1750 wurde sie allerdings verlassen. Ihr heutiges Aussehen mit Vormauern, Aussichtstürmen und Terrassen - eine Idylle aus altem Gestein und üppigen Pflanzen - schuf der letzte Burgbesitzer, der österreichische Feldmarschall Graf Laval Nugent von Westmeath (Irland), der sie im 19. Jh. erwarb und renovieren ließ. Zudem richtete er das erste Museum Kroatiens ein, das verschiedenste Kunstwerke, Ausgrabungsgegenstände aus Süditalien und Skulpturen beherbergte. Leider wurden zahlreiche Exponate von seinen Erben verhökert, der kleine Rest wanderte ins Archäologische Museum in Zagreb. Gleich am Eingangstor prunkt ein venezianischer Löwe, der einst ein öffentliches Gebäude in Koper zierte. Von der unteren Terrasse aus gelangt man in ein Gewölbe, einst Gefängnis, heute kleine Galerie, von dem aus ein nicht zugänglicher Geheimgang bis zur Rječina hinabführt. Auf der oberen Terrasse befindet sich das im griechischen Tempelstil erbaute Mausoleum der Familie Nugent, das von einem steinernen Drachen bewacht wird. Im nordöstlichen Gebäudetrakt sind die Galerie Laval und ein Café mit Terrasse untergebracht - der für mich lauschigste Platz von Rijeka. Hier finden auch Konzerte und andere Veranstaltungen statt.
Die Wallfahrtskirche der Muttergottes mit Schatzkammer zählt zu den bedeutendsten Pilgerstätten Kroatiens. Im beschaulichen Kreuzgang des Franziskanerklosters erinnern Fotos an den Besuch von Papst Johannes Paul II., der Anfang Juni 2003 einige Tage hier verweilte. In Gedenken an ihn stellte man im Park vor der Kirche 2005 seine Büste auf.
Gehen wir weiter südwärts, über die Ul. Ivana Zajca, erreichen wir das im Stil der Renaissance und des Barock gehaltene Kroatische Nationaltheater der Wiener Architekten Helmer und Fellner. Das Theater trägt den Namen des kroatischen Komponisten Ivan von Zajc und erlebte 1885 mit „Aida“ seine erste Aufführung. 1240 Zuschauer konnten in dem hübschen Saal den zahlreichen Darbietungen lauschen. Die Deckenmalerei wurde u. a. von Ernst Klimt und von Gustav Klimt, seinem Bruder, geschaffen und zeigt sechs Allegorien: Operette, Konzert, Religion, Krieg, Tanz und Liebe. Auch heute noch ist ein Theaterbesuch sehr beliebt (→ Veranstaltungen).
Westlich des schön gestalteten Theaterplatzes steht die hübsche, grüne Markthalle, 1914 als Stahlgitterkonstruktion mit hohen Glasfenstern im Stil der Wiener Sezession erbaut; die Säulen und Reliefs an der Außenfront, die Meeresgetier symbolisieren, fertigte der Venezianer Steinmetz Urbano Bottasso. Einst nur als Fischhalle gedacht, gibt es heute auch eine kleine Fleischabteilung. In den Seitenstraßen verkaufen Blumen-, Obst- und Gemüsehändler ihre Waren - bis mittags herrscht hier immer reges Treiben (→ Einkaufen).
Gegenüber der Straße die prunkvolle Fassade des Palais Modello (ebenfalls von Helmer und Fellner) mit Stilelementen der Hochrenaissance und des späten Barock. Heute ist der Prachtbau Sitz der Stadtbücherei und des Kulturzentrums der italienischen Minderheit.
Weiter westlich erstreckt sich der Fährhafen, einst wichtiger Terminal für die 2014 stillgelegte Küsteneilfähre. Jetzt dient er nur noch den Katamaranverbindungen, auch schicke große Jachten ankern mittlerweile. Am Ende der 1,754 km langen Hafenmole, Molo longo genannt, liegt das alte, restaurierte Dampfschiff Uragan (es soll in Hamburg gebaut worden sein) - von hier hat man einen guten Blick auf die gesamte Breite Rijekas, samt seinen weiter westlich gelegenen riesigen Kränen und Schiffen am Hafen.
Am Busbahnhofsplatz Trg Žabice steht die Kapuzinerkirche Gospe Lurdske (1904-1929 erbaut) mit prächtiger, fast modern anmutender Fassade und weiß-braun-roten Mosaiken. Der untere Teil wurde vom Architekten Giovanni Maria Cureto kreiert und ist Maria der Seelentrösterin geweiht, den oberen, etwas späteren Bau schuf Cornelius Budinis zu Ehren der Madonna von Lourdes.
