Dirk Hess

Atlan 177: Apokalypse für Glaathan


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den Transmitter aktiviert. Er will ohne mich verschwinden, dachte Magantilliken bei sich. Wenn ich ihn jetzt nicht ausschalte, kann ich hier verrotten.

      Der Doppelgänger des varganischen Henkers wurde von der Leuchtaura des Situationstransmitters erfasst. Nur noch wenige Sekunden, und das Transportfeld würde ihn entstofflichen.

      Magantilliken wusste, dass sein Gegner keine Waffe mehr hatte. Den Transmitter hatte er, wie vermutet, durch einen Funkimpuls seines Armbandgeräts aktiviert. Die technischen Instrumente waren während der Panne ebenfalls dupliziert worden.

      Magantilliken hetzte keuchend über die Dünen. Die energetischen Entladungen des Transportfelds verursachten ein prickelndes Kribbeln auf seiner Haut. Der andere wollte sein Funkgerät erneut aktivieren, aber da war Magantilliken auch schon heran. Er wich einem Fußtritt aus, packte seinen Gegner am Handgelenk und hielt sich fest.

      Jetzt kam die Entstofflichung. Alles um ihn herum verschwand in einem diffusen Nebel. Von irgendwoher kam ein gellender Schrei. Es war der Schrei Magantillikens gewesen.

      Aber wer hatte geschrien? Der Doppelgänger oder sein Original? Waren nicht beide völlig identisch miteinander?

      Als sich der Transmitter abschaltete, lag der varganische Henker auf einer sechseckigen Bodenfläche, die von mehreren Lichtquellen angestrahlt wurde. Der Hintergrund schimmerte düster violett. Das Arbeitsgeräusch schwerer Aggregate erfüllte den Raum, aber es war nirgendwo eine Maschine zu sehen.

      Der Doppelgänger war verschwunden. Magantilliken war wieder eine Person. Der Transmitter hatte den Fehler einer Materieduplizierung automatisch korrigiert.

      Der varganische Henker konnte seinem makabren Handwerk weiter nachgehen. Er würde in wenigen Augenblicken aus der tiefen Bewusstlosigkeit erwachen.

      2.

      Das goldene Raumschiff der Varganin zog seine Bahn durch den Sternenraum. Ischtar war nicht mehr allein. Sie hatte Freunde gewonnen, die im Ernstfall sogar ihr Leben für sie aufs Spiel setzen würden.

      Das Doppelpyramidenschiff durchquerte seit langer Zeit den Kosmos. Seine Besitzerin verfügte über das Erbe der Varganen. Sie war unsterblich – und einsam. Daran änderte sich auch nicht viel, nachdem sie Atlan und Ra kennengelernt hatte. Ihr Verhältnis stand unter einer ständigen Spannung. Jeder beanspruchte die Goldene Göttin für sich. Trotzdem waren sie zu einer Notgemeinschaft zusammengeschweißt worden, denn Magantilliken, der varganische Henker, wollte Ischtar hinrichten!

      Die Lichter in der Zentrale des varganischen Schiffes glühten geheimnisvoll. Atlan wusste noch immer nichts mit dem komplizierten Steuersystem anzufangen, das von einer Person allein bedient werden konnte.

      Sie saßen in bequemen Kontursesseln, die sich jeder Körperform automatisch anpassten. Versteckte Lautsprecher berieselten die Anwesenden mit einer varganischen Komposition.

      Atlan spürte die Sehnsucht nach der Unendlichkeit. Atlan fühlte den Hauch der Einsamkeit, den Ischtar verströmte. Das war ein rein subjektives Gefühl. Aber er genoss es, in Ischtars Nähe zu sein. Diese faszinierende Frau hatte mehr Planetensysteme gesehen, als er sich in seinen kühnsten Träumen vorstellen konnte. Sie war womöglich schon in anderen Galaxien gewesen, hatte fremde Sternenreiche besucht und war von einem Ende des Universums zum anderen gereist. Was waren die kümmerlichen Transitionsschiffe arkonidischer Bauart schon dagegen?

      »Auf Kraumon bist du sicher, Ischtar! Mein Stützpunkt wird dich vor den Nachstellungen Magantillikens schützen.«

      Sie sah ihn aus ihren funkelnden Augen nachdenklich an. Atlan glaubte, so etwas wie Resignation in ihnen erkennen zu können. Der Zweikampf zwischen ihr und Magantilliken musste sie in tiefe Mutlosigkeit gestürzt haben. Sie hatte den Henker zwar besiegt, aber wie groß war ihr Vorsprung überhaupt?

