zog er diese Möglichkeit in Betracht.“

      „Dann ergeben sich als Nächstes zwei Fragen“, stellte Steve fest. „Erstens: Wer hat ein Interesse daran, Sie zu belasten. Und zweitens: Wer hatte die Möglichkeit, Ihre Fingerabdrücke zu beschaffen und an Ihre Pistole heranzukommen?“

      „Ich habe eine Menge politischer Gegner. Es ist durchaus möglich, dass mich der eine oder andere aus dem Verkehr ziehen will. An meine Pistole konnte jeder heran, der in meinem Haus verkehrte. Und das sind eine ganze Menge Leute.

      „Sie haben also keinen bestimmten Verdacht?“

      „Nein. Ich möchte niemanden belasten, wenn ich es nicht beweisen kann.“ MacLaren sah etwas hilflos aus.

      „Wie stehen Sie zu Ihrer Frau?“, fragte Steve weiter.

      Dr. Charles Highwood sog scharf die Luft ein, sagte aber nichts. MacLaren schien irritiert und zögerte.

      Ehe er den Mund aufmachte, erklärte Steve: „Danke, diese Antwort genügt mir schon. Also werde ich mich auch mit Ihrer Frau gründlich unterhalten müssen.“

      „Heißt das, Sie werden weiter ermitteln?“, fragte der Anwalt.

      „Ja. Das heißt es“, antwortete Steve. „Wer hält sich außerdem noch ständig in Ihrem Haus auf?“

      „Mein Assistent. Nicholas Delmonte. Ich habe ihn schon seit vielen Jahren und kann mich nicht beklagen.“

      „Und er ist immer noch Assistent?“

      MacLaren sah ihn erstaunt an. „Natürlich! Er wird es auch nie weit bringen. Dazu fehlt ihm zu viel. Er ist ein guter Assistent, aber mehr nicht.“

      Steve erhob sich. „Gut. Weitere Fragen habe ich zurzeit nicht. Einiges kann ich sicher auch von Ihrem Anwalt erfahren.

      Sie verabschiedeten sich, und Highwood begleitete ihn nach draußen.

      „Ich bin sicher, dass er die Wahrheit sagt. Ich kenne MacLaren schon seit vielen Jahren. Er kann keiner Fliege etwas zuleide tun. Deswegen wird er allerdings auch nie ein erfolgreicher Politiker werden. Ich bitte Sie, tun Sie alles, was möglich ist.“

      „Das tue ich immer“, antwortete Steve kurz.

      ––––––––

      10.

      DER VERKEHR WAR ABGEFLAUT, und ein leichter Nebel hatte sich über die Straße gelegt. Steve schaltete das Licht im Wagen an und betrachtete noch einmal die Fotos, die ihm der Anwalt zur Verfügung gestellt hatte. Er würde Joan MacLaren und auch Delmonte danach sofort wiedererkennen. Er schob die Bilder in die Tasche und stieg aus.

      Delmonte hatte eine winzige Wohnung in einer ziemlich miesen Gegend in der Nähe der Piers. Steve sah auf seine Uhr. Um diese Zeit müsste der Sekretär eigentlich zu Hause sein. Steve schlenderte langsam auf das Haus zu, die Hände in den Taschen vergraben. Vorübergehende Passanten drückten sich scheu vorbei. Es war eine Gegend, in der man sich nachts nicht allein auf den Straßen aufhalten sollte.

      Als er das baufällige Mietshaus erreicht hatte, blieb er plötzlich stehen. Im Hausflur war das Licht angegangen. Steve wich in den Schatten zurück. Nach ein paar Sekunden öffnete sich die Haustür. Ein junger Mann erschien, ein schmales Päckchen unter dem Arm.

      Steve erkannte ihn sofort. Delmonte!

      MacLarens Assistent ging zielstrebig die Straße hinunter. Steve folgte ihm in einigem Abstand. Die Verfolgung war nicht schwierig, da Delmonte damit überhaupt nicht rechnete. Nach etwa fünfhundert Metern bog der junge Mann in eine breitere Straße ein, in der mehr Betrieb war. Steve vergrößerte den Abstand, denn Delmonte ging jetzt langsamer und blickte sich manchmal um.

      Schließlich blieb der Assistent vor einem Lokal stehen, musterte den Eingang und verschwand plötzlich darin.

      Steve wich zwei Pennern aus, die ihn sonst angerempelt hätten, und betrachtete die Kneipe. „Bills Tavern“ stand in nur noch teilweise aufleuchtenden Buchstaben über der Tür. Die Fenster waren mit schmutzigen Vorhängen dekoriert. Entschlossen drückte Steve die Tür auf und trat ein.

      Ein Schwall von warmer abgestandener Luft schlug ihm entgegen. Er verzog angewidert die Nase, als er den Geruch von schalem Bier, vollen Aschenbechern und angebranntem Essen wahrnahm.

      Mit einem raschen Blick erfasste er die Szene. Niemand beachtete ihn. Rechts befand sich eine lange Theke, die dicht besetzt war. Einzelheiten waren bei der trüben Beleuchtung und der rauchigen Luft nur schwer zu erkennen.

      Links befand sich eine Reihe Nischen mit Sitzecken, die nur zum Teil besetzt waren. In einer saß Delmonte, das Päckchen immer noch unter dem Arm. Vor ihm stand ein Kellner in einer ehemals weißen Schürze. Offenbar nahm er gerade die Bestellung auf.

      Delmonte war allein und schien sich nicht besonders wohlzufühlen. Er sah sich in dem Raum unsicher um, als befürchte er, von irgendjemandem angegriffen zu werden.

      Steve wandte sich zur Seite und ließ