A. F. Morland

Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten


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aus, ja.“

      „Müssen wir jetzt die Polizei rufen?“

      „Eigentlich ja, aber ich glaube, das erledigen schon die Bellmanns für uns.“

      So war es, eine halbe Stunde später war an Schlaf in dieser Nacht nicht mehr zu denken. Die halbe Bonner Kripo schien sich ein Stelldichein in Ückesdorf zu geben und lärmte ungeniert durch das Haus.

      Der Arzt war auch der Meinung, dass ein unglücklicher Treppensturz und Aufprall gegen die Wand Tukus tödliches Schädel-Hirn-Trauma verursacht hatte. Doch Rudis Hoffnung, seine Funktion und Aufgabe geheimhalten zu können, verflog, als ein Hauptkommissar Schneider die Szene betrat und sofort wissen wollte, welche geheimnisvolle Wand dem Mann, den sie vor dem Hauseingang auf dem Zuweg gesichtet hatten, das halbe rechte Ohr abgerissen habe. Doch der lädierte Knabe hatte trotz seiner Wunde das Weite suchen können. Es half nichts, Rudi musste Dienstwaffe und Dienstausweis vorzeigen, seine Dienststelle nennen und erklären, was er mit einer Frau hier in einer ihm nicht gehörenden Wohnung zu suchen habe. Am meisten schien sich Schneider darüber aufzuregen, dass sich ein hessischer Polizist hier in Nordrhein-Westfalen aufgehalten hatte, ohne sich bei den Bonner Kollegen zu melden. Rudis Beteuerungen, er habe keinerlei Amtshandlung vorgenommen, sondern nur Geld in zwei Schlössern und einem Museum in Brühl gelassen, wollte Schneider nicht ohne weiteres glauben. „Ich fürchte, das wird Minister Jäger gar nicht gefallen.“

      „Der Kerl gefällt mir auch schon lange nicht mehr“, schnappte Rudi, und damit hatte er wohl auf den richtigen Knopf gedrückt.

      „Herr Kollege, wir verstehen uns“, schmunzelte Schneider. „Wenn Sie mir versprechen, nicht das Weite zu suchen, reden wir über alles am Montag weiter.“

      „Einverstanden. Wenn ich bis dahin meine Pistole wiederbekommen kann. Sie wissen doch, ein Besuch kommt selten allein.“

      „Wen haben Sie denn da in Ihrer Gewalt?“

      „Unter meinem Schutz“, korrigierte Rudi gekränkt.

      „Wie auch immer. Putins Freundin?“

      „Streng geheim“, wehrte Rudi ihn ab.

      „Na schön, die Pistole gebe ich Ihnen mit. Und am Montag will ich den Staatsanwalt überzeugen, dass das abgerissene Ohrläppchen kein versuchter Totschlag war, sondern im Eifer des Gefechts eine unglückliche, zufällige Handbewegung eines geschätzten hessischen Kollegen, dem es wirklich nicht eingefallen ist, die föderale Ordnung der Inneren Sicherheit auf eigene Faust auszuheben.“

      „Ich danke Ihnen von Herzen, Herr Kollege.“

      Einen weiteren Besuch hätte Rudi nicht fürchten müssen. Ahmed sah mit Entsetzen, wie ein blutender und vor Schmerzen wimmernder Kumpan auf das Auto zukroch. Ahmed half ihm in den Wagen und machte, dass er fortkam, bevor die anrückende Polizei alle parkenden Autos und wartende Fahrer kontrollieren konnte.

      Sonntag, 15. Juni

      Rudi riss seinen Chef Paul Fichte um neun Uhr aus dem schönsten Sonntagsschlaf und beichtete. Fichte war nicht erfreut, meinte aber, das ließe sich alles reparieren, Hauptsache, der Zeugin war nichts passiert.

