Ralf Nestmeyer

Südengland Reiseführer Michael Müller Verlag


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neo­go­ti­schen Bau einwei­hen konnte. Über tausend Räume und mehr als 5,5 Kilometer lange Korridore findet man im Inneren. Von der rie­si­gen Eingangshalle mit ihrem ein­drucks­vollen Mosaikfußboden kommt man in einen kleineren Nebenraum, in dem einige Roben ausgestellt sind. Wäh­rend der Öffnungszeiten darf man auf allen Pub­lic Galleries den Ver­hand­lungen beiwohnen.

      ♦ Strand, WC2. (U) Temple. Mo-Fr 9.30-16.30 Uhr.

      Inns of Court: In der unmittelbaren Um­gebung der Royal Courts of Justice be­fin­den sich die vier Inns of Court (Lincoln’s Inn, Inner Temple, Middle Temple und Gray’s Inn). Hier werden die barristers, jene Rechtsanwälte, die vor Gericht plä­die­ren dürfen, aus­ge­bil­det. Ihr besonderer Status - im Ver­gleich zu den übrigen Ad­vo­ka­ten - ist allein an ihrer kleinen Zahl zu erken­nen, denn in England und Wales gibt es ge­rade einmal 6000 barristers (alle an­de­ren Juristen heißen solicitors). Und nur ein barrister kann in den Richter­stand erhoben werden. Wer allerdings ein sol­cher Elitejurist werden will, muss zu­nächst den mühevollen Weg durch die alt­ehr­wür­digen Rechts­schu­len gehen.

      ♦ Strand, WC2. (U) Temple (für die beiden Temple Inns), Holborn oder Chancery (für Lincoln’s Inn) und Chancery (für Gray’s Inn).

      Dr Johnson’s House: Der Kritiker Sa­mu­el Johnson (1709-1784) gilt als der he­raus­ra­gende Gelehrte der englischen Spät­aufklärung. Außer Shakespeare wird kein eng­lischer Schriftsteller so häufig zitiert wie Samuel Johnson. Von 1748 bis 1759 lebte John­son in diesem Haus und arbeitete zusammen mit sechs Sekretären an seinem be­rühmten „Dictionary of the English Language“.

      ♦ 17 Gough Square, EC4. (U) Chancery Lane. Mo-Sa 11-17.30 Uhr, im Winter bis 17 Uhr. Eintritt £ 7, erm. £ 6 bzw. £ 3.50. www.drjohnsonshouse.org.

      Sir John Soane’s Museum: Das Sir John Soane’s Museum ist das wahr­schein­lich un­gewöhnlichste Museum in ganz London. Mit seinen verwinkelten, in­ei­nan­der ver­schachtelten Räumlich­kei­ten erinnert es stark an ein früh­neu­zeit­liches Ku­rio­si­tä­ten­kabinett. Der Ar­chi­tekt Sir John Soane (1753-1837) hat hier 24 Jahre seines Le­bens verbracht und das Haus sukzessive in ein Mu­se­um umgewandelt. Seither steht das im nahezu unveränderten Zustand erhal­te­ne Museum allen interessierten Be­su­chern offen. Zu den wertvollsten Ex­po­naten zählt ein ägyptischer Sarkophag des Herr­schers Seti I.; im Picture Room und anderen Zimmern hängen Bilder von Ho­garth, Tur­ner und Watteau. Um die Eingangssituation zu verbessern, er­folgte 2012 der Durch­bruch zum Nach­barhaus und eine Erweiterung und Renovierung des Museums.

      ♦ 12 Lincoln’s Inn Fields, WC2. (U) Holborn. Mi-So 10-17 Uhr sowie am ersten Di im Mo­nat 18-21 Uhr bei Kerzenlicht (£ 25). Ein­tritt frei, Sonder­aus­stellungen £ 3. www.soane.org.

      Bloomsbury ist traditionell das Viertel der Dichter und Intellek­tuel­len, der Uni­ver­si­täten und Bibliotheken. Mit dem British Mu­seum be­sitzt Bloomsbury zudem ei­nen der größten Londoner Pub­li­kums­magneten.

      Die vielen Studenten machen auf die 1836 am Gordon Square, im Herzen von Bloomsbury, eröffnete University of London aufmerksam. Nach ei­nem Campus sucht man allerdings ver­geb­lich, denn die Universität ist auf mehr als hun­dert Gebäude von Bloomsbury verteilt. Obwohl in der imaginären Rang­folge der englischen Universitäten hinter Oxford und Cambridge nur an dritter Stelle steh­end, genießt das „Cock­ney College“ einen fortschritt­li­chen Ruf. Dies gründet sich auf dem Umstand, dass hier auch Studenten auf­genommen wurden, die nicht der ang­likanischen Kirche angehörten, zu­dem beschritt man mit der Einrichtung von naturwissenschaftlichen und neu­sprachlichen Lehrstühlen akademi­sches Neuland.

      Raub oder Kauf?

      Um sich einen ersten Überblick über die einzelnen Sammlungen zu ver­schaf­fen, em­pfiehlt es sich, am Ein­gang des „BM“ einen der kostenlosen Übersichtspläne so­wie aktuelles Infor­mationsmaterial mitzunehmen. In vie­len Sälen enttäuscht je­doch die anti­quier­te Darbietung der Kunstschätze; mithilfe einer modernen mu­seums­di­dak­tischen Präsentation würde das British Museum sicher an Attraktivität ge­win­nen. Nichtsdestotrotz können Kunst­liebhaber problemlos mehrere Ta­ge in diesem mu­sealen Labyrinth ver­bringen. Von herausragender Be­deu­tung ist fraglos die im West­flügel untergebrachte Sammlung griechischer und römischer Alter­tü­mer mit den Elgin Marbles in Raum 18. Die kost­ba­ren Marmorreliefe gehörten zu ei­nem Fries, der die Cella des Parthenons um­gab und den Festzug der Panathenäen zu Eh­ren der Athena darstellt. Großer Beliebtheit erfreut sich die ägyptische Ab­tei­lung mit ihren Mumien (Raum 61 bis 66) und der in Raum 4 stehende Rosetta Stone, mit dessen Hilfe Jean-François Champollion 1822 die Ent­zifferung der ägy­p­ti­schen Hie­ro­gly­phen glückte. Ebenfalls im Westflügel befinden sich die Altertümer aus dem Nahen Osten mit vielen sehenswerten assyrischen Skulpturen. Einblicke in die prä­historische und römische Ver­gan­genheit Großbritanniens bieten die Ex­po­nate in den Räumen 41, 49 und 50; hier ist auch der Mildenhall Treasure - ein reich verziertes römisches Tafel­sil­ber aus dem vierten Jahrhundert unse­rer Zei­t­rechnung - zu bewundern. Die orientalischen Sammlungen umfassen seltene Ke­ra­mi­ken aus Ja­pan, China und Persien (Räume 33a, 33b, 35 sowie 56 bis 94). Für Kin­der ist si­cher­lich die ethnographische Abteilung (Räume 26 und 27) mit ihren Ex­po­naten zur Geschichte und Kultur der Indianer in Nordamerika und Mexiko be­son­ders interessant.

      British Museum: ein Tempel für die Kunst

      An die ursprünglich dem British Museum angeschlossene British Lib­ra­ry erinnert nur noch der kreisrunde Lesesaal, der derzeit nicht zugänglich ist. Die kostbaren Bücher und