Seealee hielt die seltsame Glitzerperle fest in der linken Faust. Sie war entschlossen, das Geheimnis dieses Gegenstands zu lüften, mit allen wissenschaftlichen Mitteln, die auf Rawanor zur Verfügung standen.
Im Krankenhaus war es erschreckend ruhig – die Patienten blieben aus, weil ihnen ihre Krankheiten gleichgültig waren. Gelangweilt lungerte das Personal auf den Gängen herum und vertrieb sich die Zeit mit Spielen und Gerede. Als Seealee nach dem Aufenthalt der Klinikleiterin fragte, musste sie sich mehrfach bemühen, bis sie überhaupt eine Antwort bekam.
Gareen, die ältere Frau, die die Verantwortung für das Krankenhaus trug, hielt sich in den Labors auf. Seealee fand sie, tief über ein positronisches Analysegerät gebeugt.
»Etwas Interessantes gefunden?«, fragte Seealee nach dem Eintreten. Auf das Klopfen hatte Gareen nicht reagiert.
Die Frau sah auf. Sie wirkte sehr müde, völlig überarbeitet.
»Nichts«, sagte sie und strich eine Strähne des grauen Haares aus der Stirn. »Ich mache Blutuntersuchungen, um die Ursache für diese schreckliche Lethargie zu finden, die man überall antrifft.«
»Und?«
»Nichts«, sagte Gareen müde. »Keine Abweichungen von den üblichen Werten. Kein Virus, kein Bakterium, keine Antikörper. Die Krankheit scheint eher psychogen zu sein. Und was führt dich her?«
Seealee öffnete die Hand.
»Dies hier«, sagte sie. Vorsichtig nahm Gareen die blaue Glitzerkugel auf und hielt sie ins Licht.
»Sieht aus wie Glas«, sagte sie. »Wo hast du das her? Im Gebirge gefunden?«
»Nein, hier in der Hauptstadt«, antwortete Seealee. »Ich habe den Verdacht, dass sie Crahn gehört – und dass er sich dieser Kugel wegen sehr verändert hat.«
Gareen wiegte den Kopf.
»Nur dieses eine Exemplar?«, fragte sie. Seealee nickte. »Nun gut, wir werden sehen, wie weit wir kommen.«
Seealee hatte Literatur studiert, ihre naturwissenschaftlichen Kenntnisse waren recht gering. Daher verfolgte sie mit Interesse, aber ohne Sachkunde, wie Gareen die Glitzerkugel einer genauen Analyse unterzog.
Das spezifische Gewicht entsprach dem von Glas. Demnach hätte das Material nicht schwimmen dürfen, was es aber tat. Es leitete keine Wärme, dafür aber elektrischen Strom.
»Vermutlich mineralisch«, meinte Gareen nach den ersten Untersuchungen.
»Es muss auch irgend etwas mit Biologie zu tun haben«, ergänzte Seealee.
»Das werden wir herausfinden – wir müssen nur sehr vorsichtig sein, damit wir das Probestück nicht zerstören.«
Die nächsten Experimente brachten noch verblüffendere Ergebnisse. Danach war die Perle zum einen ein hochwirksames Mittel zur Bekämpfung von Bakterien, zum anderen führte es, in lebendes Gewebe eingepflanzt zu explosivem Zellwachstum.
»Verrückt«, murmelte Gareen ein ums andere Mal. »Völlig verrückt.«
Sie arbeitete wie besessen. Stunden vergingen über diesen Experimenten. Als sie Seealee schließlich die Kugel zurückgab, war die Klinikleiterin mit ihrer Wissenschaft am Ende.
»Das Ding ist tot, enthält keinerlei Leben«, sagte Gareen erschöpft. »Aber es beeinflusst Lebensvorgänge in erstaunlichem Maß. Es ist mit keinem bekannten Material dieses Planeten vergleichbar. Du bist dir darüber klar, was das bedeutet?«
Seealee nickte wie betäubt.
»Es stammt von einer anderen Welt«, sagte sie erschüttert. Gareen wiegte den Kopf.
»Es gleicht auch keinem Material, das wir von anderen Welten Manam-Turus kennen«, fügte sie hinzu. »Wenn du mich fragst – ich würde sagen, es stammt aus einem anderen Universum, oder von einer Lebensform, die der unseren so fremd ist, als käme sie aus einem anderem Universum.«
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