Robert Feldhoff

Perry Rhodan 1707: Attacke der Abruse


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der Gish-Vatachh sind viel zu langsam.«

      Wieder versanken sie in resigniertes Schweigen.

      »Wir werden auf Verstärkung warten«, sprach Marusian Thean zum Schluss. »Wenn es sich um die ersehnte Truppenstärke handelt, dann greifen wir an und vernichten unsere Feinde. Und sollte das nicht der Fall sein ...« Er hüllte sich in einen hitzigen, qualmenden Schwall, »dann versuchen wir es dennoch. Es ist nicht von Bedeutung, ob wir sterben.«

      Das Wort »wir« besaß für die Theans eine besondere Bedeutung; damit waren sämtliche Gish-Vatachh, Xophach und Raunach in den Kampfschiffen der Flotte gemeint.

      Übrigbleiben würden nur die Schiffe der Theans. Denn sie selbst, die Scharfrichter und Wissenden, waren zu wertvoll, um sich wegzuwerfen.

      Einer nach dem anderen verschwanden die Theans von Bord der ENTHUOR.

      Marusian Thean blieb allein zurück. Sein schlankes Schiff zog weiterhin eine weit geschwungene Bahn – ab und zu von einem Scheinwerfer aus dem Dunkel gerissen.

      Noch am selben Tag empfingen sie ein kodiertes Funksignal. Verstärkung war unterwegs und nun sehr nahe.

      *

      Moira, Rhodan und Atlan verließen den Werftplaneten Ruulem am 10. Januar 1217 NGZ. Seit man wusste, dass die Galaktiker gegen die tödliche Ausstrahlung der Abruse immun waren, galten sie als echte Verbündete der Ayindi. Für Aktivatorträger kam hinzu, dass sie sich im Arresum anscheinend unbegrenzt aufzuhalten vermochten.

      Es fehlte nur am geeigneten Werkzeug, um die Abruse zu bekämpfen. Das wollten sehr bald die Ayindi liefern, indem sie drei abgespeckte Versionen ihrer Rochenschiffe auf Galaktiker-Verhältnisse umrüsteten. Es sollte möglich sein, eine solche Einheit mit nur drei Aktivatorträgern Besatzung zu fliegen.

      Für die Schiffe der Galaktiker waren die Distanzen im Arresum zu gewaltig. Sie hätten Monate oder Jahre verloren, allein mit dem Flug von einem Ort zum anderen. Der BASIS-Besatzung war diese Wartezeit nicht zuzumuten.

      Rhodan und Atlan hatten die ersten Tests hinter sich gebracht. Sie wurden im Arresum nicht mehr benötigt.

      Am 15. Januar passierte die STYX das Transitionsfeld über dem Planeten Caarim, dem 21. des Aariam-Systems. Über Noman kam sie heraus. Die Lage hatte sich nicht verändert, weil noch immer Feuerpause herrschte.

      Die BASIS war ein gewaltiges Ellipsoid, mit einem ebenso gewaltigen, angeflanschten Antriebsblock von rechteckiger Form. Seit der Umstellung auf Metagrav-Technik wurde dieser Anbau jedoch als Beiboothangar genutzt. Insgesamt brachte es das Trägerschiff auf 14 Kilometer Länge.

      Auf dem Planeten Heleios hatte man die BASIS noch einmal so weit überholt, dass sie die Strecke Terra-Große Leere und zurück schaffen konnte.

      Aber danach, so wussten alle, war es mit der Legende ein für alle Mal aus. Kosten-Nutzen-Rechnungen galten auch für Raumschiffe. Irgendwann erreichte jedes Schiff den Punkt, an dem eine Reparatur mehr kostete, als sie einbrachte.

      Und die BASIS mit ihren endlosen Expeditionen, mit ihren vielen Vorstößen in unbekannte Regionen des Kosmos, hatte diesen Punkt schon überschritten.

      Moira hielt sich nicht damit auf, ihr Schiff an die BASIS anzudocken. Stattdessen beförderte sie Rhodan und Atlan hinüber.

      Die beiden Unsterblichen fanden sich an Bord des Trägerschiffes wieder. Sie gaben an ihre Freunde einen detaillierten Bericht ab – und zogen sich in ihre Kabinen zurück, um abzuschalten.

      2.

      »Perry«, sprach die Hamiller-Tube leise. »Ich sehe, Sie lesen gerade?«

      Rhodan sah unwillig auf. Diese Leidensstimme kannte er. »Ja, Hamiller. Eine sehr interessante Info-Spule. Worum geht es?«

      »Ich habe Angst, Sir.«

      Er kräuselte die Stirn, nahm den letzten Schluck lauwarmen Früchtetee und stellte die Tasse ab.

