Uwe Klausner

Operation Werwolf - Ehrensold


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so ein Vorfall wie heute, und wir sind bei den Leuten unten durch. Und zwar endgültig. Ergo: Entweder wir ziehen alle an einem Strang oder der Werwolf macht uns endgültig zum Affen. Fünf Tote sind genug, oder wollen Sie, dass die Gestapo den Fall Werwolf übernimmt? Wie ich sehe, sind Sie lange genug im Geschäft, um sich vorzustellen, welche Konsequenzen das für die beteiligten Kollegen haben könnte. Eins garantiere ich Ihnen, werter Herr Olbricht: Wenn die Jungs aus der Prinz-Albrecht-Straße erst in Fahrt kommen, dann gibt es für die Truppe kein Halten mehr. Dann werden Köpfe rollen, und wenn es der Teufel – will heißen: der Reichsführer – will, dann können Sie sich einen anderen Job suchen. Falls Sie überhaupt dazu kommen, das sollte ich vielleicht dazusagen. Noch Fragen, Herr Polizeiobermeister, oder muss ich vielleicht noch deutlicher werden?«

      »Das war deutlich genug, Tom. Es reicht.« Kalinke hob gebieterisch die Hand, warf Sydow einen strafenden Blick zu und sagte: »Um mit deinen Worten zu reden, kommen wir zum Geschäft.«

      »Jetzt mach aber mal halblang, Erich. Man wird doch wohl noch seine Meinung sagen …«

      »Nein, darf man nicht!«, fuhr Kalinke gereizt dazwischen, den Zeigefinger drohend auf seinen Kollegen gerichtet. »Jetzt rede ich – und du hast erst mal Sendepause. Frage an den Kollegen Olbricht: Wie weit sind Sie mit den Recherchen?«

      »Erst am Anfang, fürchte ich. Hätten wir mehr Personal, dann …«

      »Falls es Sie tröstet, die Generäle in Russland haben das gleiche Problem.«

      Olbricht atmete geräuschvoll aus. »Wir haben einfach nicht genug Leute, ob Sie es mir abnehmen oder nicht.«

      »Anderes Thema. Gibt es Spuren?«

      »Blutflecken auf den Polstern und auf dem Boden, hier und da auch an der Wand, aller Wahrscheinlichkeit nach vom Tatopfer.« Der Revierleiter machte eine hilflose Geste. »So leid es mir tut, das wäre es schon gewesen.«

      »Mehr war nicht?«

      »Wie gesagt, die Kollegen sind noch bei der Arbeit.«

      »Fingerabdrücke?«

      »Jede Menge«, antwortete Olbricht und zuckte entschuldigend mit den Schultern. »War ja auch nicht anders zu erwarten, oder? Der Zug war von frühmorgens an unterwegs, hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre.«

      »Augenzeugen?«

      »Nicht dass ich wüsste.«

      »Und die Bediensteten am Bahnhof Karlshorst?«

      »Sagen, sie hätten nichts Auffälliges bemerkt.«

      Kalinke zog verstimmt die Augenbraue hoch, holte tief Luft und sagte: »Was schätzen Sie, wie viele Leute saßen zum Tatzeitpunkt im Zug?«

      »Moment mal, haben wir gleich.« Olbricht blätterte sein Notizbuch durch, hielt mit gerunzelter Stirn inne und atmete aus, als habe er einen Dauerlauf absolviert. »Alles in allem befanden sich circa 40 Personen an Bord, die Mehrheit in der zweiten und nur einige wenige in der ersten Klasse.«

      »Wie viele genau?«

      »Kann man beim besten Willen nicht sagen. Sie können sich vorstellen, bis wir vor Ort waren, hat es einige Minuten gedauert. Von daher kann man nicht ausschließen, dass sich der eine oder andere aus dem Staub …«