      »Magantilliken lässt niemals locker. Er macht Jagd auf alle Varganen, die sich noch außerhalb der Eisigen Sphäre aufhalten. Früher oder später stehe ich ihm wieder gegenüber.«

      Atlan richtete sich auf. Er blickte kurz auf seinen Armbandchronographen.

      »In zwei Stunden landen wir auf Kraumon. Du wirst sehen, mein Stützpunkt kann auch diesem Henker trotzen.«

      Ischtar lächelte milde.

      »Was weißt du denn schon von den Möglichkeiten eines varganischen Henkers? Dass ich noch lebe, danke ich einem Zufall. Magantilliken wird jetzt zu anderen Mitteln greifen. Er weiß, dass ihr bei mir seid. Er kennt euch und eure Tricks.«

      »Willst du damit sagen, dass er uns jetzt genauso erbarmungslos wie jeden Varganen außerhalb der so genannten Eisigen Sphäre jagen wird?«, fragte Fartuloon besorgt. Er stellte den Behälter mit einem positronisch zusammengestellten Menü achtlos beiseite.

      Ischtar drehte sich zu ihm um.

      »Wenn ihr mich weiterhin begleitet, seid ihr ebenfalls Magantillikens Feinde. Er beseitigt jeden, der ihm im Wege ist. Seine Jagd vollzieht sich nach streng logischen Gesichtspunkten. Ihr könnt Glück haben, und er stuft euch als belanglos ein. Dann braucht ihr nicht zu sterben.«

      »Wir bleiben bei dir, Ischtar!«

      Fartuloon drückte Atlan in den Kontursessel zurück.

      »Immer mit der Ruhe. Willst du unbedingt zwischen zwei Fronten stehen? Wir haben alle Hände voll mit Orbanaschols Häschern zu tun. Irgendwann einmal findet diese Bande auch den Weg nach Kraumon. Dann haben wir die Kriegsflotte des Imperiums auf dem Hals. In einer solchen Lage können wir uns nicht auch noch mit dem varganischen Henker herumschlagen.«

      Ischtar unterbrach den Bauchaufschneider knapp.

      »Ich setze euch also auf Kraumon ab!«

      Atlan sprang auf. Seine rötlichen Augen blitzten.

      »Das lasse ich nicht zu! Ischtar steht unter meinem persönlichen Schutz. Soll dieser Magantilliken doch aufkreuzen, ich werde es ihm schon zeigen!«

      Ischtar lächelte. Sie freute sich über das Engagement des Kristallprinzen. Aber sie wurde sofort wieder ernst. Sie wollte den Arkoniden nicht mit ihren persönlichen Problemen belasten.

      »Ich kann mich sehr gut allein verteidigen«, begann sie. »Ich bin es gewöhnt, seit langer Zeit für mich selbst zu sorgen.«

      »Aber jetzt kennst du uns«, setzte Atlan an.

      »Du wolltest wohl sagen, dass du mich kennst, oder?«

      Atlan hatte den ironischen Unterton nicht überhört. Aber ihm war es egal, ob die anderen über seine Gefühle Bescheid wussten. Für ihn war Ischtar mehr als nur eine flüchtige Begegnung in Raum und Zeit.

      »Habt ihr mich vergessen?«, meldete sich Ra.

      Der braunhäutige Barbar vom grünen Planeten einer gelben Sonne am Rande dieser Milchstraße hatte Ischtar immerhin als erster von allen kennengelernt.

      »Ich danke dir, Ra!«

      Ischtar meinte es ehrlich. Sie wusste, dass der Barbar bis zum letzten Atemzug für sie kämpfen würde. Aber was konnte er schon gegen den varganischen Henker ausrichten?

      Ein akustisches Signal unterbrach für wenige Augenblicke die Musik. Der Panoramabildschirm flammte auf und gab allen Betrachtern ein gestochen scharfes Bild des vorausliegenden Raumquadranten wieder.

      Atlan kannte die Konstellationen.

      »Wir werden bald auf Kraumon landen.« Ischtar sah zu Atlan hinüber.

      »Dann unternehmen wir erst mal einen Jagdausflug in die Berge«, rief Ra hocherfreut.

      Atlan wollte seinen Begleiter nicht enttäuschen, deshalb entgegnete er nichts darauf. Aber er wusste, dass sie alle Hände voll zu tun haben würden. Kraumon musste auf Ischtars Anweisungen hin in ein Bollwerk verwandelt werden, das sogar dem varganischen Henker nachhaltig Widerstand leisten konnte.

      Atlan wusste selbst nicht mehr, weshalb er jetzt gerade darauf kam. Er musste plötzlich an fünf Arkoniden denken, denen er vor nicht allzulanger Zeit im System