      »Das wäre nun allerdings keine Neuigkeit.«

      Die Hamiller-Tube entwickelte eine ausgeprägte Neurose, die längst nicht mehr maschineller Natur sein konnte. Nur Lebewesen fürchteten sich vor dem eigenen Ende. Seit das bevorstehende Ende der BASIS bekannt war, tat es allerdings auch Hamiller. Rhodan sah sich ein ums andere Mal in merkwürdige Unterhaltungen verstrickt.

      »Diesmal ist es nicht wegen der Verschrottung, Sir.«

      »Worum geht es dann?«

      »Um die Besatzung, Perry ... Ich fürchte, dass man Sie, Sir, nicht mehr richtig respektiert. Und ich errechne eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, dass man mich als Kommandanten abschalten will.«

      Rhodan kam aus seiner halb liegenden, halb sitzenden Haltung hoch. »Details, bitte schön!«

      »Ich habe keine. Meine Programme zwingen mich, relevante Informationen sofort wieder zu löschen, wenn sie privater Natur sind. Aber etwas geht vor. Ich weiß das ganz bestimmt.«

      Computer-Wahnsinn. Der gute Hamiller dreht völlig durch.

      »Hör zu!«, sagte Rhodan, »lass mich bitte mit solchen haltlosen Vermutungen zufrieden. Wer will dich abschalten? Das ist doch überhaupt nicht möglich, Hamiller!«

      »Wirklich nicht?«

      »Nein!«

      Das Geräusch, das er daraufhin zu hören bekam, klang wie ein digitales Aufatmen.

      Computer-Wahnsinn. In der Tat.

      *

      Die 10.000 Schiffe der Theans hielten nach wie vor ihre Position; ebenso die BASIS und die Rochenschiffe der Ayindi. Zweifellos bekam die Feuerpause beiden Seiten gut. Dennoch herrschte eine unerträgliche Spannung, weil niemand wusste, wann die Theans wieder zuschlagen würden.

      Zwischen der BASIS und den Schiffen der Belagerer waren ständig Ennox-Spione unterwegs. Die Humanoiden von Mystery hatten im Schutz ihrer speziellen SERUNS endlose Konferenzen belauscht.

      Verwertbare Ergebnisse brachten sie selten mit sich. Wahrscheinlich fehlte es an Geduld; die Ennox konnten einfach nicht bis zum Ende abwarten, oder sie waren entdeckt worden.

      Noch am selben Tag kehrte der Nakk Paunaro zurück. Mit der TARFALA, seinem Dreizackschiff, hatte er eine Erkundungsexpedition in die Umgebung unternommen.

      Man konnte darüber streiten, ob die Ennox am wenigsten berechenbar und zuverlässig waren oder ob diese zweifelhafte Ehre das Schneckenwesen traf. Paunaro jedenfalls besaß zweifellos den geringeren Nutzen. Das Schneckenwesen hatte nicht einmal versucht, etwas über die Thean-Flotte zu erfahren.

      Sein Interesse galt dem hyperdimensionalen Umfeld. »Vermessungen, Perry Rhodan«, meldete er. Seine Sicht-Sprech-Maske bedeckte das ganze, nichtmenschliche »Gesicht«. »Wunderbare Dinge entdeckt. Du verstehst das nicht.«

      Ab und zu, so wie an diesem Tag, trafen Ennox-Boten aus der Milchstraße ein. Nachrichten von der Erde brachten sie.

      Boris Siankow berichtete auf einem Datenträger ausführlich von den Forschungsarbeiten, die er mit seinem seltsamen Fund vom Mars unternahm. Es handelte sich um ein drei Meter großes, in einen Block aus unbekannter Metalllegierung eingeschlossenes Skelett.

      Vorläufig gab der Fund seine Geheimnisse nicht preis. Nur das Alter: Und das betrug rund zwei Millionen Jahre ...

      Beunruhigend. Zwei Millionen, eine magische Zahl. Hat nichts auf dem Mars zu suchen.

      Kurz vor Mitternacht endete der Reigen der Besucher und Rückkehrer mit Icho Tolot. Der schwarze Riese durchbrach ohne Mühe im Überlichtflug die Barriere der Theans.

      Zu kommen war leichter, als zu entkommen. So einfach wie die HALUTA würde man die BASIS nicht manövrieren lassen.

      Haluter waren um die dreieinhalb Meter groß, wogen vierzig Zentner und übertrafen als Kampfmaschinen selbst eine Horde Ertruser. Selten hatte man Wesen kennen gelernt, die einem Haluter Paroli zu bieten