      „Nein, kein Härchen gekrümmt.“

      „Aber wie haben die euch so rasch wiedergefunden?“

      Beide sinnierten, dann hatte Fichte eine scheußliche Idee, scheußlich, weil sie richtig sein konnte. „Die haben euch doch in der 'Erbsensuppe' besucht?“

      „Ja, und sogar in Isa Handtasche einen Peilsender hinterlassen.“

      „Dann hat mit Sicherheit jemand das Haus beobachtet, als ihr losgefahren seid. Du bist mit deinem Privatwagen unterwegs?“

      „Ja.“

      „Mit Wiesbadener Kennzeichen?“

      „Ja.“

      „Den fährst du immer noch?“

      „Ja.“

      „WI unter BN, das fällt auf.“

      Rudi sagte nichts. Der Zufall konnte ein sehr hilfreicher, aber auch sehr heimtückischer Kollege sein, der überhaupt nicht half, sondern im Gegenteil mächtig schadete. Und Isa hatte ihn gewarnt, die Organisation Utom und die mit Utom zusammenarbeitende Organisierte Kriminalität hatte überall ihre Leute, warum nicht auch in der ehemaligen Bundeshauptstadt? Rudi brauchte einen Leihwagen und musste seinen braven Sandfarbenen vorerst in der Tiefgarage stehen lassen.

      *

      NOCH FRÜHER ALS RUDI hatte der Chef der Agentur telefoniert, nachdem Ahmed und Ricki ihm das blutende Ohr notdürftig desinfiziert und verbunden hatten. Anwalt Nellen lag noch neben seiner neuesten „Freundin“, als sein Handy rumorte. Vorsichtshalber ging er in ein Nebenzimmer. Der Chef gestand, dass ihre geplante Aktion schiefgelaufen war und sich jetzt die Polizei einmischte.

      „Was heißt hier geplant?“, unterbrach Nellen brüsk. „Ihr solltet sie bis zum Prozess kaltstellen oder ausschalten. Von Mord oder Totschlag war keine Rede. Unentschuldigtes Fehlen bei einem Gerichtstermin, auf das und auf nichts anderes hatten wir uns verständigt.“

      Der Chef wollte sich nicht auf eine lange Debatte am Telefon einlassen. Sein Ohr schmerzte, und er hatte starke Kopfschmerzen.

      „Einer meiner Mitarbeiter ist dabei tödlich verunglückt. Ich weiß nicht, wie rasch man ihn identifizieren wird und wie schnell das zu uns führt.“

      „Aha“, sagte Nellen trocken, „jetzt verstehe ich. Sie sind also draußen, nicht mehr im Geschäft, das wollten Sie doch sagen?“

      „Ja.“

      „Gut oder vielmehr schlecht, das war natürlich der letzte Auftrag, den Sie von mir bekommen haben.“

      „Das befürchte ich, ja.“

      *

      RUDI VERSUCHTE BEIM Frühstück, mit dem Wenigen, was er wusste und vermutete, Isa zu erklären, was sich heute Nacht im Treppenhaus abgespielt hatte. Er war damit gerade fertig, als Dorberg anrief.

      „Die junge Dame aus der Ahornstraße hat sich mit einem jungen Mann eingelassen, der mit einer professionellen Bande pokert. Du weißt, was das in der Regel bedeutet?“

      „Aber ja. Danke für die Warnung.“

      Eigentlich reichte es jetzt mit den Schreckensmeldungen.

      *

      FÜR RUDIS GESCHMACK nahm Isa diese Horrormeldung zu gelassen auf: „Julia hat kein Geld und kann auch kein Geld organisieren oder leihen. Da habe ich vorgesorgt, bevor ich zur Staatsanwaltschaft gegangen bin. Das Geld ist erstens gut versteckt und den Schlüssel zum Versteck habe ich zweitens sozusagen in vier Teile zerlegt, erst mit allein Teilen lässt sich das Versteck, wenn man es denn entdeckt hat, auch öffnen. Und Fremde müssen aufpassen, dass dabei die Sprengladung nicht hochgeht.“