Östlich der Kapuzinerkirche steht der Prachtbau Ploech, der 1880 vom Architekten G. Zammattio geplant wurde. Ploech war maßgeblich an der Torpedo-Entwicklung beteiligt. Viele weitere alte Gebäude und Fabriken aus der Zeit ab 1786 sind zu entdecken und dokumentieren den Charme alter Zeiten als Industriestandort (www.rijekaheritage.org).
Westlich in Richtung Bahnhof stehen auf einem großen Gelände die Backsteinbauten der Eisenbahngesellschaft, mit Depots und einstigen Manufakturen. Gegenüber dem Bahnhof sind in den neu renovierten Prachtbauten die Museum für Zeitgenössische Kunst und das Stadtmuseum untergebracht (→ Museen).
Rijeka - das Kroatische Nationaltheater wurde 1885 eingeweiht
Auch die alten Mühlen im Tal der Rječina lohnen einen Spaziergang. Ein Wanderweg, ca. 1 Std., führt durch das fast schon mystisch wirkende Tal mit seinen halb verfallenen Mühlen. Einstieg am besten ab der Ružičeva ul. unterhalb der Burg Trsat, d. h. man läuft ab Titov trg die Ul. Franje Račkoga bergan, nach ca. 250 m zweigt die schmale Ružičeva ulica hinab in den Canyon. Man kann bis Donja Orehovice in ca. 1,5-2 Std. gehen und dann mit Bus zurück (Busse Nr. 12, 13, 14 u. 16). Es gibt entlang der schmalen Straße keine Parkmöglichkeiten, außer man fährt die 6 km bis Orehovica; Wanderkarte bei TIC).
Museen
Schifffahrts- und Historisches Museum (im ehemaligen Gouverneurspalast): Das Museum dokumentiert die Geschichte der kroatischen Schifffahrt und zeigt Segelschiffsmodelle. Eine ausgestellte Schwimmweste der Karpathia erinnert an das Titanic-Schiffsunglück vom 14./15. April 1912. Die Karpathia, ein Schiff der Cunard Line, konnte als Erste zu Hilfe eilen. Weitere Exponate im prachtvollen Palast sind Bilder, Möbel und Waffen des 17. bis 19. Jh., eine Gedenksammlung des Geigenbauers Franje Kresnik (1869-1943) sowie Trachten aus der Umgebung. Im Außengelände ist ein Lapidarium.
♦ Pomorski i povijesni muzej, Trg Ricarda Zanelli 1, Tel. 051/213-578, www.ppmhp.hr. Mo 9-16, Di-Sa 9-20, So 9-13 Uhr. Eintritt 20 KN, Kinder/Stud. 15 KN. Es gibt auch ein Kombiticket für alle Museen: Erw. 30 KN, Kinder/Stud. 10 KN, Fam. 50 KN.
Naturwissenschaftliches Museum: Meeres- und Landesfauna sowie Heilpflanzen aus der Umgebung sind zentrale Themen des Museums. Dazu geologische Funde, eine Sammlung von Schnecken und Muscheln und im Aquarium Fische, z. B. Rochen. Ein großer präparierter Hai wird ebenfalls gezeigt. Um das Museum wurde ein kleiner botanischer Garten mit Gewächsen aus dem Adriaraum angelegt.
♦ Prirodoslovni muzej, Lorenzov prolaz 1 (nordöstlich im Park), Tel. 051/553-669, www.prirodoslovni.com. Tägl. 9-20 Uhr. Eintritt 10 KN, Schüler/Stud. 5 KN. Kombiticket → oben.
Museum für Moderne und Zeitgenössische Kunst: Seit 2017 beherbergt der riesige lichtdurchflutete, renovierte Benčić-Palast im 1. und 2. Stock auf 1800 m2 die Kunstsammlung. Hier waren einst eine Zuckerraffinerie, dann eine Tabakfabrik untergebracht, im Zweiten Weltkrieg wurden in dem Palast Motoren für Autos und Schiffe gefertigt. In den riesigen Räumlichkeiten werden Gemälde von Künstlern aus Rijeka aus dem 19. Jh. sowie Gemälde, Zeichnungen, Graphiken und Plastiken von internationalen Künstlern aus dem 20. und 21. Jh. gezeigt. Jährlich gibt es wechselnde Kunstausstellungen, auch eine Biennale der Jugend.
Ein Kinderhaus wird ab Oktober 2020 an der Nordfront des Benčić-Palastes eingerichtet; es dient für Workshops und Veranstaltungen.
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