Clark Darlton

Perry Rhodan 302: Gestatten, Gucky und Sohn!


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und somit einhundertunddreißig Jahre alt. Als sie den Zellaktivator des getöteten Obmanns Iratio Hondro erhielt, war sie fünfundzwanzig Jahre alt gewesen. Und genauso sah sie auch noch heute aus. Der Zellverfall war angehalten worden; sie würde nie mehr altern.

      Suzan Rhodan-Waringer aber alterte. Sie war bereits dreißig Jahre alt und somit physisch älter als ihre Mutter. Diese merkwürdige Tatsache störte die Freundschaft zwischen Mutter und Tochter keineswegs. Im Gegenteil: Sie war oft Anlaß zu freundschaftlichem Geplänkel zwischen den beiden Frauen, die sich ausgezeichnet verstanden.

      Dr. Waringer, Suzans Mann, war nicht in New-Taylor. Er trieb sich irgendwo in der Galaxis herum und ging seinen geheimnisvollen Geschäften nach, die meist darin gipfelten, daß er eine neue Erfindung praktisch erprobte. Rhodan war dann der letzte, der davon erfuhr.

      Wenn er davon erfuhr.

      New-Taylor war die Hauptstadt des Planeten Plophos, des dritten Planeten des Eugaul-Systems. Dieser Planet gehörte zu den acht Welten, die den gelben Stern Eugaul umkreisten. Sie war erdgleich und erfreute sich fast der gleichen klimatischen Bedingungen wie sie.

      Plophos war achttausendzweihunderteinundzwanzig Lichtjahre von der Erde entfernt.

      Auf einem bewaldeten Hügel unweit der Stadt New-Taylor stand Morys Palast. Hier wohnte sie, wenn sie nicht gerade auf der Erde bei Rhodan war, und sie hatte ihre Räume so eingerichtet, daß sie jederzeit Rhodans Anwesenheit spürte, selbst wenn er Tausende von Lichtjahren entfernt war. Stereobilder an den Wänden sorgten dafür, daß man aus großen Fenstern auf irdische Landschaften zu blicken glaubte. Eine Funkbildanlage verband Mory mit der Hauptstadt und dem Regierungspalast. Das war notwendig, denn Mory war noch immer Obmann von Plophos und somit Regierungsoberhaupt des Planeten.

      Die Tür öffnete sich. Suzan betrat den Raum und ging zu der bequemen Sitzecke. Mory lächelte ihr entgegen.

      »Wenn Geoffry nicht da ist, verliebst du dich regelmäßig in meinen Park und gehst stundenlang spazieren. Du mußt schon jeden Pfad auswendig kennen.«

      »Tue ich auch«, sagte Suzan und setzte sich ihr gegenüber. »Die frische Luft ist herrlich – fast so wie auf der Erde. Sie erinnert mich an meine Jugend ...«

      Morys helles Lachen unterbrach sie.

      »Das muß schon lange her sein, Suzan. Aber manchmal ist es wirklich so, daß Erinnerungen – je länger sie zurückliegen, um so lebendiger werden. Ich weiß das von mir. Und ich bin hundert Jahre älter als du.«

      »Doch du siehst jünger aus«, stellte Suzan ohne Bitterkeit fest.

      Mory legte die Hand auf ihren Arm.

      »Das bildest du dir nur ein, Kleines. Du hast keine Falte mehr als ich – nämlich keine. Unsere Kenntnisse der Medizin sind so weit fortgeschritten, daß du vielleicht in weiteren dreißig Jahren einen Zellaktivator brauchtest. Es gibt noch drei oder vier, irgendwo in der Galaxis. Eines Tages wird dein Vater sie finden.«

      Suzan wollte antworten, aber sie wurde durch das Summen des Bildfunkgerätes unterbrochen. Mory zog die Augenbrauen in die Höhe und stand auf.

      »Was wollen denn die schon wieder?« Sie ging zum Schaltpult und drückte einige Knöpfe ein. Sofort wurde der Bildschirm hell. Das Gesicht eines Mannes erschien darauf. »Ja, was gibt es denn?«

      »Das terranische Schlachtschiff POSEIDON hat einen Passagier abgesetzt, Obmann. Eigentlich zwei.«

      Mory schüttelte den Kopf.

      »Was denn nun? Einen oder zwei?«

      »Eigentlich nur zwei halbe, Obmann. Es handelt sich um nichthumanoide Halbintelligenzen. Beide tragen die Uniform der terranischen Flotte, allerdings eine Spezialanfertigung. Das eine der Wesen kann perfekt Interkosmo sprechen und verlangt, zu Ihnen gebracht zu werden.«

      Mory hatte eine ungewisse Ahnung, aber sie wollte Gewißheit.