      »Verstehe. Apropos, wer hat das Tatopfer gefunden?«

      »Der Stationsvorsteher.«

      »Ich nehme an, Sie haben sich den Namen des besagten Herrn notiert?«

      »Selbstverständlich. Den Namen und die Adresse.«

      »Verstehe ich Sie richtig, Herr Polizeiobermeister: Keiner der Fahrgästen war imstande, der Polizei sachdienliche Hinweise zu geben?«

      Olbricht bejahte. »Sie wissen ja, wie die Leute sind. Einigen war es schon zu viel, dass sie auf den nächsten Zug warten mussten. Da war vielleicht was geboten, das können Sie mir glauben. Aber was soll’s, die Idioten sterben nun mal nicht aus, und wenn wir uns alle auf den Kopf stellen.«

      »Mit anderen Worten, es sieht so aus, als habe kein Mensch etwas von der Attacke mitbekommen, weder im Vorfeld noch im Anschluss.«

      »Korrekt. Ach so, eins sollte ich vielleicht noch erwähnen. Der Stationsvorsteher hat ihnen was vom Pferd erzählt, von wegen Maschinenschaden und so.«

      »Hut ab, der Mann hat sich ein Sonderlob verdient.« Kalinke blickte nachdenklich vor sich hin. »Eine Frage noch, Herr Kollege: Wie kam der Stationsvorsteher eigentlich dazu, einen Blick in den Waggon …«

      »Moment mal, damit wir uns nicht falsch verstehen«, platzte der Revierleiter mit einer fahrigen Handbewegung heraus, steckte das Notizbuch ein und ergänzte: »Nach den mir vorliegenden Informationen war es nicht der Stationsvorsteher, der auf die Schwerverletzte aufmerksam wurde, sondern …« Auf einen Schlag kreidebleich, rang der Revierleiter nach Worten, schloss die Augen und schüttelte unentwegt den Kopf. »Ich Idiot, wie kann man nur so bescheuert sein!«

      Böses ahnend, hüllte sich Kalinke in Schweigen.

      »Ich Blödmann. Dämlicher geht es wirklich nicht.« Der Revierleiter war untröstlich, und wie um dies zu demonstrieren, winkte er mit einer schlaffen Handbewegung ab. »Ich könnte mich ohrfeigen. Bitte nehmen Sie es mir nicht krumm, Herr …«

      »Kommt drauf an, worum es geht«, schaltete sich Sydow unvermittelt ein, wechselte einen wissenden Blick mit seinem Partner und ging vor dem Revierleiter in Stellung, die Hände fast krampfartig gegen die Hüften gepresst. »Lassen Sie mich raten, Herr Kollege: Könnte es sein, dass der Mann, von dem hier die Rede ist, mit einer Uniform bekleidet war?«

      Olbricht nickte devot.

      »Mit einer Uniform der Deutschen Reichsbahn?«

      Am Boden zerstört, stimmte der Revierleiter zu.

      »Donnerwetter, der traut sich aber was!« Ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, brach Sydow das Gespräch mit Olbricht ab, bedeutete Kalinke, ihm zu folgen, und begab sich zu der Glastür, die den Warteraum mit der angrenzenden Intensivstation verband. »Aber wie heißt es so schön: Hochmut kommt vor dem Fall.«

      »Und was, wenn er weiterhin keine Fehler macht?«, erwiderte Kalinke, dem die Skepsis ins übermüdete Profil gemeißelt war. »Du weißt doch, der Kerl ist mit allen Wassern gewaschen.«

      »Ist er nicht.«

      »Und warum?«

      »Wenn dem so wäre, hätte er die Kleine umgebracht – so herzlos das auch klingen mag«, versetzte Sydow mit tonloser Stimme, drückte auf die Klingel und machte ein Gesicht, das vor Groll und Abscheu nur so strotzte. »Na, dann wollen wir mal, Herr Kollege, wäre doch gelacht, wenn er uns durch die Lappen gehen würde!«

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