      »Und der Name? Hat der Besucher keinen Namen genannt?«

      »Doch. Lucky oder so ähnlich.«

      »Vielleicht Gucky?«

      »Das war es, stimmt. Was soll mit ihm geschehen?«

      Mory holte tief Luft.

      »Ich erwarte den hohen Besuch von Terra in meinem Palast. Sorgen Sie dafür, daß er mit einem Regierungsgleiter hierher transportiert wird. Sein Begleiter auch.«

      »Zu Befehl«, stammelte der junge Offizier fassungslos, dann wurde das Bild dunkel.

      Mory setzte sich wieder.

      »Gucky ...! Dann wird es ja hier in den nächsten Tagen recht munter zugehen. Der Mausbiber war schon lange nicht mehr hier, und diesmal scheint er noch Iltu mitgebracht zu haben. Will der vielleicht hier seine zweiten Flitterwochen verbringen?«

      »Ich mag Gucky sehr gern«, gab Suzan zu. »Er ist immer so lustig und guter Dinge. Vielleicht kann ich ihn dazu bewegen, mich auf meinen Spaziergängen im Park zu begleiten.«

      »Er geht nicht gern«, machte Mory sie aufmerksam. »Seine Beinchen sind zu kurz, und ein bißchen Fett hat er auch schon angesetzt. Der Himmel weiß, wie alt er nun ist. Ich fürchte, er weiß es selbst nicht so genau.«

      »Wann kann er eintreffen?«

      »Mit dem Gleiter in einer halben Stunde, wenn man die Formalitäten der Behörde hinzurechnet.« Sie sah auf die Uhr. »Er kann es auch in zwanzig Minuten schaffen.« Sie schüttelte den Kopf und lächelte nachsichtig. »Der Kleine hat schon immer eine Schwäche für mich gehabt.«

      »Ich habe ihn auch gern«, gestand Suzan noch einmal.

      *

      »Söhnchen« war etwa einen Kopf kleiner als Gucky und trug die gleiche Spezialuniform mit dem bestickten Schlitz am Hinterteil, der für den platten Biberschwanz bestimmt war. Die fremde Umgebung verwirrte ihn ein wenig, und das mochte wohl der Grund dafür sein, daß er brav und mit unschuldigem Gesicht neben seinem Vater stand, und den Offizier der Plophoser nicht einmal unterbrach, als der ihnen die behördlichen Bestimmungen vorlas.

      Auch Gucky lauschte aufmerksam, obwohl er den Sermon schon auswendig kannte. Er wollte seinem Sohn mit gutem Beispiel vorangehen.

      Dann kam ein zweiter Offizier hinzu und verkündete den Befehl Morys, die Gäste sofort in den privaten Palast zu bringen. Der erste Plophoser schob daraufhin seine Vorschriften in die Tasche und marschierte mit steifen Schritten davon.

      »Würden Sie mir bitte folgen«, sagte der andere höflich.

      Gucky nickte ebenso höflich, nahm Söhnchen bei der Hand und marschierte hinter dem Offizier her. Der brachte sie zu einem Gleiter mit spitzen Seitenflügeln, die völlig überflüssig waren. Ein Wappen verriet, daß es sich um ein Regierungsflugzeug handelte.

      »Bringt der Onkel uns zu Tante Mory?« fragte Söhnchen.

      Gucky warf ihm einen strafenden Blick zu.

      »Tante Mory ist nicht unsere Tante«, sagte er leise. »Und der Onkel da ist noch lange nicht unser Onkel. Du mußt nicht immer zu jedem fremden Mann gleich Onkel sagen.«

      Der kleine Mausbiber hielt den Mund, aber er zeigte dem Plophoser beim Einsteigen freundlich seinen schönen und besonders weiß schimmernden Nagezahn, auf den er so stolz war. Er hatte einen viel schöneren Zahn als Papa, der dauernd nach Horropolis zu Dr. Frettl mußte, um ihn sich reparieren zu lassen.

      Die Tür schloß sich, und dann waren sie unterwegs. Der Koffer würde mit einem anderen Gleiter nachgebracht werden, da Gepäckstücke in einem Regierungsgleiter verboten waren. Wahrscheinlich hatte man Angst vor heimlich mitgeführten Bomben.

      Gucky überzeugte sich davon, daß der Pilot nicht hören konnte, was in der Passagierkabine gesprochen wurde. Er tat es, indem er einfach in seinen Gedanken las. Aber der Mann dachte nur an seine zahlreiche Familie und seine bevorstehende Beförderung zum Chefpiloten.

      »Hör zu, mein Sohn, was ich dir zu sagen habe – und hör